Kilometertabelle:
Montbéliard - l'Isle-sur-le-Doubs - Clerval Baume-les-Dames - Besançon ca. 90 km
Besançon - St-Vit - Rochefort-sur-Nenon Dole - St-Symphorien (Saône) ca. 75 km
total ca. 340 km
Die Kilometertabelle dient nur als Anhaltswert zum Überblick über die Entfernungen. Etappenvorschläge im Text Effektive Kilometer müssen wegen Nebenwegen etwas höher angesetzt werden, wenigstens 5-10%, je nach Zahl der Tagesetappen.
Montbéliard - Besançon
Auf der westlichen Ausfahrt von Montbéliard (Ortskern wird von der EV6 nicht durchlaufen) am Canal du Rhône au Rhin müsst ihr wegen einigen Verkröpfungen der Veloroute achtgeben.
An der Doubsbrücke in Voujeaucourt ist das Hin und Her ausgestanden.
In Dampierre ist eine Ausleitung der Véloroute signalisiert, die uns leider leider für ein Stück ins Gebirge führt. Der Jura hat uns umstellt.
Grund ist die am Kanal verlaufende Hauptstraße D126. Wer den Verkehr nicht scheut, kann das kurze Stück bis Colombier-Fontaine dort im Flachen radeln. Velo frei. Dann in Colombier aber wieder von der Hauptstraße an den Kanal zurück, wo die als EV6 signalisierte Piste cyclable beischwenkt.
Auf langen Kanalstrecken geht es weiter. Nach einem Intermezzo auf Straße bei l'Isle-sur-le-Doubs sehen wir uns abwechselnd an Geraden des Kanals und Schlingen des Flusses Doubs radeln, der nun auf eine lange Strecke durch kleine Wehre mit kleinen Schleusen schiffbar wird.
In Clerval ebenfalls eine Ausleitung der Strecke auf Nebenstraße, danach, diesmal leider unumgänglich bei Roche-les-Clerval eine kleine Bergpartie.
Anschließend aber wieder flach und angenehm.
Clerval besticht durch sein typisch pittoreskes Jura-Ambiente. Der Abschnitt Montbéliard-Besançon ist mit der schönste der gesamten Route am Canal du Rhône au Rhin entlang. Vielleicht mit dem unteren Neckar im Odenwald vergleichbar, nur schöner :) . Und deutlich ruhiger zu fahren direkt am Wasser.
Die Eurovélo 6 verläuft in diesem Abschnitt zum Großteil auf dem bestens asphaltierten Betriebsweg, die Signalisation ist unverfehlbar. Stets wunderbares Panorama und gefällige Wasserlandschaften, die allenfalls von mit 10 km/h dahinzuckelnden Booten befahren werden.
Baumes-les-Dames, etwas abgesetzt von der Strecke gelegen, lohnt eine Fahrtunterbrechung.
Zeltmöglichkeiten auf diesem Abschnitt gibt es in Mandeure (Abstecher, siehe vorige Seite), l'Isle-sur-le-Doubs (schöne großzügige Wiesen, leider verkehrslaut vom gegenüberliegenden Flußufer und häßliche Einrichtungen) und Baume-les-Dames (verkehrslaute Lage zwischen 2 Hauptstraßen).
Besançon
Die Veloroute EV6 führt im Schiffstunnel an Besançon vorbei. Man radelt unter der Festung hindurch und sieht nix.
Die wunderschön gelegene Stadt ist aber unbedingt einen Stopp wert.
Deshalb vor dem Tunnel geradeaus am Fluß weiter. An der Porte Rivotte, gut erkennbares Stadttor dann hinein in den Spaß. Allerdings kann man auch die Doubs-Schleife ausfahren und am Quai Vauban die Stadt von der Konsumseite aufrollen, welchen Damen es Freude bereitet.
Die sehr alte, im Grundriss übrigens immer noch an die römische Anlage angelehnte Stadt hat aufgrund ihrer heute erhaltenen Bauweise aus dem 17. und 18. Jahrhundert einen ganz eigentümlichen architektonischen Charakter, da die Häuser der Altstadt meist unverputzt den nur hier gebräuchlichen zweifarbigen Kalkstein Pierre de Chailluz zeigen.
Römische Monumente in der Stadt. Das bekannteste, die Porte Noire (in Anlehnung an den Erhaltungszustand) ist seit Jahren unter Restaurationsplanen verborgen. Anderes ist sichtbar.
Der wichtigste Anziehungspunkt von Besançon ist die Festung (Citadélle). Vor der sei gewarnt, weil erstens keine Radmitnahme ins Innere gestattet ist, dabei gibts auch keine guten Stellmöglichkeiten für beladene Reisegäule, und zweitens kostet der Spaß einen ziemlich hohen Eintritt, den man für Streichelzoo und allen möglichen Chichi entrichtet.
