Kilometertabelle:
Strasbourg / Bassin des Remparts Illkirch - Plobsheim - Erstein Friesenheim - Dieboldsheim Marckolsheim - Kunheim - Neuf Brisach Fessenheim - Rumersheim-le-haut - Mulhouse ca. 115 km
Mulhouse - Zillisheim Dannemarie - Montreux-Château Étupes - Montbéliard ca. 60 km
Die Kilometertabelle dient nur als Anhaltswert zum Überblick über die Entfernungen. Etappenvorschläge im Text Manche Orte werden vom Kanal nicht direkt durchlaufen oder sie liegen auf einer Umfahrungsroute
Canal du Rhône au Rhin en vélo
Aufgrund der hohen Nachfrage nach dem Radweg (Piste cyclable, teils Voie Verte, teils Véloroute du Rhin) an diesem Kanal habe ich mich entschlossen, mal die Gesamtstrecke fortlaufend zu bebildern von Ah bis Zet nur bei Schönwetter, versehen mit allfälligen Hinweisen für Radler verschiedener Leistungsstufen und Interessen.
Ich glaube, so eine Zusammenstellung aus mehreren Touren gefällt und regt an.
Als Fahrtrichtung habe ich nun die natürliche von Germanien aus gewählt: von Strasbourg durch Rheinebene und Jura bis an die Saône (im großen und ganzen unweit von Dijon), etwa 340 km ohne Nebenwege.
Wasserstraße selbst im Eröffnungszustand, ohne Abzweigungen, ohne Schlingen von Besançon und Thoraise : 324 km. Quelle.
Nacktfotos von mir gibt es diesmal nicht.
Dafür hier ein interessantes Link, die offizielle Karte der 'Voies Vertes' (Radelwege abseits der Straße), die in Bruchstücken einiges, aber nicht alles an Information über die Piste cyclable am Canal du Rhône au Rhin bietet. Auf der Karte die Strecke herausfinden und anklicken (viele kleine Teilstücke).
Das Beste vorweg:
Der Canal du Rhône au Rhin ist der Erwartung nach auf dem oft exklusiv präparierten ehemaligen Treidel- und Betriebsweg (Chemin de Halage) flach zu beradeln, mit zwei Ausnahmen: 1. die Schleusentreppe von Dannemarie nach Valdieu. Da haben immer alle ganz rote Köppe. Also stellt euch auf ein Stündchen Pein ein. 2. Ein Hanganstieg über den Doubs bei Clerval (Nachbarort, Franche Comté). 3. Ein kleiner Hopser auf den Hügel von Thoraise (Kanal-Tunnel) - kann man schieben.
Allerdings bringt es die Eigenart der Piste cyclable am Wasserweg mit sich, daß sich euch zahlreiche, teilweise steile Rampen rauf und runter in den Weg stellen an Brücken, Dämmen, Schleusen. Wer nicht so der Held ist, darf dort ebenfalls schieben.
Eine weitere bange Frage lautet: Geht denn der Radweg tatsächlich ganz durch?
Nein geht er nicht!
Eine lange Strecke des Canal du Rhône au Rhin im Elsaß ist aufgelassen, bei Mulhouse sogar mit der Autobahn überbaut. Hier nutzt die am Kanal verlaufende Véloroute du Rhin kleine Nebenstraßen bzw. separate Radwege an Durchgangsstraßen ebenso wie Waldalleen. Dort fehlt denn auch das entspannte Kanal-Feeling.
Im Raum nördlich von Mulhouse ist die Ausschilderung der dort fernab vom Kanal verlaufenden Véloroute mangelhaft, aber man kommt mit Karte oder GPS bewaffnet auf verschiedenen Wegen in die Stadt. Die nördliche Stadteinfahrt ist ebenfalls noch sehr ungenügend ausgearbeitet.
Auf der folgenden über 200 km langen Kanalstrecke, die der Eurovelo 6 entspricht, mit sehr hohem Standard, verfährt sich keiner mehr. Im Jura gibt es einige wenige, sehr gut beschilderte Ausleitungen der Piste cyclable vom Kanal.
