Orientierung / Karten (extern)
Straßen
Verkehrsgebaren
Reisezeit
Saisonöffnung
Unterkunft / Zelten
Versorgung / Siesta / Preise
Geld und Reichtum
Wie sprechen?
Was auftragen?
Wie falle ich nicht auf?
Was guggn?
Werden wir bedroht?
Gefährliche Tiere
Die Hinweise für das Marche und die südliche Romagna beschränken sich auf den Küstenstreifen der Adria entlang der SS16 Adriatica, einer Straße, die weder für Tourismus noch für Radfahren anzuraten ist und auf der dennoch gefahren werden kann. Ich nutzte die Küste zum Kilometerfressen, denn ich war hinter der Zeit.
Straßen
Die Adriatica-Bundesstraße ab etwa Pescara bis etwa Ancona kann direkt mit dem Rad bereist werden, gute Verkehrsfestigkeit vorausgesetzt.
Es existiert meistens ein großes Bankett oder eine Kombispur. In Stadtnähe gibt es Radstreifen, die zur Benutzung einladen.
Den schlimmsten Schwerverkehr schluckt die parallele Autostrada, doch die Verkehrsschnellen reißen euch mit.
Der Unterhaltszustand der Straße ist recht gut, auch in den Städten, wo sie sich teilweise in Einbahnstraßen auflöst. Es existieren bereits einige Ortsumgehungen, die man nicht mitmachen sollte, sondern jeweils direkt durch den betreffenden Ort fahren.
Das Navigieren in den verkehrsreichen Vorstädten ist nicht immer einfach.
Wer die Adrialüste nicht als Transitstrecke braucht, sollte sich einen ruhigeren Weg ein Stück landeinwärts suchen, der natürlich auch hügeliger ist. Vom Wasser ist ohnehin kaum was zu sehen. Die Anlage eine ausgeschilderten Velo-Route von Rimini nach Bari ist geplant. Während an der Romagnola-Küste schon allerhand Regionalradwege sichtbar sind, konnte ich Marche noch nichts davon erblicken. In Italien dauert so etwas.
Ab Ancona, wo man von der Adriatica runter und über den Monte Conero fahren sollte, ist die Küstenstraße teilweise Schnellweg (Superstrada) oder mindestens nicht zum Radfahren geeignet.
Meiden solltet ihr das Stück zwischen Ancona und Falconara (nicht Teil der SS16).
Ab Falconara nordwärts läßt sich recht gut auf der mit schöner Oberfläche und Randstreifen ausgestatteten Staatsstraße radeln.
Es gibt parallel dazu jedoch auch einen Lungomare, der vielleicht nicht immer durchgeht, aber etwas weniger nervös zu befahren ist.
Bis Pesaro kann man sich jedoch gut auf der SS16 halten.
Dann empfiehlt sich dem Küstenradler ohnehin der Aufstieg auf den Monte/Colle San Bartolo, ein kleiner Felsen, um den die SS16 einen Bogen macht.
Hier ist es ganz ruhig und ihr könnt mal von der Hauptstraße verschnaufen. Die Qualität der kleinen kurvigen Wege ist ganz gut und sie sind sogar noch nicht mal zum Meer hin zugeblecht mit PKW-Abweisern, sondern die Leitplanken sind in Renaissance-Art mit geschliffenem Edelholz verkleidet.
Die Emilia-Romagna empfängt den sich vom Bartolo herablassenden Velozipeden gleich wieder mit irrwitzigem Spuren-Geknäul, und wenn endlich der passende Knoten zerschlagen wurde, beginnen die ausufernden Radwege der Rimini-Küste.
Ich empfehle: Nehmt sie einfach und gleitet am Lungomare entlang der sich dem Radler durch die gesamte Strandgroßstadt Cattolica/Riccione/Rimini et al andient bis Cervia - nur die Häfen müssen jeweils umschifft werden.
Damit wird man die Adriatica-Straße los. Aber mit hunderten Fußgängerfurten, alle 50m eine, chaotischem Strandzulauf und hunderten roten Ampeln werden die Schnellen auch nicht glücklich ---> auf die Superstrada mit ihnen.