Wer also gern Löwen streichelt, darf in der Zitadelle rumkugeln, während draußen das Radel gegen die Taschendiebe Stellung hält. Ansonsten könnt ihr auch einfach nur sportlich hinauffahren (es schaffen auch wirklich nur die Fitten) und von einer der frei zugänglichen Vorbefestigungen runterglotzen. Auch lohnend. Es ist sehr, sehr steil da!
Das Stadtzentrum beim Quai Vauban ist zwar architektonisch authentisch erhalten, aber doch touristisch überformt. Viel Betrieb. Die kleinen Gassen der sonstigen Altstadt auf postromanischem Straßenraster bestechen jedoch durch echten, dabei saubergeputzten Provinzcharme.
Zahlreiche Möglichkeiten zur Rast, Unterhaltung, Versorgung und natürlich auch Übernachtung (auch Zeltplatz und Jugi).
Besançon - Dole
Nach Westen heraus (entweder nun den Tunnel durch, oder dem Fluß entlang die Schleife ausfahren) bleibt das landschaftliche Ambiente noch lange auf der Höhe wie die Strecke von Montbéliard.
Zunächst überrascht und erheitert uns der mit allerlei neuem Tand angereicherte 2. Kanaltunnel bei Thoraise, den wir in einer Art Springbrunnenbecken bemerken, an dessen Ende es steil den Berg hinauf geht (in Wirklichkeit ein Wendebecken, in dem man 38-Meter-Pénichen gerade von Hand um die erforderlichen 90° drehen kann. Dieser Tunnel wird nicht durch- sondern überradelt. Alles kein Problem, es sind nur wenige Meter hinauf, welche auch geschoben werden können.
Nun führt die Piste cyclable abwechselnd am Fluß Doubs und künstlichen Kanalstrecken entlang durch langsam ausklingende Juraberge.
Bei Dampierre (gleicher Name wie oben, aber anderes Dorf) - das Gebirge ist Hügeln gewichen - eine Ausleitung auf Nebenstraße, die trotz kleiner Steigung gut zu fahren ist und schöne Landschaft bietet.
In Orchamps dann wieder der Schwenk auf die nun lang ziehenden Kanaltrassen.
So sind wir bald in Dole, eine nach Meinung sämtlicher Kanalfahrer äußerst besichtigenswerte Stadt mit altem Kanalhafen, alter Innenstadt schon fast südlicher Anmutung und am Südende an Mühle und Schleuse die Kanalbauten aus der ganz frühen Zeit (vorsichtig modernisiert wo für den Betrieb nötig).
Dole eignet sich für Beschaffungen, zum Bleiben (u.a. Zeltmöglichkeit vorhanden, auch ein Auberge de Jeneusse wird vorgehalten) und zum Essenfassen.
Das Radeln wird erschwert durch gebirgige Uferhänge und die für Frankreich typischen Einbahnstraßenlabyrinthe, wobei die dann noch gerne komplett vom Wettbewerb verstopft sind - einfach mal absteigen und schieben.
In der Nähe bei Rochefort-sur-Nenon gibt es einen sehr schönen, großzügigen, aber außerhalb der Ferien wenig genutzten Zeltplatz mit ganz gutem Service (sehr ruhig).
Dole - St-Symphorien - St-Jean-de-Losne (Saône)
Wir fahren aus der Stadt an einer komplexen Schleusen- und Wehrlandschaft. Kurz darauf verläuft der Kanal nochmal im Doubs, dann verlassen wir den Fluß, der bis zur Mündung in die Saône noch mehrer dutzend Kilometer unterwegs ist, während der Kanal auf Geraden in einem Westknick die Saône in weit kürzerer Distanz erreicht.
Dieser Schlußteil des Kanals ist komplett industriell renoviert. Der Wasserweg ist hier breit ausgebaut - allerdings auch nur für Pénichen, nicht etwa für Euro-Schiffe. Am Ufer neben der Veloroute bei Tavaux, wo die Chemiefabrik Solvay sich breitmacht, ragen gewaltige Dämme auf. Dahinter, nur vom Satelliten aus sichtbar, viele Hektar umfassende Schlammhalden von Soda und Dreck - schlimm - Frankreich!
Danach ist die Strecke schön zugewachsen und eine fluviale Augenweide.
Wir überschreiten hier nochmal eine Regionsgrenze: auf den letzten Metern des Canal du Rhône au Rhin befinden wir uns in der Bourgogne!
Die Saône wird unweit des letzten Hafens und einer etwas übertrieben gesteilten Schleuse erreicht.