Wie viele Tage ist man unterwegs am Canal du Rhône au Rhin en vélo?
Kommt drauf an:
Wenn ihr tatsächlich sehr wenig Übung habt und einfach mal schön radeln wollt: nehmt euch einfach eine Woche Zeit. Da habt ihr auch genügend Muse für Besichtigungen, Essen Plat du Jour und Café, und sitzen und quatschen.
Mit Elektrofahrrad (bisschen ein besseres) schafft ihr locker 70 km am Tag in ein paar Stunden und könnt von Strasbourg nach St-Symphorien (Mündung in die Saône) oder von dort gar noch nach Dijon (sehr zu empfehlen) kommen in 4 (5) Tagen.
Sportliche Senioren oder Schüler schaffen wie ich die Strecke in flotten 3 Tagen. (1 Tag Elsaß, 1 Tag Trouée de Belfort / Burgundische Pforte + Jura), 1 Tag Jura und Saône-Ebene)
Für Sportler ist der ganze Canal du Rhône au Rhin in 2 Tagen durch als Wettrennen auf Carbonfelge.
Für Genuß-Velofahren könnt ihr euch auch Teilstrecken in beliebige Richtung raussuchen.
Auf der beiliegenden Karte ist eine Anschlußstrecke von Strasbourg nach Norden dargestellt (Véloroute du Rhin, Piste cyclable du Bois de la Robertsau und weiter nach Gambsheim, Drusenheim / Rheinfähre Greffern). Das ist nicht verbindlich aber auch nett. Es handelt sich um eine Kombinationslandkarte :)
Noch Wichtiges:
Das klingt alles so französisch hier - muß ich französich sprechen/lernen, um mich als Radler in Frankreich bewegen zu können?
Nein, nicht nötig. Im Elsaß bis etwa Dannemarie an der burgundischen Pforte sprechen alle Beteiligten fließend Deutsch. Eine Verständigung eines erkennbar Deutschen in Französisch wird eher abgewehrt.
In der Gegend von Belfort, die nur kurz gestreift wird, können viele touristisch Tätige ganz gut Deutsch, man kommt prima herum.
In der Franche Comté (Freigrafschaft Burgund), die seit Jahrhunderten nicht deutschsprachig war, ist in den meisten Touristik-Etablissements dennoch Ansprache im germanischen Idiom gewährleistet. Zum Einkaufen beim Mini-Marché helfen einige wohleingesetzte französischen Vokabeln. Zur Not geht es auch ohne.
Für intensiveres Aussprechen auf akademischem oder studentischen Niwoh beherrschen die französischen Teilnehmer entgegen allen Gerüchten das Englische bestens!
Ein bissel Französisch von der Schule kann dennoch nicht schaden und erfreut euer Gegenüber.
in Strasbourg
In Straßbourg gibt es mehrere Möglichkeiten, auf den Kanal einzuschwenken.
Die 'Piste' beginnt am Quai Louis Pasteur in der südlichen Innenstadt und zwar an der Brücke Richtung Süden / Illkirch in der Nähe von Krankenanstalt und islamischem Bethaus (neu).
Da Strasbourg voll von teils signalisierten Radwegen ist, kann man von der Innenstadt aus (Dom), aber auch vom nahebei gelegenen Bahnhof den Anschluß bewerkstelligen. Ebenso aus Richtung Palais d'Europe, indem man dem Radweg an der Ill stadteinwärts folgt (geht nicht ganz durch, ein bisschen Straße müsst ihr fahren).
Die bildliche Darstellung hier rollt aber den Canal du Rhône au Rhin von der Mündung im Nordosten von Strasbourg auf, wo er gemeinsam mit dem Canal de la Marne au Rhin über den Nordhafen in den Rhein geleitet wird.
Entweder ihr kommt über die Orangerie (ein Park, zu erreichen über die Véloroute du Rhin aus Richtung Robertsau, die Piste cyclable du Canal de la Marne au Rhin, über den Radweg auf der Europabrücke von Kehl, über den Radweg über die Passarelle des deux Rives von Kehl, und natürlich aus der Straßburger Innenstadt) am Ufer des letzteren Kanals um die Ecke an der Einmündung des Canal du Rhône au Rhin (Bassin des Remparts - an den ehemaligen Wallanlagen).
