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Your
Bicycle !

Balkan 2018

E D I T O R I A L




Hallo liebe Web-Teilnehmer :-)



In einem seltenen Akt der Direktansprache hier ein paar Gedanken zum Publizieren im Internet (ich verwende das Wort Content nicht, es gehört in den Konsumgüterbereich) und damit es für euch interessant wird - zur SICHERHEIT - Terror, Bomben und Gelehrte !

Vor ca. 15 Jahren fand ich erstmalig die Möglichkeiten des Webpublishing auf meinem Computertisch vor, indem die damalige Firma Suse aus Nürnberg ein Computersystem mit einem gebrauchsfertig installierten Webserver für wenig Geld in die Kaufhallen brachte - ein Suse Linux. Man musste nur noch den Computer ins Internet bringen - nicht nur zum Empfangen, sondern auch zum Senden. Und ein bisschen HTML lernen. Es war sehr einfach - auch der Webserver Apache funktionierte per Drop-In und schon kam der nach Inhalten hungrige Googlebot, 1 Tag später war der Inhalt in der Suche, oft auf der ersten Seite.

Ich fand sehr schnell Gefallen an der Möglichkeit, selbst ohne Zuhilfenahme kapitalstarker Printmedien, ohne Lektor und Zensur Texte und Bilder zu veröffentlichen und nutzte das reichlich, u.a. mit dieser damals in ihrer Form noch neuen Fahrradseite. Die bis 2004 bestehenden Radreiseseiten waren noch sehr sparsam in der Präsentation, d.h. die Bilder waren briefmarkengroß und oft auch nicht sehr gelungen, der Text bei weitem informativer. Da ich keine Speicherbeschränkung auf meinem Heimcomputer hatte (im Gegensatz zum Webspace für Studenten auf den Uni-Servern) konnte ich eine große Zahl von formatgroßen Bildern zeigen, die meine erste Digitalkamera in die Welt setzte.

Inzwischen ist das längst wieder Geschichte. Eine Reiseseite ohne großformatige und sensationelle Fotos im Instagrammstiel wird heute gar nicht mehr gespidert (von Google, damals gab es noch eine Vielzahl anderer aktiver Suchmaschinen), geschweige denn vom Publikum durchgeklickt.

Es war mir aber klar, dass diese nicht konzessionierte publizistische Freiheit der Obrigkeit, den mächtigen Interessengruppen sowie den kapitalstarken Konzernen weltweit nicht genehm ist. So wie diese in den Jahrhunderten davor alles daran setzten, die Publikation via Druck und später Funk bis in den letzten Buchstaben und Ton zu kontrollieren, um alles, was nicht der geduldeten Meinung entspricht auszufiltern und zu verbieten.

Diese Mächtigen haben vor 15 Jahren noch über das Internet und dessen Nutzer gespottet. Sie wussten auch nicht, was das ist und wie man es reguliert.
Ich allerdings habe gesehen, dass sich das rasch ändern wird, und dass ich damals die Chance zur Veröffentlichung von Inhalten, die mir am Herzen liegen (nicht nur die hier veröffentlichten), nutzen musste.

Innerhalb 10-20 Jahren rechnete ich mit so weitgehenden technischen und juristischen Beschränkungen, dass man den Zustand wie bei der Papierpresse hat: Jedes Wort muss genehmigt werden, wird einzeln lektoriert. Wer nicht den staatlich vorgegebenen Ton trifft, für den schreiben Blockflöten-Redakteure Einheitsinhalte im Einheitsstil, der Staatsobrigkeit, mächtige Interessengruppen (u.a. die Parteien) und kapitalstarke Wirtschaftskonzerne preist oder er sagt nix mehr.

Zunächst wurde das verbreitete Server-Programm Apache so verkompliziert, dass man tagelang mit ihm Sudoku spielen musste, um noch einen Output zu erzielen. Längst war ich aber vom Schreibtisch-Server auf externes Webhosting umgestiegen.

Nachdem bei der Inhaltsindizierung durch die sogenannten Suchmaschinen ganz massive Inhaltsbeschränkungen im obigen Sinne vorgenommen wurden (als Beispiel die hochselektive staatlich kontrollierte Baidu-Suchmaschine; das amerikanische Google, das alle anderen westlichen Webinhaltsindizes geschluckt oder verdrängt hat, funktioniert sehr ähnlich), wird seit einigen Jahren das Thema 'Sicherheit' genau wie das Thema 'Correctness' (ein schreckliches Wort) für die Meinungsbeschränkung im Internet instrumentalisiert.

Ständig drohen Gefahren von Terroristen, Isslamissten, Popolisten, Rechten und Linken, Tätern, Personen, Außerirdischen, Bomben und Autos, die Menschen überfahren (dies übrigens sehr real von den geschätzten und verehrten Rasern, aber die meint die öffentliche Meinung damit nicht).
Das öffentliche Leben wird eingeschränkt - überall stehen nun Kameras, die alles sehen und über die Echtheit eurer Daten wachen, und das deutsche Volk, vertreten durch den allsorgenden Vater Staat sieht nun live und Echtzeit am Googleverlauf eures Telefons, wo ihr selbst grade rumsteht. Es wird weltweit in Real Time an alle euere Geräte übertragen und das Wegwerfen eures Schmachtknochens macht keinerlei Daten unsichtbar zu eurem Schutz (vor 15 Jahren hätte man noch drüber gelacht, dass es mal soweit kommt).





Ganz im Sinne der amerikanischen Heimatverteidigung (Ye !) werden sämtliche Computersysteme im Takt weniger Tage oder sogar Stunden mit immer neuem Sicherheits-Krimskrams geflutet und jeder weiß, dass die Updateritis in kurzer Zeit den sicheren Tod des Systems bedeutet.

