Kilometertabelle:
Nerito - Fano Adriano - Pietracamela - Prati di Tivo - Montorio al Vomato - Roseto degli Abruzzi 103 km
Valle del Vomato
Vom Passo delle Capannelle geht es in Schußfahrt durch schreckliche und finstere Löcher in die Wälder auf dem Talgrund des Fiume Vomato.
Auf der 'Strada Maestra del parco' ex-SS80 erreichen wir zunächst den hohen Stausee Lago di Provvidenza, wo der Fluß erstmals sichtbar zu Tage tritt.
Man sieht von dort bereits 'hinter' den Gran Sasso zu den Monti Corvo und d'Intermesoli - wir haben den Kamm fast rumrundet.
Die frühere Staatsstraße wurde als Via Cecilia von Rom nach Castrum Novum (Gulianova) an der Adria bereits im 2 Jahrhundert vor Cristus angelegt.
Da und dort findet das aufmerksame Auge noch Reste vergangener Trassierungen im Dickicht.
Zu den Tunnels:
Ihr solltet sie mit dem Rad meiden. Einige haben kein Licht, auch die längeren. Oft geht noch die Altstraße außenherum. Am besten erst mal suchen.
Von hier aus kann man mit etwas Pedalfleiß die Adria in 2 Stunden erreichen. Im wesentlichen gehts nur noch runter.
Ich aber war am Ende eines überlangen Berge-Tages auf der Suche nach einem Quartier. Den Lago di Campotosto, als mögliche Übernachtungsstation ein Segment weiter gelegen, wollte ich mir für heute schenken.
Ihr werdet von oben kommend zunächst auf die 'Forrestiera del Cervo' in Paladini (ca. 810 m) stoßen. Sie ist recht dekorativ, bietet aber augenscheinlich keine Zimmer fürs Publikum.
Ein Stück talabwärts findet sich aber bei Nerito ein kommodes Albergo, wenn es auch eine Touristenschachtel ist. Es war wegen Erdbeben so gut wie unbelegt.
Das gab dem Wirt Gelegenheit, sich ganzheitlich um meinen Fall zu kümmern.
Der Wirt beriet mich, ich könne nicht einfach so davonrauschen zur Adria, ich müsse zuvor essentiell und unbedingt auf seiner Seite des Gran Sasso das große Horn sehen, es sei nicht so, daß man es auslassen dürfe.
Der panoramische Punkt wurde mit Prati di Tivo (1460 m) angegeben.
Auf der Landkarte sah ich hierzu, daß alle heruntergefahrene Höhe bis Nerito und ein Stück weiter (Höhe ca. 550 m) wieder zu steigen war bis 1450 m und noch mehr - auf einer kurzen gekringelten Stichstraße.
Kein Erbarmen der örtlichen Autorität:
Ich war widerspruchslos zum Aufstieg nach Prati di Tivo verurteilt.
Als kleine Erleichterung erlaubte ich mir die Fahrt in die nächste nennenswerte Ortschaft, Fano Adriano (745 m), um etwas Nahrung zu fassen. Seit Castel del Monte hatte ich keine Viktualien mehr bekommen.
Im Dorfladen des erdbebengeschüttelten, doch im Ganzen lebendigen Weilers gelang dies ganz gut.
Die Straßen rund um Fano Adriano waren durch häßliche rote 'Strada chiusa'-Kringel als unpassierbar annociert.
Ich wußte ja nun schon, was es damit auf sich hat.
Die erste gesperrte Straße meiner Wahl führte, wie ich nach einiger Zeit gemächlichen Anstiegs bemerkte, in die Irre, wenngleich auch das sich eröffnende Bergpanorama großes Lob verdient.
Ich wollte es nun mit einer anderen gesperrten Straße versuchen, die mächtig in die zerrissenen Felsen stieg.
Nach der ersten Kehre der bittere Anblick: Diese Fahrbahn war tatsächlich erdstoßhalber heruntergefallen. Es schien jedoch einen schmalen Notpfad zu geben, und ich gab nicht auf und fand diesen, wobei die Passage nur in Einzelpaketen durchführbar war.
Zum späten Mittag war ich damit endlich auf der vom Zimmerwirt gepriesenen Serpentinenstraße angelangt - der nächste Aufguß des Gran Sasso d'Italia konnte beginnen!
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Aufstieg nach Prati di Tivo
Die schmale touristische Straße führt aus Richtung Intermesoli zunächst steil zum malerisch unter den Felsmassiven hängenden Bergdorf Pietracamela.
Das war erwartungsgemäß wegen heftigen Erdstößen für den Verkehr gesperrt, und ich hatte auch gar keine Lust meine Zeit darin zu verbringen, wenn ich die bedenklich sich über mir auftürmenden Serpentinengirlanden mit dem sich darauf befindlichen Baustellenverkehr sah. Hinauf mit euch!
Im Aufstieg gibt es dann die gefälligen Bilder des Corno Grande e Piccolo, die mir in der Herberge so gepriesen wurden. Nett, aber vielleicht nicht unbedingt einen Tag Gebirgsfahrt wert.
Dafür auch sehr schöne Einblicke in die kalkige Basis des Gran-Sasso-Massivs sowie hinüber in die Monti della Laga.
Prati di Tivo ist eine tote weiträumige Ansammlung von Wintersporthotels. Vergesst es.
Die Hotels waren wegen Saisonschließung und Erdbeben dicht. 1 oder 2 mit Notbetrieb. Kaufen kann man dort auch nur was in den Alberghi.
Von Prati di Tivo aus lassen sich Bergwamderungen unternehmen. Meine Zeit war abgelaufen, deswegen unternahm ich keine.
Die mich sekkierenden Bau-Schwerlaster reparierten an der Skiliftanlage herum.
In Prati di Tivo ist ein Zeltplatz ausgeschildert, den ich aber weder dort noch später fand.
Ab ans Meer
Runter zur Adria - fertig mit Berg!
Ich schnallte meinen Casco auf und ließ es schießen.
Bei Fano Adriano mündet die Stichstraße ins Ski-Paradies wieder in die 'Strada Maestra'.
In anderthalb Stunden war ich in in der nächsten kleinen Stadt außerhalb des Nationalparks: Montorio al Vomano (262 m).
Nun wird es verkehrsreicher, aber auf der SS150 kommen wir mit soviel Schwung in derselben Zeit an die Küste bei Roseto degli Abruzzi an.
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