Oder ihr seid unternehmungslustig und kommt von Norden her angefahren am französischen Rheinufer entlang. Dann biegt ihr an der Hauptstraße am Canal de la Marne au Rhin in einem Kringel um die Ecke und überquert diesen an der letzten Schleuse in den Hafen hinein. Dort muss man die richtigen Abzweigungen nehmen, auf der Pont d'Anvers den Canal du Rhône au Rhin überqueren und nach einem weiteren großen Kringel am gegenüberliegenden Ufer der Radspur folgen (teils schlecht). Anspruchsvoll, aber interessant, mit einem lauschigen Rastplatz auf der Brücke an der Écluse Nord (Mündung beider Kanäle), wo man mit trefflicher Aussicht den Schiffen zugucken kann.
Die Hafengegend der Bassins im Verlauf des Canal du Rhône au Rhin ist aber auch nicht langweilig.
Erst kommen die Ozeandampfer des Rheins, wie sie ihre Rentner in Strasbourg abgeladen haben, dann liegen schon die ersten noch fahrenden Péniches (Kanalboote) gegenüber dem Quai des Alpes (mit nicht mehr fahrenden ist ganz Strasbourg zugestellt). Ihr radelt an der bonfortionösen Musikstadt und Kultur-Archipel des Bassin d'Austerlitz vorbei (ein neuerrichtetes Betonhäuser-Kasperletheater) durch den dichten Stadtverkehr, bis ihr dann endlich an der Einfahrt der Piste cyclable des Canal du Rhône au Rhin an der Brücke bei der neuen Straßburger Moschee angelangt seid, links ab nach Süden Richtung Illkirch.
Alles Kanal. Oder was?
ab Strasbourg
Von dort gehts an der Uferpromenade des Ill-/Kanalzusammenflusses unter Brücken hindurch und kurz darauf wieder auf den Straßendamm. An der Schleuse die Wegweisung Illkirch nicht übersehen - und schwupp sind wir auf dem Damm des Canal du Rhône au Rhin nach Süden gelandet, der in einer kilometerlangen Geraden aus der Stadt herausführt, schön mit alten Platanen bestanden. Nebendran kommt für ein Stück die Autobahn zu Besuch.
Die Platanenallee bleibt, die Autobahn geht weg.
Lange rollen wir nun durch die Vorstädte Strasbourgs. In Illkirch gibt es eine Verschwenkung der Piste, die euch fordert. Seid bereit oder findet spätestens am Uni-Campus wieder zum Canal zurück.
Bald wird die Gegend ländlicher, die Platanenreihen lichten sich (sie sind zur Beschattung des Kanals angelegt und sollten eigentlich durchgehen).
Zwischen Illkirch und Plobsheim gibt es zerwurzelte Abschnitte der sonst erstklassig abgefrästen Piste cyclable (2010). Sie wird jedoch laufend ausgebessert.
In den Vororten Liegeplätze mit großen stationären und kleinen parkenden Péniches.
Bei Krafft wieder Wasserspiele. Der Kanal kreuzt sich mit mit dem Regulierungssystem des Grand Canal d'Alsace (Rhein neu, Plan d'eau de Plobsheim) sowie der Ill.
Bei Erstein ein merkwürdig stinkendes Areal voller Tanks. Zuvor fremdartige Sprühstrahlen aus langen Rohren. Es handelt sich um die Zuckerfabrik Erstein, was uns diese selbst nicht mitteilt.
Canal du Rhône au Rhin - freies Land
In Plobsheim ländliches Hafenidyll, wie von nun an an fast jeder Schleuse. Von den liegenden oder gar mit 6 km/h fahrenden Schiffen Juchzen und Frohlocken: Kanalfahren ist schön. Auf dem Velo geht es schneller, denn eine Geschwindigkeitsbegrenzung schenkt uns der französiche Staat zu unserem Glück.
Es gibt etliche Engstellen (in der Peripherie Strasbourgs) und Schilder 'Pieds à terre!'