Damit ihr nicht dort mitten im Nichts aufhören müsst, führt eine freundliche Radpiste am Fluß Saône nach der nächsten Kleinstadt, St-Jean-de-Losne, das als weitere Beschaffungsquelle sowie als Ort eurer Nächtigung dienen mag (auch Zeltplatz ruhig am Fluß gelegen).
St-Jean hat eine Bahnstation, mit deren Hilfe ihr eure Radtour Richtung Heimat (mit mehrmaligem Umsteigen) beenden könntet.
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Dijon (fakultativ)
Sehr empfehlenswert wäre aber noch der Besuch der famosen Stadt Dijon ganz in der Nähe (ca. 30 Radelkilometer). Eine Vorschau siehe dort.
Es gibt leider keine vernünftig signalisierte Route von St-Jean-de-Losne. Ihr werdet die Straße nehmen müssen.
Wem es nichts ausmacht kann auch den Betriebsweg des 30 km schnurgerade verlaufenden Canal de Bourgogne nehmen (Beginn am riesigen Kanalhafen von St-Jean). Ist durch Beschilderung überall untersagt, wird jedoch trotzdem befahren. Der Weg ist keine Piste cyclable, unbefestigt und auf den ersten 2 Kilometern sehr schlecht zu befahren - wird dann besser. Anfangs empfiehlt sich die Westseite, nach der ersten Straßenbrücke die Ostseite, die komplett bis zum Stadthafen Dijon durchgeradelt werden kann (auf eure Gefahr - es geht auch an der Flugplatzstartbahn vorbei).
In Dijon ist wiederum eine Übernachtung möglich und auch anzuraten wegen der Fülle des zu Sehenden. Den dortigen Zeltplatz empfehle ich nicht (siehe Link). Jugi für die Jüngsten vor Ort.
Natürlich läßt sich dort auch eure Kanaltour in der Eisenbahn beenden (Direktverbindung Strasbourg möglich) oder im Euro-Car.
Wer Dijon noch mitnehmen will, sollte je nach Eindringtiefe 1-2 zusätzliche, fahrtfreie Tage einplanen.
Ansonst könnt ihr einfach fortsetzen:
der Canal de Bourgogne geht noch 200 km mit signalisierter Radroute Richtung Yonne / Seine / Paris !
Karten für Canal du Rhône au Rhin
Wenn ihr kein oder nicht ausschließlich ein GPS für Fahrrad benutzen wollt (ein Kfz-Navi eignet sich für Radrouten nicht), hier ein Hinweis zu allfälligen Landkarten:
Am bekanntesten und vielfach erhältlich für Frankreich sind die diversen Michelin-Ausgaben. Obwohl hier im Regal oft alles Mögliche durcheinander kugelt, lohnt es sich bei der Buchhandlung der Wahl, die für eure Route passende Karte zu bestellen - oft ist sie ja am nächsten Tag schon da.
Meist liegen die 'Regional / France' (orange) aus. Die sind zum Fahren auf Veloroute sehr schlecht geeignet, da viel zu grob.
Ihr solltet die 'Local / France' im Maßstab 1:150.000 wählen (gelb), wenn schon. Dort sind auch zahlreiche fürs Radfahren relevante Markierungen enthalten, z.B. fertiggestellte 'Pistes cyclables', es sind auch brauchbare Innenstadtpläne mit drauf.
Die für die Gesamtstrecke benötigten Nummern sind die 315 und die 321, bei Übertritt in die Bourgogne (Dijon) allenfalls noch die 320 (geht bis Dijon evtl. auch ohne Karte für die Abenteurer).
Was nicht in sämtlichen aktuellen Michelin-Blättern enthalten ist, sind Zeltplätze und Jugendherbergen (wahrscheinlich aus Lizenzgründen)
Eine weitere sehr brauchbare Frankreichkarte bildet die amtliche IGN 'Top 100 - Tourisme et Découverte' in 1:100.000 (gelb) mit ausgezeichneter Auflösung, vielen Höhenangaben und Pistes cyclables. In D kaum im Bestandsortiment zu finden (eher in CH), aber bestellbar. Aufgrund des höheren Maßstabs sind eine ganze Menge Blätter nötig, um die Gesamtstrecke abzudecken: die 112, 122, 137 und 136.
Außerdem gibt es für die Eurovélo 6 (Strecke von Mulhouse nach St-Symphorien/Saône) in eurem Radfahrregal spezielle Radelführer, wem es gefällt. Diese enthalten aber auch die weiteren Strecken in Frankreich bis ans Meer.
Die erhältlichen Marco-Polo-Regionalkarten Elsaß und Franche-Comté/Bourgogne (Ex-Generäle) haben mit 1:300.000 ein viel zu grobes Kartenbild - unbrauchbar für Fahrrad.
