Oft wohne ich der Jugend in ihrer Unbefangenheit bei.
Doch regelmäßig erregt die üble Sitte des Spuckens mein Mißfallen.
Sobald der Mensch heutzutage das spuckfähige Alter erreicht, mit 3, 4 Jahren vielleicht, rotzt er alle Minuten auf die Erde, als sei es das Beste, was dieser zuteil werden könne.
Es sind doch aber so hübsche und gefällige Kinder, die solchem Entleerungsdrang anheim fallen. Man sorgt sich regelmäßig um das Wohlbefinden solcher hübscher, gefälliger und kräftiger Kinder, die so oft ausspucken.
Und wo bleibt die erzieherische Aufsicht, die das unterbindet?
Je älter und geschickter solche, im übrigen stets männlichen Rotzspeier werden, destomehr Sekret finden sie in den Tiefen ihrer Schleimschlunde, und so wollen die feuchtesten aller Rachen berstend vor Stolz im Sekundentakt geräuschvollst sabbernd entleert werden.
Es gibt überhaupt keinen öffentlichen Ort mehr, der nicht zugekleistert ist von frischen Rotz.
Rotz
- auf der Wartebank
- neben der Wartebank
- auf der Bahnbank
- auf der Busbank
- auf der Bundesbank
- im Zug
- am Bahnsteig
- am Laden
- hinterm Laden
- am Automat
- an der Theke
- an der Treppe
- am Bründl
- im Bründl
- im Bad
- in der Anstalt
- am Becken
- in der Wiese
- in der Dusche
- im Kabinen
- im Klo
- am Briefschlitz
- im Parkhaus
- im Flur
- im Gang
- am Automat
- und sonstwo
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Rotz
- am Fenster
- am Häuschen
- am Höschen
- am Busch
- am Bus
- am Bahn
- am Wagen
- am Rad
- am Griff
- am Eck
- am Automat
- am Deckel
- am Stiel
- am Stuhl
- am Blumentopf
- am Schild nach Durlach
Neulich gar schwamm eine schöne Portion davon im Kurbad.
Ich unterstellte ein Mißverständnis.
Was aber möchte der junge Spuckfink mit seinem Tun bezwecken?
Geht es nur ihm nur um physiologische Erleichterung ?
Ich wage die Deutung, er möchte uns mit seinem Sputum eine Marke seiner momentanen Anwesenheit setzen.
Wo ihm wohl ist, bespuckt er uns um so häufiger, was ihm seine Präsenz köstlich untermalt.
Doch nicht nur als Reviermarke mag das Erspuckte dienen, es mag ebenso als gute Gabe des eigenen wunderbaren, umhegten Leibes an die restliche darbende Menschheit gemeint sein, ein gleichsam präsexuelles Ejakulat des Heranwachsenden.
Das läßt natürlich die Betrachtung offen, ob die Jugend heutzutage erotischen Genuß aus wechselseitigem Bespucken zieht, den Blicken der Öffentlichkeit natürlich entzogen.
Doch halt, wir schweifen ins Wissenschaftliche ab.
Ich wollte mich eigentlich nur im allgemeinen über dieses ganze Gekotze beschweren.
Ist ja übel !
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