Schon lange ist diese Internetseite bei einem Rechenzentrum gehostet, denn der Atomstrom hat sich preislich auch vervielfacht zu unserem Schutz seit 2003, da wird das 24stündige Laufenlassen einer Stromsparkiste (die Dinger saufen immer mehr) einfach viel zu teuer.
Genau das ist dann die gewünschte Exposition, um die staatlichen Terror-Abwehrbomben auszubringen.

Große Aufregung brachte beispielsweise der brandgefährliche 'BUGGG' Schmelz-ein Anfang des Jahres. Mein Hoster brach in Todesangst aus, sandte eine wirre Alarm-Depesche und fegte innerhalb weniger Tage alle Kunden vom Server, der abgeschaltet und dann wohl eingeschmolzen wurde, obwohl er doch jahrelang schön funktionierte.
Bis auf Besuche vom anderen Stern - wenn die Fremdwesen es zu sehr trieben, wurde ich auch abgeschaltet - tatsächlich reklamierte ich dann aus Afrika bei der Venus in US - und man erhörte mich und zog die gierigen Bots von meiner Webseite ab nach 4 Wochen.

Ich sah mich also gezwungen, für die Terrorabwehr in 1-wöchiger Vollzeitarbeit meine mittlerweile schon arg ausgeuferten Internetseiten neu aufzusetzen (also hunderte Seiten Text und Code durchzugehen auf der Schreibmaschine). Es hat auch Vorteile - man sieht mal wieder den eigenen Stall.
Der verschmolzene kommerzielle Server hatte im übrigen nichtmal mehr ne Datensicherungsfunktion für die Benutzer, soweit zur Sicherheit.

Solch eine Auslese kleiner Web-Publikationen ist vom System durchaus vorgesehen, der Terror, die Bomben und die Gefahr treffen nämlich bevorzugt diejenigen, die ohnehin den Mund halten sollen.

Macht nichts, habe es ja gefixt :)

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, ist Enjoyyourbicycle jetzt grün. Oben links, die Gewinnerfarbe. Ich hatte mehr zum Spaß mal angefangen, ein Zertifikat anzufordern. Mit der neuen Hostingsoftware Plesk im neuen Internetheim geht das auch sehr einfach. Dann allerdings alles tot, denn die als so einfach angepriesene Sicherheitsumstellung gegen Isslamissten und Popolisten ist ein ganz heikler konstruktiver Eingriff in die Seiten- und Codestruktur, kein Wunder, wenn man nichts mehr sieht.
4 Tage habe ich nun damit zugebracht, das Vorhandene wieder etwas zusammen zu montieren, nur um demnächst die nächste Sicherheit über mich ergehen zu lassen, wenn die zum Betrieb der Bildergalerien nötige Software-Umgebung PHP 5.6 aus 'Sicherheitsgründen' abgeschaltet wird.
Leider gibt es aus jetziger Sicht gar keine Möglichkeit mehr, noch etwas zu sehen, außer alles komplett neu zu schreiben mit der dann geduldeten Software-Umgebung (wir haben jetzt PHP 7).

Die Sicherheitsauslese trifft eben nicht Terroristen und Popolisten, Schinder und Schänder, sondern ganz gezielt die kleinen Veröffentlichungen, die gezwungen werden, mit den berufsmäßigen Contentprovidern immer der neuesten ausgerufenen Sicherheit hinterher zu hecheln, sonst sind ihre Publikationen sicher im Orkus.
So denken sich das auch die Interessengruppen (u.a. Parteien, öffentlicher Dienst, Krankheitswesen u.a.) und Meinungskonzerne (Fäcebook, Ebbl, Guugel, Spiegel, RTL ...).

Weil ichs eben schon früh vorhersah, habe ich meine Veröffentlichungen entsprechend aufgeräumt. Mir macht es aber immer noch Freude, am Ball zu bleiben und meine zunächst mal für mich selbst und einige Bekannte aufbereiteten Inhalte online zu stellen.

Daher nun endlich der Schimmer der Hoffnung im Trübsal des Bombenhagels der unsichtbaren Angreifer:
Innerhalb des Jahrs 2019 wird wohl eine Umstellung auf eine aktuelle Websoftware beginnen und die Zeit der handgemalten Internetseiten wird im Großen und Ganzen Geschichte sein. Im Gegensatz zum Druck, den man sich ins Regal legen kann, sind elektronische Publikationen eben verderblich und man muss sie ab und zu mal revidieren.

Zunächst soll mein Ausflug an den Äquator irgendwann mal in besserer Form erscheinen (z.Z. noch provisorisch und unvollständig bei den Amerikanern beheimatet, was übrigens beim direkten Rüberschieben aus den afrikanischen Ländern viel Freude bereitete mit allen technischen Trix). In den Folgejahren ziehen dann auch die anderen Inhalte um.

Dass Altes nicht hässlich sein muss, sehen wir übrigens immer noch am Teil 'Alpi Occidentale 2007', der vor über 10 Jahren ohne empfindliches PHP mit vielhundertseitigen Skripten selbstgecodet mit einfachen Javascripts ohne Datenbank realisiert wurde. Den werde ich auch später noch so konservieren.
Damals galt Javascript noch als schwer krebserregend, heute ist es das Arbeitstier in allen html5- und php-Anwendungen (ähnlich wie übrigens Funk, Wifi ist ja kein Elektrosmog).

Also, die Auslese ist hart, aber Facebook-kompatibel wird das hier nie - versprochen.

Baden-Baden, Oktober 2018

Kommt gut über den Winter

Rainer



       
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