Geschichte des Canal du Rhône au Rhin
Der Kanal ist Ergebnis der Idee, das Mittelmeer mit der Nordsee schiffbar zu verbinden
Er konnektiert dazu die Flüsse Rhein und Doubs längs des Jura sowie Doubs und Saône bei Dole, wo er den Unterlauf des Doubs abkürzt. Der flache und felsige Fluß Doubs wurde schiffbar aufgestaut. Die Saône mündet in Lyon in die Rhône. Sie wurde im Lauf der Kanalstrecke durch einige Schlingendurchschnitte abgekürzt.
Der Gedanke der Binnenschifffahrtsverbindung um die Alpen herum ist bereits seit der Antike bekannt.
Im 17. Jhd wurde in der Schweiz die Verwirklichung versucht, indem zwischen Genfer See und Neuenburger See ein Kanal (Canal d'Entreroches) durchgebrochen werden sollte. So sollten flache Boote von der Rhône / Genfer See über die Aare den Rhein erreichen können.
Leider befindet sich zwischen beiden Seen ein Gebirge, das mit damaligen Mitteln nicht befriedigend überwunden werden konnte. Der Canal d'Entreroches wurde nicht fertiggestellt
Der viel aufwendigere Canal du Rhône au Rhin wurde nach für französische Kanäle typischen, langen Vorplanungen noch im Ancien Régime Ende des 18. Jhd begonnen.
Das zuerst fertiggestellte Stück war die Flachstrecke Dole - St-Symphorien (Mündung in die Saône) in Burgund / Freigrafschaft. In Dole sind heute noch einzelne Bauten dieser Zeit erhalten.
In der Napoleonzeit (korrekt: Diréctoire und Empire) wurde der Kanalbau, damals noch rein händisch, weiter vorangetrieben. Zum großen Teil wurden Sträflinge und Kriegsgefangene auf Verschleiß für die Erdarbeiten eingesetzt.
Die Fertigstellung der umfangreichen Bauten gelang jedoch erst 1833
Die Schlingenabkürzungen des Doubs durch 2 Tunnels wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. nachträglich eingebaut.
Die heutige Optik des Kanals wird durch die Modernisierungen Ende des 19. Jhd. bis in die Zeit des 1. Weltkriegs bestimmt, die nach dem französischen Minister für öffentliche Arbeiten (Bau/Transport) de Freycinet benannt sind ('garbarit Freycinet' - Freycinet-Schleusenmaß), obwohl ein großer Teil der Kanalstrecke seinerzeit zu Deutschland gehörte. Die Reichsgrenze am Kanal lag bei Belfort.
Einige Jahrzehnte nach Eröffnung der Kanals wurde im Südwestabschnitt teils direkt nebendran eine noch heute wichtige Eisenbahnlinie gebaut, die wie anderswo in Frankreich auch in Konkurrenz zum Wasserweg trat.
Die nördliche Strecke durchs Elsaß war zwar zur Eröffnung technisch dem damals noch sehr schlecht bis gar nicht schiffbaren Oberrhein überlegen, aber mit der Rheinbegradigung, die 1876 Basel erreichte, war auch dort eine Konkurrenzstrecke erwachsen.
Mit dem Bau des 'Neuen Oberrheins' nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 60er Jahre ('Grand Canal d'Alsace' von Basel bis Strasbourg) wurde die Strecke nach Strasbourg vollends überflüssig und parallel zum Baufortschritt des Grand Canal aufgelassen. Bei Mulhouse zugeschüttet und mit der Autobahn überbaut.
Dafür wurde eine Zwischenverbindung zum Rhein in der Nähe von Basel bis 1996 auf Europa-Maß (Rheinschiffe) gebracht, um die Industrie in Mulhouse direkt an die Nordsee anzubinden.
Der Nordarm des Canal du Rhône au Rhin erfüllt in der elsässischen Ebene jedoch wichtige Grundwasserfunktionen, da er mehr Wasser gibt als nimmt, und so wurde der Großteil der Strecke mindestens im Wasser gehalten.
In den 70er Jahren wurde der für den Gütertransport auf den erhaltenen schmalen Strecken fast bedeutungslose Kanal für die Freizeitschiffahrt entdeckt.
So wurde er bis heute teils saniert (Schleusen) und funktionsfähig erhalten, außerdem mit Freizeiteinrichtungen aller Art versehen. Der Nordarm wurde partiell reaktiviert mit direkten Rheinanschlüssen südlich Strasbourg und bei Colmar (nicht verbunden).
Zuständige Kanalbehörde ist heute die Voies Navigables de France (VNF).
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