An der Costa Romagnola also Verkehrsdisziplin und Auge ebenso erforderlich wie Geduld im Stau. Man sollte auch Radfahr- und Richtungsverbote einhalten - Vigiletten (blaue Damen) drohen mit saftigen Strafzetteln (im Wert mehrerer Übernachtungen).
Es ist natürlich ohnehin Sünde in Rimini am Strand und etwa an San Marino vorbeizuradeln.
Im unmittelbaren Küstenhinterland heftiger Verkehr, unübersichtliche Industriegebiete, Schnellstraßen. Eben GPS-Zone.
Hat man mit viel Glück die Riminiküste (Costa Romagnola) überstanden, bleibt zwischen Cervia und Ravenna wenig anderes, als möglichst um die dort als Superstrada geführte SS16 herumzufahren. Mit etwas Tücke ist es auch möglich. Torsohafte Radwege von Ravenna an die Küste sind bereits angelegt. Sie entsprechen neuestem deutschem Standard, teils sogar mit Beleuchtung.
Wählt man die Querfeldein-Methode wird man in dieser küstennahen Gegend auch stets erstklassige Fahrbahnen vorfinden, vor allem einen Haufen Kreisel ins Nichts: Kreisel, Kreisel dreh dich. Lieblingsfigur italienischer Tiefbauingenieure.
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Ravenna sieht sich als Velostadt mit umfangreichen verkehrlichen Maßnahmen. Diese sieht der Ferntourist allerdings als etwas überreguliert. Wo er im Innenbereich auf die Autofahrbahn gezwungen wird, ist das Pflaster in guter italienischer Manier unter aller Kritik.
In Ravenna gibt es sowohl funktionsfähige Velo- wie auch PKW-Wegweisungen, die weiter tragen, als bis zur nächsten Autostrada.
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Dann fängt die die wahre Romagna an:
Sie ist flach, provinziell und die Straßen sind teils unter aller Kritik - es sind die Straßen des Südens, die ich in Sizilien oder in den Paesi Vesuviani bei Neapel schon lange hinter mir glaubte.
Das brave Radel wurde insbesondere auf der unsäglichen Adriatica-alt ex-SS16 (nicht zu verwechseln mit der ausgebauten SS16 Ravenna-Padova) dermaßen hin- und hergeschleudert, daß
a. meine Holzschlapfen davonflogen und vom Camione krachend zerfahren wurden,
b. alle Schrauben, die seit der Sizilien-Umrundung noch gehalten hatten, herausfielen und ich hatte keine mehr
Seht euch also vor vor den Provinzstraßen der Emilia Romagna und schraubt vorher alles gut fest.
In Ferrara wieder das Spiel der citta delle biciclette.
Viele Schilder, eine leider nicht ganz stringente Radwegweisung, die nolensvolens auf den Anlagenring führt (Schnellstraße) und in der Innenstadt Flußsteinpflaster, nur gelegentlich durchbrochen von Großplatten für den Schnellverkehr.
Ferrara - Stadt des Radschiebens.
Die Einheimischen wissen ihr Grobkiesel in stoisch-eleganter Langsamkeit mit dem Rad zu genießen. Mit 30 kg im Heck werdet ihr dort aber umklappen oder eure Felgen ruinieren.
Die Erlösung kommt im benachbarten Veneto auf der anderen Flussseite des Po.
Dort sind die Fahrbahnen standardmäßig von schönem Asphalt, auch in vielen größeren Orten. Es gibt gute beschilderte Radrouten und sogar Schilder, mit deren Hilfe die Autos um Rücksicht gebeten werden für die Fahrräder. Naja, es macht uns ein Lächeln.
Generell gesprochen ist die Fahrbahnqualität im Veneto ähnlich der bei uns früher gewohnten.
Die Verkehrsführungen sind allerdings manchmal noch ambitioniert und die Verkehrsdichte im Umfeld der Städte ist hoch, auch auf vielen Provinzialstraßen (SP). Ich befuhr eine solche von Noventa Vicentina nach Vicenza mit rasendem Schwerverkehr, die schlechterdings lebensgefährlich eng an einem Kanal angelegt war und zum Radfahren gar nicht geeignet. So schnell es ging, verließ ich diesen Stunt.