Freies Land wechselt sich ab mit kilometerlangen Platanenzeilen. Ruhig fließt der Kanal neben uns.
Eine wirklich wunderbare Radelstrecke für jeden ohne Höhensymptomatik - sogar die Kampfradler finden Geschmack an den superschnell präparierten Kanalpisten.
Ca. 35 Kilometer nach Kanalbeginn im Hafen Strasbourgs endet die signalisierte Strecke jedoch traurig in der Nähe von Friesenheim.
Die 'section du nord' des Canal du Rhône au Rhin wird kurz danach zum Rhein ausgeleitet (besser: 'Grand Canal d'Alsace'), während der historische weitere Kanalverlauf entwidmet ist und bestenfalls als Bach mit allerhand Wehren noch sichtbar.
Zeltplätze, eher für diejenigen geeignet, die die Strecke in umgekehrter Richtung gemacht haben und vor Straßburg noch zelten wollen, gibt es in Erstein, Gerstheim und Boofzheim (siehe hierzu Hinweise unten).
Marckolsheim
Die Strecke ist weiter signalisiert nach Marckolsheim, verläuft aber nun auf Landstraße ohne Radweg, über einen Schlenker via Heidolsheim nach Marckolsheim, man fährt jedoch über die parallel zum Kanal verlaufende D468 bei Artolsheim günstiger nach Marckolsheim. Ja, die Käffer heißen dort alle so.
Bei Marckolsheim gibt es auf der Rheininsel 'Île de Marckolsheim' einen kleinen Zeltplatz gegenüber dem Limberg, einem Anhängsel des Kaiserstuhls, für diejenigen, die schon schlappmachen oder erst Mittags aus Strasbourg weggekommen sind.
Der ist französisch preiswert, aber eine Ruine. Extrem schnakenverseucht - Sprühmittel bereithalten. Etwas für die Harten. Sonst ist es idyllisch. Vollgastronomie vorhanden.
Die Örtlichkeit an der früheren Übergangsstelle zum Erbfeind mit Miltärbaracken und vielerlei Anlagen, unter anderem den Resten der früheren Schiffsbrücke ist denkwürdig. Heute geschlossen wegen Brücken- und Kanalneubaus.
Das Kraftwerk der Staustufe Marckolsheim (F) ist trotz des aktuellen Make-Ups im französischen Zukunftsstil ein typisches Werk des französischen Nachkriegs-Klassizismus, wie er in Deutschland so nicht mehr gepflegt werden durfte.
Die Île de Marckolsheim ist ein Abstecher von der ausgeschilderten 'Véloroute du Rhin', der nicht unbedingt mitgenommen werden muß. Aber ein Point de Vue!
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Marckolsheim - Neuf Brisach - Fessenheim - Rumersheim-le-haut (Grand Ried)
Die signalisierte Veloroute = Route du Rhin führt nun zunächst über Nebenstraßen und Wirtschaftswege nach Neuf Brisach.
Original erhaltene Festungsstadt aus dem 17. Jhd., eine Tour de Vue wert. Kaufmöglichkeiten und 2 Zeltplätze, davon einer ca. 2 Kilometer entfernt am Rhein gegenüber der deutschen Stadt Breisach (Île du Rhin Vogelgrun, gehoben, verkehrsruhig, mangelhafte Gastronomie [Öffnung]). Der andere mitten in den Festungsanlagen Neuf Brisachs an der Porte de Bâle (Süden).
In Kunheim vor Neuf Brisach verläuft (nicht an der Radroute) ein noch in Betrieb befindliches Stück des Canal du Rhône au Rhin, nämlich der Abzweig nach Colmar mit Rheinverbindung, der für wenige Kilometer den Hauptkanal durchfährt. Daneben aufgegebene Teile des Kanals.
Vielleicht möchtet ihr die Stadt Colmar doch besuchen, wenn ihr schon mal da seid. Gewiss lohnend, auch läßt sich dort bestens speisen und nächtigen (für Berufstätige und Rentner). Die Piste cycable du Canal de Colmar zweigt bereits in Artzenheim (nördlich Kunheim) von der Véloroute du Rhin ab! Es gibt auch weiter südlich eine signalisierte Route von Neuf Brisach her kommend, nicht am Wasser.
