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Ferrara
Ferrara preist sich in seinen touristischen Publikationen als Stadt des Fahrrads.
In der Tat fällt in der historischen Kernstadt, von einem vollständig erhaltenen Mauernring mit Toren abgeschirmt, ein deutlicher Fahrradverkehr auf.
Zu verdanken ist es der Tatsache, daß es aufgrund des jahrhundertealten, seinerzeit durchaus leistungsfähigen Straßenzuschnitts nur begrenzte Kapazitäten für den PKW-Verkehr gibt. Die Stadt hat daher den PKW- und Lieferverkehr eingeschränkt. Es ist aber keineswegs so, daß Ferrara autofrei wäre - ganz im Gegenteil! Außerdem werken in der Festung eine große Zahl autoloser Studenten der alten Universität, die mit dem Radel bequem jede Niederlassung des Campus erreichen können.
Für den Radtouristen bringt die 'citta delle biciclette' aber kaum eine merkliche Erleichterung.
Radwege gibts fast nur außerhalb der Mauern, von einem Ende zum anderen der Stadt muß man meistens komplizierte Ringkonstruktionen fahren, oft landet der Ortsunkundige doch auf dem Schnellstraßenring um die Mauer. Wichtige Ziele sind allerdings (knapp) beschildert.
Im Inneren der Festungskonstruktion aus der frühen Neuzeit sind kaum noch Radstreifen marktiert, es gibt nur eine allgemeine Wegweisung zu den touristischen 'Monumenti', überwiegend wird der Radler durch unglückliches Kopfstein- Groß- oder gleich Grobkieselpflaster geärgert.
Die Einheimischen nehmen es nicht so tragisch und pedalieren in äußerster Gemächlichkeit ihre zeitlich aus der früheren Vergangenheit entlehnten Gefährte über die Holperwege.
Citta delle biciclette!
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Nichtsdestotrotz ist Ferrara eine äußerst besichtigenswerte Stadt für diejenigen, denen der krude Charme der Vergangenheit gefällt.
Die Kernstadt besteht zu einem großen Teil aus herrschaftlicher Originalsubstanz der letzten 5 Jahrhunderte mit Schwerpunkt auf dem 15. und 16. Jhd.
Die Stadt ist auch nicht so totrenoviert und im Modelleisenbahnstil aufgeschönt, wie man das von Ensembles nördlich der Alpen gewohnt ist. Die Palazzi werden einfach immer weitergenutzt und mit jedem Nutzungswechsel mal überholt. Dominierendes architektonisches Element ist, wie in der Ebene oft, der Backstein. Verputzte Gebäude aus der Zeit ab dem 18. Jhd sind seltener.
Die Stadt und der in ihr ausgedrückte Herrschaftswille der frühen Zeit beindruckt sicherlich, allerdings ist es auch so, daß sich ihre Bewohner diesen Impetus bis heute erhalten haben. So kann es durchaus sein, daß man euch nicht ländlich liebenswürdig entgegentritt, wie ihr es auf eurer Tour gerne hättet, sondern städtisch-forsch.
So ist das eben, wenn man als Radler größere Städte ansteuert.
Ferrara, Stadt des Ziegelsteins, der altgepflegten Arroganz und der langsamen Uralt-Räder.
Gar nicht unverschämt der große, schön angelegte städtische Zeltplatz beim Campo Sportivo der Universität.
Sehr gute Anlagen, allerdings etwas abgelegen ohne Versorgungsmöglichkeiten und Gastronomie (stattdessen ein Automat). Dennoch äußerst preiswürdig!
Der Platz ist für den tatsächlichen Bedarf etwas zu groß geraten. Daher war nicht immer alles funktionsbereit. Das Logis war bis auf das miserable Wetter gleichwohl angenehm.
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