Es gibt Radrouten, die die Pianura Padana (Ebene des Po) durchqueren, allerdings oft nicht dort, wo man es gern hätte, das Netz ist noch zu dünn.
Vicenza ist dank ausufernder Gewerbevorstädte von Süden in vieler Hinsicht problematisch anzusteuern, im Inneren sind sowohl Wegweisung als auch Straßenbeschaffenheit ganz gut. Radler werden von den Autlern vorsichtig angegangen (die Schilder scheinen Wirkung zu zeigen).
Nach Norden helfen Radspuren.
Im Alpenvorland ist es nicht besser und nicht schlechter als in Österreich - wir sind wieder an Land!
Ein besonderes Augenmerk ist an der gesamten Adria-Küste und auch im Innern der Emilia Romagna sowie des Veneto auf die ausufernden unglaublichen Einbahnstraßenlabyrinthe der Städte zu legen, die auch dem Radfahrer den allerletzten Nerv kosten.
Während ihr vielleicht zum GPS greift, schiebe ich manchmal von Mäander zu Mäander, jedenfalls kosten norditalienische Städte viel Zeit, und wenn ihr entgegen dem senzo unico erwischt werdet, auch einen Batzen Bußgeld. Die Kontrolldichte ist hoch.
Verkehrsgebaren
Dieses ist in Norditalien sowie an der oberen Adria als im Ganzen gesittet zu qualifizieren.
Lichtzeichen und Spurregelungen werden beachtet. Da Fernverkehrsradler bekannt sind, ist der Umgang mit ihnen von Umsicht bestimmt.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Hupen vor dem Überholen ist im Norden weniger gebräuchlich, was die Nerven des Überlandradfahrenden schont.
Konkurrierende Radler in den 'citte delle biciclette' des Nordens sind oft mit euch unverständlich verlangsamten Tempo unterwegs und pedalieren entgegen aller Grundregeln und Richtungen.
Schont sie, sie wissen es nicht besser. Ihr betreibt eine für diese Menschen unverständliche Fortbewegungsart. Ein Velo sei kein Auto!
Reisezeit
Ich war Mitte Juni an der Adria unterwegs.
Das Wetter war beschissen und von Regenstürmen geprägt.
Es gibt keine Wettergarantie an der Adria.
Es gibt eine Belegungsgarantie: Im Arschwetter des Juni war des öfteren schon auf den Zeltplätzen zu lesen: 'Tutto completo'.
Der Juni ist damit bereits als ernstzunehmender Hochsaison- und Hochpreismonat im Marche und an der Romagnola-Küste zu betrachten. Rimini und Cervia. gestopft voll. Die Stabilimenti für germanische Sicherheitsabstände bereits völlig belegt.
Immerhin war ein Unterkommen noch möglich, wenn auch bereits zu fantastischen Preisen, wie sie in der Schweiz nicht genommen werden.
Immerhin wurde ich von einer sehr, sehr netten Camping-Belegschaft für 2 Nächte kostenfrei beherbergt (Stella Maris ****, bei Fano).
Soweit mal die Sonne schien, waren die Temperaturen angenehm. Im Regen holte ich mir jedoch kalte Füße.
Ähnliches gilt fürs Veneto, das klimatisch sehr Österreich oder Süddeutschland ähnelt mit lediglich längeren Sommern.
Auch dort im Juni bereits überall starke Belegung.
alternative Reisezeit:
Mai oder früher Herbst
Zeltplatzöffnung Adria (Nord) - Voralpen: meist von Frühjahr bis Spätherbst, oft durchgehend.
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Unterkunft / Zelten
Wer ohnehin an der adriatischen Achse radelt, hat eine unendliche Auswahl an Zeltplätzen - fast alle sind auf Adria-Mallorca-Niewo.
Das Gebotene schwankt stark und reicht von völlig abgerissenen Etablissements (Kennzeichen: viele italienische Familien) bis zu deluxe-Plätzen mit Nobel-Schwimmbad, Ferienvillen ('Bungalow') mit Rhododentron-Vorgärten und Edel-Mercado mit den Spezereien der hinterländischen Provinzen. Und Preisen, die Hotel-Übernachtungen das Wasser reichen.
Fast immer miserabel sind Strand, Landschaft und Lärmbelästigung von Straße und Familie.
