Ich lehnte mein Fahrzeug an den nächstgelegenen Holzstoß und trank erstmal ein Schluck. Dazu ein Landjäger.
Mit kritischem Blick auf die aktuelle Uhrzeit und meinem Fehlbestand an feuchten Tüchern für die Finger beschloß ich, dieses Malheur ersteinmal durch Nachpumpen abzustellen.
Das genügte zwar vorerst, aber ich pumpte noch oft nach.
Dafür enthielt diese Fahrt einen besseren Kräftigungseffekt, weil die Widerstände mich ganz schön Schweiß kosteten.
In Karlsruhe endlich an der Pulverhausstraße war die Absolutheit des Defekts nicht mehr wegzupumpen und ich mußte in der späten Abenddämmerung auf der Stelle das Vorderrad erneuern. Zur Stärkung aß ich erst einmal ein Snickers.
In guter Routine klebte ich mein Plaster auf den Pneu und schon 30 Minuten später war ich wieder aufgesattelt und unterwegs nach Malsch.
Nun war auch noch das Vorderrad unwuchtig und der Dynamo lief auch nicht mehr, weil der Reifen nicht gerichtet war.
Ich lehnte mein Fahrzeug an einen Poller am Damm ('Vorsicht Gas') und richtete den Dynamo. Kaum saß ich wieder im Sattel, merkte ich, wie meine Füße merkwürdig vom Pedal rutschten.
Also wieder abgestiegen. Man sah zwar kaum noch was, aber daß meine Zierpedale zugeschmiert waren mit einer scheisse-artigen Masse, das erkannte ich.
Die hing ja auch an meinen Schühchen.
Man konnte den Lehm gar nicht recht abbekommen mit den spärlichen Mitteln, die ich noch dagegen anwenden konnte.
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So rutschte und polterte ich mit polternden und halbplatten Rädern durch den abendlichen Hardtwald nach Malsch, wo ich in rasender Fahrt noch 1 Landjäger und 1 Hanuta aß, außerdem 1 Red Bull. Wollte es nun auch zu regnen anfangen? Nein, nur 1 Tropfen, sprach der Himmel.
Mein Bein spürte ich schon einige Zeit nicht mehr, aber der restliche Weg bis Favorite wurde trotzdem lang.
In Kuppenheim, das still in der Nacht lag, klapperte ein Ast oder sonstiges Trümmerteil gegen die Speichen, wie ich hörte.
Kuppenheim ist ein dunkler Ort, doch ich fand eine Laterne, um das Fahrwerk zu inspizieren.
Das Trümmerteil war mein Funktelefon, das ich auf Langstrecken mitführe, um eventuell die Feuerwehr oder andere Hilfsdienste zu informieren.
Darüber klaffte ein großer Schlitz in meiner Radtasche, durch den wohl bereits einiges anderes Gerät auf meinen Fahrweg herabgeregnet war.
Beruhigenderweise hatte ich vorgesorgt und vor der Abfahrt einen Reserveschlüssel im Treppenhaus deponiert.
Favorite - wonniger Rastplatz immerdar.
Ich parkte vor der Cour und räumte die Tasche aus. Viele Utensilien fand ich noch darin enthalten. So konnte ich mich noch einmal umziehen.
In der Orangerie tobte ein Polterabend.
Ich aß 2 Müsliriegel, mehrere Frittstreifen, die ich fand, und trank ein Apfelschorle.
So gestärkt trat ich zum letzten Gefecht.
Humpelnd mit surrendem Stromerzeuger fuhr ich Richtung Oos, als ein blitzartiger Regenguß noch meiner habhaft wurde.
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