Neuf Brisach und die dortigen Kanalreste östlich umgehend geht es weiter auf Nebenwegen nach Fessenheim, einer durch ihr bekanntes Atomkraftwerk reich gewordenen Rhein-Gemeinde mit buchstäblich vergoldeten Velowegen.
Riesige Mais-Plantagen werden von hintervotzigen Regenmaschinen befahren, denen kein Radler entkommt.
In Fessenheim erfolgt der Schwenk auf die Durchgangsstraße D 468.
Diese verfügt über gute Radspuren (allerdings im Seitenwechsel), aber sie ist stark befahren und an sich reizlos.
Forêt de la Hardt
In Rumersheim-le-haut schwenkt die Véloroute du Rhin (wir haben den Canal du Rhône au Rhin übrigens schon seit zig Kilometern nicht mehr zu Gesicht bekommen) nach rechts in den Hardtwald, um nach einigen Kilometern nach Süden in eine lange Waldallee nach Grunhutte einzubiegen.
Solltet ihr unaufmerksam gewesen sein und den Abzweig verpasst haben (am Wasserturm wie hier abgebildet ists schon zu spät [fuhr woanders hin], könnt ihr in Bantzenheim die Straße D4b Richtung Hardtwald nehmen und mithilfe einer Karte oder eines GPS euch tief im Walde auf den Radweg Richtung Grunhutte nach Süden einfädeln.
Man kann übrigens auch von Ottmarsheim, wer es erst dort merkt, auf einer signalisierten Waldallee an den Alleenknoten / Carrefour Grunhutte gelangen, allerdings ist es von dort Kunst, den rechten Pfad zu treffen.
In Grunhutte, einer Einöde tief in den Wäldern, ist Mulhouse angeschrieben. Die Hardwaldalleen sind, soweit für Radverkehr gerüstet, asphaltiert.
Ihr werdet, vorausgesetzt, ihr habt es richtig gemacht, an der Pont du Bouc des neuen Canal du Rhône au Rhin, für Europaschiffe aufgebohrt, herauskommen.
Dort verläuft wieder eine erstklassige Kanalpiste, es ist die Eurovelo 6, die nun unser Schicksal bilden wird bis ans bittere Ende. Allerdings beschert sie uns erstmal ein trauriges Aus, denn den Industriehafen der Stadt Mulhouse kann man nicht am Treidelweg durchradeln.
Mulhouse
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich in Mulhouse zu verfahren. Die Strecke geht erst ab etwa Bahnhof am Canal du Rhône au Rhin entlang.
Die Nordeinfahrt mit der EV6 (Eurovelo) wird vor dem Hafen auf Industriestraßen ausgeleitet, wo ihr die Wegweisung im Blick haben müsst.
In Knäulen von Neubau-Straßen schwenkt die Route bei Riedisheim (nördlicher Stadtteil) wieder an den Kanal und bleibt dann auch dort.
Sollte es euch missglücken: Einfach den Bahnhof ansteuern auf möglichst sicherem Wege. Direkt davor geht es hinab: Wasser - der Kanal!
Hängt damit zusammen, daß die Eisenbahn direkt neben den fertigen Kanal gebaut wurde und der Bahnhof praktischerweise zum damaligen Kanalhafen der Stadt hinzugestellt. Gare à Port. Deshalb ist der Canal du Rhône au Rhin hier auch längst wieder im Originalformat für Pénichen erhalten. Der alte Stadthafen ist nun 'Port de Plaisance'.
Das weitere Vorgehen in Mulhouse ist unproblematisch: es geht immer geradeaus am Wasser. Vielleicht möchtet ihr eine Stadtbesichtigung durchführen. Die Stadt ist weniger aufregend. Die Banlieues Mühlhausens dagegen gilt es zu meiden, denn hier ist die Gefahr zuhause, z.B. mit hunderte Metern langen Glasteppichen auf den Radspuren.
In Mulhouse gibt es im Süden an der Ill einen bekannten Zeltplatz, der eure Bedürfnisse nach Ansprache und Bestätigung erfüllen wird, denn er liegt an der Eurovelo 6!