Ihr solltet am besten vorher mal spicken, wo ihr bleiben möchtet und euch die Zeit nehmen, mehrere Plätze anzusehen.
Empfehlenswert und etwas höherwertig sind die Plätze im Conero bei Ancona, z.B. Sirolo mit sehr schöner Lage.
Der Festbeherbungsbedürftige findet an der Adria natürlich auch zahlreiche Hotels und Pensionen in jeder Schattierung. Zimmer bekommt man auch im Juni oder vielleicht Anfang Juli, aber bestimmt nicht im August ('Ferragosto').
Ungeachtet der schwachen ästhetischen Performance sind die Preise an der Küstenachse bei weitem teurer als im Binnenland, oft um das Doppelte, auch in der Nebensaison! Für eine Zeltübernachtung auf einem Katzenplatz zwischen Wohnwagen zahlte ich 26 EUR! Für eine einzige Nacht! Bei Regen!!
Man sollte sich also wirklich überlegen, ob man die Adria-Küste 'macht'.
Gleichwohl kam ich auch mal für 10 EUR unter oder noch besser für lau (immerhin ein 4 stelle -Platz, der sich sowas leisten kann).
Im Binnenland der Emilia-Romagna und des Veneto findet man Zeltplätze nur in den großen touristisch erschlossenen Städten. Diese sind preisgünstig, aber die landschaftliche Lage ist naturgemäß schwach, eben an der Autobahn oder am Industriegebiet. In Ferrara ist der schön angelegte kommunale Zeltplatz am campo sportivo der Uni empfehlenswert. Zu groß geraten, daher einige Einrichtungen disabilitato-fermato, aber sehr preisgünstig, ordentliche Einrichtungen und ruhig gelegen.
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In der Provinz findet man sonst wenige Agriturismi (ländliche Pensionen), eher in den Kleinstädten 1 Albergo (Kleinhotels/Gasthöfe) pro Ort. Die touristische Struktur in der Po-Ebene (Pianura Padana) ist schwach ausgeprägt, aber noch nachweisbar. Dafür ist das Preisniveau dezent.
Die touristische Stadt Ravenna ist dagegen ein teures Pflaster und außer dem Prestigewert in deutschen Lehrerzimmern meines Erachtens das Geld nicht wert. Schnell weg dort!
Übernachtungspreise in ländlicher Region der Emilia Rogmagna und des Veneto findet ihr unter 'Reisehinweise Abruzzo - Molise'
Versorgung / Siesta / Preise
In den Touristenzentren der Adriaküste herrschen Zustände, die jenen in den Niederlanden oder Deutschland nachempfunden sind.
Die Fremdartigkeit Italiens tritt abgemildert zu Tage, dafür mit einem Preisaufschlag.
Im Supermercado gibt es gewohnte Sortimente zu kaufen, aber er hat auch die lange Mittags-Schließzeit von 1 bis 4.
Nur wenige Geschäfte 'gehen durch'. Teuer ist es sowieso.
Dafür findet ihr mittags zahlreiche geöffnete Lokale.
In den kleineren Orten, im Süden des Marche und in der Provinz (Romagna / Veneto) herrschen wieder italienische Beschaffungs- und Abfütterungsverhältnisse.
Lest sie nach im Kapitel 'Reisehinweise Abruzzo - Molise'
Dort findet ihr auch Hinweise zur Benutzung einer Bar, welche euch auf eurem Italien-Trip noch hilfreicher sein wird, als ihr es ahnt.
Das Angebot an radfahrertypischen Ernährungshilfsmitteln wie Riegel, Schokolade oder Dopingfraß ist an der Costa Adriatica voll vorhanden: Stärkung muss sein, egal, wie flach es ist.
Eure gewohnten Kraftlimonaden sind weit verbreitet und gelten als schick. Italien als Land der Großpackung bietet sie in allen abstrusen Flaschengrößen. Oft ist die größte die teuerste (prozentual!). Immer nachrechnen!
Die italienische Mogelpackung sorgt auch nach dem Kauf immer wieder für Heiterkeit. Probiert sie aus.
Sonntagsöffnung
'Domenica aperto' ist ein Plakat, das der durstige Radler gerne liest.
