Kilometertabelle:
Punta Stilo (Guardavalle Marina) - Stilo - Passo di Pietra Spada & retour 93 km
Die krummen alten Straßen aus dem Königreich machen viel Freude und so wollte ich den Umständen zum Trotz nochmal ohne Ballast in die Berge ziehen, vielleicht nach Serra San Bruno, jedenfalls aber in den Bosco di Stilo, eine Landschaft der Serre Calabresi.
Zunächst geht es an der Fiumara des Torrente Stilaro entlang, flach und heiß, bald steil und warm nach Stilo (400 m), ein wunderbares originales Bergstädtchen, dessen älteste Bauteile ins 9. Jahrhundert datieren.
Hier musste ein eingehendes Begehen sein, damit war das Tagesziel aufgegeben.
Stilo ist von zurückhaltendem Charme, die Ingredienzien der Jahrhunderte mischen sich unaufgeregt und innig: ihr solltet es sehen, wenn ihr an der Küste vorbeiradelt.
Eine gewagte Straßenkonstruktion windet sich dann in eine steinerne Vulva, wo das anschließende Bergbaudorf Pazzano durchradelt wird, nun mit heftigem Antritt nach oben.
Die kleine alte Straße steigt in den Hang des Monte Stella / Monte Mamicommito gut und gerne 500 Meter auf wenigen Kilometern.
Während der Anstieg durch archaische Felsformationen und üppigen blühenden Niederwaldbewuchs führt, ändert sich die Landschaft in der Höhe zum begradigten Forst der ehemals königlichen Besitzung Ferdinandea.
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Zu Beginn dieses Forstes kommt man an der Sprudelfabrik Mangiatorella vorbei, mit deren Wasserlastern man die schmale Straße teilen muß. In dieser manchmal etwas schwermütigen Gegend aber ein beruhigendes Gefühl, daß man nicht ganz sich selbst überlassen ist.
Im Verlauf der Strecke hatte ich Hütehunde, die die Straße versperrten (Trillern hilft) und auch nicht ganz so begeisterte Waldschrate.
Weiterhin stöberte ich auf leisem Pneu im oberen Teil des einsamen Forstes einen Koffer-LKW auf, von dem aus etwas in eine Art Felsbunker umgeladen wurde, was man nicht so genau sehen sollte. Ein überraschtes Gesicht tauchte hinter der Koffertür auf. Der Wagen gehörte nicht originär in diesen Wald.
Allerdings war das reglementierende Element hauptsächlich das Wetter, welches in den Bergen mancherlei feuchtes Wolkengebräu vor sich hertreibt, während unten am Meer die Sonne scheint.
So machte ich am 1335 Meter hoch gelegenen Passo di Pietra Spada kehrt, dankbar, daß ich überhaupt so weit gekommen war. Es war kühl!
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