Kilometertabelle:
Lago di Scanno - Anversa degli Abruzzi - Sulmona - Popoli - Navelli 72 km
Teilstrecke (Valle del Sagittario) auf voriger Seite beschrieben
Valle Peligna
Das Valle Peligna ist nach der Landpartie durch die Monti Marsicani eher städtisch-industriell geprägt.
Unser Fortkommen wird von stark befahrenen Straßen besorgt. Nicht alle sind in Ordnung.
Sulmona (403 m) ist die größte Stadt im Tal.
Es wirkt subalpin und besticht durch eine große Altstadt eigenen Stils. Quadratisch-praktisch, sehr aufgeräumt und überall 'Videosorveglianza'. Macht euch schön.
Durch das Erdbeben bei l'Aquila im April, von dem südlich in der Marsica nichts zu sehen war, war auch Sulmona stellenweise etwas angeknackst. Schäden konnte man nicht erkennen. Etliche Gebäude waren jedoch abgesperrt. Da und dort auch Holzstützen.
Weiter das Tal nach Norden, ab Pratola auf der gnadenlosen SS17 'Abruzzese' erreichen wir das verschlafene Popoli (254 m).
Ein Nest, in dem man sich nichtsdestotrotz noch ausgezeichnet versorgen kann, bevor es in die Ödnis des Hochgebirges zurückgeht.
In Popoli waren die Erdbebenknicker nochmal deutlich präsenter als in Sulmona - am Markt war alles abgesperrt. Zu meiner Schande muß ich aber zugeben, daß ich den Grund der zahlreichen Absperrungen erst viel später erkannte, zunächst hielt ich die Sperrgitter für hängengebliebene Baumaßnahmen.
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Piana di Navelli
Um aus dem Tal bei Popoli auf die Hochebene von Navelli (ca. 680 m) aufzusteigen gibt es 2 Wege:
Den klassischen, der antiken ex-SS17 'Abruzzese' folgend oder die neuere Schnellstraße gleichen Namens über das Valle del Tirino, die eine viel größere Strecke zurücklegt. Zumindest im unteren Teil, der tunneliert ist, dürfte radfahren nicht erlaubt sein.
Ich wählte also wie so oft die antike Variante - ein Fehler. Zumindest was das rasche Vorankommen betrifft.
Die Straße geht unfreundlich steil direkt am Ort in die Berge und steigt und steigt, ohne daß der ehrgeizige Jungbaumeister, der dieses Trasse entworfen hat, den Teilnehmern mal eine Schlangenlinie gönnt.
In nur einer Serpentine von 250 m auf 650 m (und noch ein Stückchen weiter auf 750 m) - da hat man was tun.
Musste schieben mit letzter Kraft, dabei ist die Straße stark befahren und eng ohne Randstreifen.
Glücklich oben angelangt wählte ich das vom Erdbeben leicht derangierte Navelli zur Station.
Um ein Haar wäre meine Wahl mißlungen, hätte ich nicht von den örtlichen Autoritäten, der Katastrophenzentrale und der Dorfwirtschaft intensive Unterstützung erfahren.
Das ganze Dorf, die ganze Ebene, die ganze Gegend war nämlich voll Katastrophenmenschen, zwischen denen ich frohgemut radelte, nichtahnend, daß diese sämtliche Zimmerkapazitäten blockierten, während die Menschen in blauen Zelten campierten.
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