Im Gegensatz zur rigiden Sperrstunde über Mittag sind im katholischen Gottesstaat viele Einkaufsgelegenheiten am Sonntag vormittag geöffnet, wenige auch nachmittags. Es scheint also möglich, den heiligen Tag über auch das Werk der Nächstenliebe zu vollbringen und Hungernde und dürstende Sportler zu beköstigen.
Italienisches Frühstück
Dieses berüchtigte Mahl ereilt euch in Festunterkünften oder nach dem Zelten in der Bar.
Ihr kriegt einen Tropfen Caffé oder einen Cappucino und folienverpackte Minigebäcke aus der Großpackung. Meistens ist das Nutella schon eingebaut, ansonsten kommt es in einem extra Folientiegelchen von 5 Gramm. Auch ein ebensogroßes Portiönchen Marmelade mag dabeiliegen und schon ist das 'Colazione' fertig. Auch die örtlichen Schulkinder erhalten ähnliches.
In der Bar wird immerhin ein Mini-Hörnchen namens Cornetto verkauft, das mit Nutella ('cioccolato' - *lach*), Marmelade ('marmellato') oder mit Quark ('crema') erhältlich ist.
Ihr seht: Auch Oberitalien ist nicht das Land des Frühstückens. Fahrt woanders hin, wenn ihr es braucht. Man kann das Colazione bei den Übernachtungen übrigens oft abwählen. Die Wirte mögen es eh nicht.
Geld und Reichtum
In jedem größeren Dorf sowie an allen prominenten Touristenstationen gibt es Geldomaten, dort 'Bancomat' genannt. Alle gängigen Kreditkarten sowie die Maestro-(Bank-)Karte werden angenommen. Manipulationen an Automaten sind nicht mehr oder weniger zu erwarten als in Deutschland. Man kann die Karte bedenkenlos einsetzen. Die Gebühren für das Geldholen mit der Maestro-Karte sind erstaunlich günstig (günstiger als in Deutschland bei Fremdinstituten, teilweise sogar als bei der eigenen Bank auswärts). Der Nachteil der Maestro-Karte (früher EC-Karte) ist: wenn sie weg ist, seid ihr bankrott. Kreditkarten werden unterwegs ersetzt.
Ihr solltet also noch ein Reservezahlungsmittel dabei haben.
Als Rettung kann man sich in Ballungsräumen Cash per Western Union schicken lassen.
Amex-Reiseschecks kriegt man heute in Italien kaum noch los - sie bedeuten Geldbunkervormittage in den größten Banken der Provinzhauptstädte, Klinkenputzen, Betteln, stundenlanges Warten, inquisitorische Befragungen und durchschnittlich 8 % Bearbeitungsgebühren und Provisionen. Vor wenigen Jahren war das noch anders.
Allerdings sind sie nach wie vor sehr sicher, wenn auch kompliziert im Gebrauch.
Bessere Akzeptanz scheinen Visa-Reiseschecks zu haben.
Wie sprechen?
Italienisch, möchte man meinen.
Aber an der Adriaküste ist es nicht nur völlig überflüssig, oft ist es auch gar nicht gern gehört, so eloquent wird der Anersuchende in Deutsch nach den Wünschen befragt.
Im Landesinneren dagegen gilt Deutsch als weniger fein, wohl weil man sich des Germanentums noch anders erinnert.
Hier bewährt sich die eine oder andere italienische Vokabel, deren ihr euch noch entsinnt.
Möchtet ihr dort mit der Bevölkerung in Kontakt treten, euer Italienisch reicht hierzu aber nicht recht hin, probiert es mit Englisch. Die jüngere Generation lernt es in der Schule und im Internet und kann es besser als gemeinhin behauptet. Italien ist ein Exportland!
Gleichwohl belebt es eueren Aufenthalt im Belpaese, ein paar Grundzüge dieser schönen Sprache zu erlernen. Die grammatischen Tücken, die in Sprachkursen gerne gedroschen werden, sind eigentlich nicht das Relevante. Wichtiger ist ein bisschen Wortschatz.
Was auftragen?
In Norditalien seid ihr so wie ihr seid, richtig angezogen.