Mulhouse - Montbéliard
Aus Mulhouse geht es über lange Geraden flotten Pedals Richtung Berge / Burgundische Pforte (Trouée de Belfort).
Einige Ausflugswirtschaften verkürzen dem genießenden Radfahrer die endlosen Perspektiven.
Die Piste cyclable ist am Wochenende sehr stark befahren und begangen, insbesondere von Mulhouse bis zur Schleusentreppe Valdieu. Gleichwohl hauen die Kampfradler mit 35 km/h durch, die sich von der Frau im Auto nach oben bringen lassen. Seid bereit!
Bald ist in buntem Radlertreiben Dannemarie erreicht, Lusthafen für Kanalkapitäne von weither, touristisches Versorgungszentrum ..und Beginn der fatalen Steigung auf die Scheitelhaltung des Canal du Rhône au Rhin in Gestalt der Schleusentreppe von Valdieu. Die erste der Schleusen throhnt bereits drohend vor uns.
Ihr solltet einfach nach jeder Schleusenrampe kurz durchschnaufen - es sind Bänke aufgestellt. Vergesst in Mühlhausen nicht, euch genügend zu trinken einzupacken und ein Mars.
Nach sage und schreibe 15 Schleusen ab Dannemarie/Port ist die Scheitelhaltung des Kanals bei Valdieu-Lutran erreicht (345 m Deich) und jetzt gehts nur noch runter! Ja, den ganzen Weg lang - jedenfalls für die Schiffe :)
Bei Montreux-Château (klingt nach Genfer See, ist aber bei Belfort) der Wechsel in eine neue Region Frankreichs: die Franche Comté, Freigrafschaft Burgund. Gleichzeitig ist hier die lange Scheitelhaltung (oberstes Becken) des Canal du Rhône au Rhin zu ende. Auf der Strecke sind zahlreiche Reservoirteiche zu sehen, ausrangierte und noch betriebene Gräben und Hilfskanäle, damit der Schleusentreppe nie das Wasser ausgeht.
Der Abstieg ins Tal des Doubs, der aus der Schweiz kommend erst nach Montbéliard den Kanal ganz aufnimmt, verläuft gemächlich. Bei Allenjoie nach einem prominenten Hangdurchstich die Abzweigung des Kanals nach Belfort (mit Piste, 13 km). Beschauliche fluviale Ensembles, bevor der Wasserweg ins industrielle Zentrum von Sochaux/Montbéliard (PSA, Peugeot) eintritt.
Dort ist er im Lauf des kleinen Flusses Allan ein ganzes Stück aufgeweitet auf Europamaß, allerdings mit Zufahrtsschleusen in Freycinet-Größe (Pénichen alter Bauart), ein Wunsch und Torso.
Ausbaupläne ab Mulhouse gab es immer, man kann nur hoffen, daß diese nie zum Tragen kommen.
Montbéliard ist eine Arbeiterstadt und des Verweilens nicht wert. Nichtssagende ahistorische Provinz. Ungeschickte Verkehrsführung für den Radler in der Stadt (Einbahnstraßentretmühlen). Nach Osten stadtauswärts kniffelige Verschwenkungen des EV6-Radwegs.
Auf dem ganzen Weg von Mulhouse keine Zeltgelegenheiten. Ein Zeltplatz in Belfort, erreichbar über die Piste cycable du Canal (Abzweigung bei Allenjoie). Diese Stadt ist auf jeden Fall auch einen Abstecher wert.
Eine weitere Zeltgelegenheit in der Nähe von Montbéliard gelegen bietet die Industriestadt Mandeure (ebenfalls PSA) am Ufer der nördlichen Doubs-Schleife in idyllischer Lage. Ob die nahebei gelegene Peugeot-Testrennstrecke den Schlaf zu beeinträchtigen vermag, kann ich nicht sagen. Die Erreichbarkeit ist aber nur mit großem Aufwand gegeben: entweder durch Ausfahren einer riesigen Flußschleife ab Voujeaucourt über Audincourt auf Straßen (dann Radweg an der Straße, 1 Stunde) oder beschwerlich in Kürze über einen gewaltigen, sich fast 450 Meter hoch reckenden Berg, der ganz erklommen werden will auf Landstraße - ein Horror für jeden Genußpedalier ohne Elektro oder mit leerem Akku.
