In Bratislava, zurück brauchten wir länger, waren dann wieder japanische Stehkongas dran.
So beschwingt standen wir eine Stunde an der Grenze.
Endlich, in Hainburg, meinte Calabek, dem Ende entgegen theatralisierend, er gäbe mir jetzt den Rest, damit ich diese schöne Fahrt nie mehr vergesse. Ich könne ja, falls nötig, in meine Nierenschale ('Schnittendose Alu, groß - EVP 1 M 60 P.') kotzen.
Ein unschwer als Bauchtanz zu erkennender Rave erklang. Dieser kulminierte bis Wien.
Calabek, von den Klängen stark ergriffen, erläuterte, das Material stamme aus Syrien, eine Bauchtänzerin hätte ihm das Tonband überlassen.
Wo doch das Bauchtanzen überhaupt so kunstvoll und auch sehr erotisch sei. Allein die konzentrierte Beherrschung des Hüftschwungs, welcher ja bisweilen in ein unerhörtes Tremolieren des Unterleibs münde.
Mithin sei eine Bauchtänzerin durch derlei Leibeskunst eine exzellente Beischläferin.
[ Laute arabische Musik - Wien, Handelskai ]
"Herr Jehl, haben Sie mit einer Bauchtänzerin schon Koitus gehabt ?"
???
Ich war irritiert. Jeder weiß, daß ich für die Araber gearbeitet habe. Aber jeder weiß auch, daß ich der Homophilie zuneige.
Natürlich weiß auch jeder, daß ich immer geil bin.
- Die Nierenschale !
"Äh, Herr Jehl.. - wie foa ma jetzt nach Nußdoaf ? - Praha oder Klo'burg ?"
Bedrohlich näherte sich der Donauspitz.
Praha oder Klo'burg? Tremolierende türkische Knaben erklangen in Moll. Bauchtanz koital.
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Ich wußte nichts. Mein Hirn war breit. Calabek war immerfort vom Tremolieren der Leiber mitgerissen.
Ich sagte: "Herr Calabek, so wie sie jetzt gefahren sind, kommen wir auf die Brücke!"
Calabek, den Wagen langsam auf den Spitz der Überleitung vorschiebend, jammerte "Naaaaah - des derf ned woah sei - naaaaaahh. S C H E I S Z E ! ! ! "
Wir fuhren unter dem Gejohle der syrischen Kammergesellschaft auf der Autobahnbrücke über die Donau.
Wien illuminierte.
Auch Calabek war schnell wieder froh, und noch lange fuhren wir im 23. Bezirk umher, ehe wir die Donau erneut bei Bauchtanz und tremolierendem Koitalverkehr überquerten.
Unvergänglich.
Gott dem Herrn danke ich, daß der Döner am Nußdorfer Platz bereits geschlossen hielt.
Dort sollte es nämlich weitergehen.
Ich aber war breit.
Ich dankte Calabek herzlich für die wunderbaren türkischen Hörfrüchte, die mir vor der überwältigenden Donau-Kulisse Wiens zuteil wurden.
Dieser nahm es zum Anlaß, mir seine Pläne für die nächste Fahrt nach Zilina anzutragen.
Diesmal jedoch werde ich gerüstet sein.
2 Stunden Hugo Strasser und 2 weitere enthemmte Stunden Murln-Blosn habe ich nun auf Kassette zusammen.
Österreichische Märsche aus der Zeit des K&K sollen folgen (für die Grenze).
* tachinieren:
der aushäusige Aufenthalt zum Zwecke der Zeitvernichtung, meistens im Gasthaus
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