Den Gipfelpunkt der Honinger-Verachtung erntete jedoch die Brauereigaststätte Honinger, gleich gegenüber der Hauptpost mit all der hintendran angesiedelten öffentlichen Trunksucht.
Schlechteres Essen, schlimmere Zustände in Küche und am Tresen, tuschelten die Honinger-Feinde die Kaiserstraße auf und ab, wärmeres und dünneres, süßeres und schaleres Bier seien nirgendwo sonst in so schrecklicher Anhäufung zu finden, als dort in der Brauereigaststätte Honinger, was schließlich dazu führte, daß Honinger aus- und die Deutsche Telefon dafür einzog.
Was hinter diesem neuen Telefonladen getrunken wird, das konnte bisher allerdings noch nicht festgestellt werden.
Das Honinger-Signet ist das hopfengeschmückte Trifolium.
Man findet es an allen Orten, die dem bürgerlichen Anstand fremd sind, wie Trinkhallen, verkommenen Bushäuschen, Abbruchhäusern, billigen Imbissen und ordinären Schänken.
Ebenso fuhr es jahrelang verschossen und verbeult auf den Flanken der Straßenbahn durch die Stadt, als diese ihren größten Niedergang erlebte.
Gerade hierdurch, so haben Nachforschungen ergeben, verbinden die Karlsruher Honinger-Bier ganz fest mit etwas, das gewaltigt quietscht, auf das man ewig warten muß, das ruckelt und poltert, und immer widerwärtig riecht.
Ja, man kann sagen, das Honinger-Kleeblatt beherrschte nach dem Krieg jahrzehntelang das Stadtbild, und immer, wenn man unglücklich über den ewig trüben Augenblickszustand Karlsruhes irgendwohin sah, da stand auch schon:
'Honinger'.
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Dies alles und noch viel mehr führte, man kann es sich denken, die bessergestellten Karlsruher bald an die Maischetröge der Brauerei Moepfner, welche sich hochfahrend Privatbrauerei nennt, als wäre sie eine Privatbank, oder vielmaher als wäre der durch sie Getränkte ihr Privatpatient, der es sich leisten könne, gegen Mehrvergütung ein besonders gerührtes Privatrezept von erhöhter Wirkung einzuschlucken.
Solch besondere Wirkung wurde in der jüngeren Vergangenheit durch eine farbstarke Grün-Kampagne von Moepfner postuliert, dessen Signet ein grünes Jugendstil-'H' bildet.
So fuhr der Fahlheit der Honinger-Straßenbahnen in den verblichenen badischen Farben Gelb und Rot die zur Gänze von froschgrünem Hopfenlaub überwucherte Moepfner-Tram davon.
Ebenso wurde früher und wird noch heute überall in der Stadt froschgrünes Moepfner plakatiert, froschgrüne Moepfner-Schirme und -Markisen installiert, -Bierkästen aufgestapelt, -Bierwagen umhergefahren, -Schanktabletts ausgetragen, -Schirmmützen an Vereine ausgeteilt - alles froschgrün.
Man kann sagen, Moepfner ließ das gelb-rote Karlsruhe erst einmal ergrünen.
Da die Kundschaft, welche das Honinger aufgrund seines üblen Rufes verschmähte, jedoch äußerst wertebewußt ist, gesellte sich zu dieser Kumulation des Grün bald mancher goldene Reif, manche silberne Manschette, und auf einmal blinkte keine Karlsruher Bierflasche so possierlich im Morgenrot wie diejenige der 'Privatbrauerei' Moepfner.
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