Niemand erwartet einen weniger albernen Aufzug, als ihr ihn zuhause tragt.
Einzig bei Besichtigungen in großen Museen solltet ihr nicht ganz so abgerissen rumlaufen und über den Gebrauch einer gewaschenen, langen Hose nachdenken.
Der Dresscode der 50er Jahre hat definitiv auch für Touristen ausgedient.
Wie falle ich nicht auf?
In der norditalienischen Provinz lauern eine ganze Menge Ciclisti, die nur darauf warten, einen Tesdesco von der Piste zu greifen um ihn auszufragen nach den neuesten und teuersten Trends.
Denen fallt ihr sofort auf anhand eurer gediegenen Ausrüstungen.
Deswegen aber grauen Billigkram mitnehmen? Wo käme man da hin! Schließlich wird a u c h für die Umstehenden radgereist.
Was guggn?
Kann und soll man überhaupt guggn an der Adria?
Ja, es geht.
Zunächst ist die Strandgroßstadt Cattolica/Riccione/Rimini/Cesenatico/Cervia natürlich ein Lehrstück des Fegefeuers, das ihr einmal im Leben durchschreiten werdet.
Dann aber haben doch die beteiligten Orte ihre lauschigen Winkel und aufgeplusterten Highlights. In Rimini sind immerhin 2000 Jahre repräsentatives Bauen bis in die heutige Zeit verbetoniert (Ariminum).
Cesenatico besticht mit einer wunderschönen Marina und Kanalhafen sowie einem mitterweile leider unter Pappe verlorenen Grattacielo des großen italienischen Aufbruchs. In Riccione stemmt sich dagegen das 19. Jahrhundert noch heftig in die Heutezeit.
Ja, Landschaften gibt es auch:
Der kleine Landschaftspark 'Colle San Bartolo' zwischen Pesaro und Cattolica ist ein völliger Gegensatz zur überrannten Adria mit einem ganz anderen Panorama. Man sieht von diesem Berglein auch weit hinein ins Innere der Romagna, damit ihr vieleicht mal Lust bekommt, doch mal einen Abstecher von Küste zu machen, z.B. zum Castello di Gradara oder etwa auf den Monte Titano / San Marino (nicht grade einsam gelegen, aber den Abstecher unbedingt wert).
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In der Pianura Padana lohnt eigentlich jede Stadt mit ein bisschen Geschichte einen Blick.
Gerade die kleineren, alten Städte sind im Zentrum unverbaut und charmant. Die reiche Poebene ist alles andere als öde.
Die Palladio-Gegend Polesine (zwischen Po und Adige) birgt allerhand keckes Mauerngefüge (Lendinara z.B.) und natürlich auch gefällige Flußschleifen.
Die großen Touristenstädte, Treffs der Reise- und Bildungsradler, ziehen unser Interesse an, sind aber auch sehr nervig. Ferrara sollte man gesehen haben - Ravenna enttäuscht äußerlich.
Ist Radeln an der Adria gefährlich, werde ich bedroht, beraubt, beklaut?
Kurz gesagt:
Ja, passt auf, wo ihr euer Geld, laßt. Ihr werdet mit einem Lächeln um euer Bares erleichtert.
Von Buschräubern werdet ihr eher nicht bedroht werden, außer am Stabilimento von euren österreichischen Liegenachbarn.
Aber passt auch auf eure Sachen gut auf, besonders im Gedränge. Diebstähle sind nicht selten, oft von nicht-italienischen Ganovengruppierungen.
In der Provinz seid ihr sicher, sowohl vorm Abgezogenwerden wie auch vor Nepp.
- Nein, vor einer Spezies muss noch gewarnt werden: dem in den Flußniederungen wohnenden Freudenmädchen. Handelt zuvor einen euch kommod erscheinenden Preis aus und besteht darauf, euer Radl direkt am Disputationsort aufzustellen. Kondome schützen! Nehmt Zahlungsmittel und Ausweise direkt an euch - sonst könnte es der 3. Mann tun.
Gefährliche Tiere
An der Adria-Küste gibt es keine Tiere - auf der Piste jedenfalls.
Animalische Gefahr besteht vor allem auf dem Teller bzw. auf eurem Vesperbrot. Bedenkt, was ihr verspeist!
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