Übernachtung im Zelt
Wer es nicht will, findet entlang der gesamten Strecke ausreichend Chambres d'Hôtes oder Gîtes, Hôtel und eigentlich alles mit Bett. Auf der elsässischen Strecke sind ähnlich wie in Deutschland zahlreiche Gasthöfe jederzeit dienstbar. In Strasbourg, Colmar, Mulhouse, Belfort, Besançon und Dole stehen Jugendherbergen französischen Standards meist ausschließlich den jüngeren Teilnehmern offen (HI [entspr. DJH] und FUAJ [= Wohnheim], Dole ohne Verband).
Wer jedoch im Sommer gerne zeltet, seine Sachen auf Radtour gern mit sich herumschleppt und herzeigt, für den Folgendes:
In Frankreich und speziell in der besuchten Gegend gibt es Zeltplätze ohne Ende. Viele sind hier kurz genannt - ohne Gewähr für Öffnung, die schwankt nämlich stark.
Ein gutes Utensil, um das Zelt optimal nutzen zu können, ist ein Campingführer, z.B. der Guide Bel-air, erhältlich in großen Buchhandlungen (F) um 11,- EUR. Bei der Vielzahl der französischen Zeltplätze kann man nur mit dem Führer wirklich einen jeweils günstig gelegenen ausmachen. Viele Plätze sind nämlich kaum in weiterem Umkreis öffentlich signalisert. Alternativ kann man auch über Smartphone Google Maps anfragen. Das sollte man aber vorher mal unterwegs erproben, um die entsprechenden Tücken auszuloten.
Nicht hilfreich sind sämtliche bekannten Papierkarten. In Michelin- und IGN-Material sind gar keine Angaben über Zeltplätze mehr enthalten. In Spezialkarten sind regelmäßig nur wenige der möglichen Zeltplätze verzeichnet, überwiegend auch solche, die auf Motortouristen ausgerichtet sind.
Wichtig bei Nutzung von Zeltplätzen ist aber auch die Saisonöffnung und ob überhaupt noch am Start, die ist in den gedruckten Führern relativ verläßlich angegeben.
Für die kurze Tour (wenn sie so kurz bleibt), kann man den Campingführer strippen und die nicht benötigten Teile - ja - wegentsorgen in die Mülltrennung. Bekommt man ihn schon zuhause, kann man die nötigen Regionen an der häuslichen Tintenschleuder kopieren.
Preisschock bei alkoholischen Getränken
Preistreibend sowohl im Hotel wie auch auf dem Platz sind die Bier- und Weinkurse im Lokal. Oft genug ist ein großes Bier im Ausschank so teuer wie die Zeltübernachtung. Damit ihr euer gespartes Geld nicht sinnlos versauft, empfiehlt es sich, Bier (das in Frankreich entgegen der Gerüchte viel und gern getrunken wird) oder Wein flaschenhaft zu besorgen und auf den mitgebrachten Outdoormöbeln zu verkosten. Im Handel der jeweiligen Rezeption kann das Getränk zwar immer noch teurer sein als ein solches vom heimischem Tresen, aber im Supermarktkühler oder aus dem Migrantenshop an der Ecke ist der Stoff dann endgültig billigst, so daß man sich wirklich eine Flasche Wein (für 2 Personen, meiner Vorstellung nach) oder mal 2 Biere leisten kann. Es werden 'Eimer' angeboten, die bereits 2 Bier in einer Flasche enthalten - empfehlen tu ich das Fischer Blonde (ursprünglich aus der Banlieue von Strasbourg) - gibts zwar nicht mehr als Produktion, aber als Marke ist es überall in Ostfrankreich präsent und schmecken tuts auch (Flasche 0,66 / bringt einen Fernradler bis 80 kg gut in die Flachlage / entspricht nicht dem preußisch-deutschen Pilsgeschmack)
So gepäppelt, kann die längste Etappe kommen.
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