Kilometertabelle:
Strecken Stadt in voriger Kilometertabelle enthalten.
Zu Leh verweise ich zunächst einmal auf die einschlägigen Reiseführer nach Geschmack.
Meiner war übrigens der Loose Travel Handbücher, Indien (mitgeführt nicht etwa den 1-pfündigen Wälzer, sondern lediglich Ausrisse der evtl. tangierten Bundesländer).
Die Provinzhauptstadt bietet neben einem hervorragenden weitgefächerten und durchweg günstigen (bis spottbilligen) Übernachtungsangebot für alle Geschmäcker sämtliche Notwendigkeiten und Eventualitäten, die auf einer längeren Auslandsradtour in frage kommen. Es gibt sogar (teure) MTB-Ersatzteile.
Hierzu zählen Geldautomaten verschiedener Banken, Wechselstuben auch mit Reisescheckeinlösung (günstige Konditionen), DSL-Internet, ein Flughafen mit täglichem Flugangebot und Direktbuchungsmöglichkeit, Busterminal, medizinische Versorgung, Nahrung in Mengen, Ausrüstung aller Art, vor allem aber Warmwasser. Endlich duschen - hier geht es (wer sich nicht zuvor schon in Thiksey im Hotel zurückzivilisiert hat).
Ich selbst war durch eine Empfehlung in einer der gepflegten Pensionen in Chubi und hatte für 700 Rp (ca. 9 EUR, Spätsaison) ein Penthouse mit Terrasse und traumhaftem Blick ins Stok-Kangri-Massiv. Die sehr liebenswürdige Wirtsfamilie, die sich Vollzeit um die Gäste kümmerte, fand eine gute Balance zwischen Privatheit der Gäste und Rundumbeglückung mit Gastmahlen, Frühstück und Fahrdienst, was ich durchaus respektierte, aber nur wenig in Anspruch nahm.
Vielmehr beschloß ich angesichts der vergangenen Strapazen einen längeren Aufenthalt in dieser schönen und vielversprechenden Stadt und mietete mich gleich für eine Woche ein. Ein guter Entschluß - mein Aufenthalt in Leh war der angenehmste während meines Indientrips und ich empfehle allen Durchreisenden, die Stadt und ihre schöne Umgebung (obwohl das fast ausnahmslos trockene Wüste ist) ein paar Tage zu nutzen und kennenzulernen.
Fliegen ab Leh
Zunächst musste ich mal schnaufen und erkundete den heiligen Berg der Namgyal-Könige direkt neben der zentralen Straße der wunderschönen Pappeloase Chubi. Von dort die Altstadt, was einige Kletterkünste nötig macht (nichts für Gebrechliche).
Später legte ich den ersten Erledigungstag ein. So besorgte ich mich mir ein Rückflugticket nach Delhi im Büro von Jet Air direkt am Main Bazar. Das Ticket war mit ca. 7.500 Rp (ca. 95 EUR) relativ günstig, für das Fahrrad musste jedoch am Flughafen ein Gepäckaufschlag gelöst werden. Der Flug selbst war spektakulär, aber das Check-In-Prozedere extrem aufreibend. Aufgrund der Sicherheitsauflagen dauerte es über 3 Stunden mit mehreren Runden Röntgen, Gepäckidentifizierung am Flugsteig, mehrmaligem Abtatschen, Barnachzahlung außerhalb des Sicherheitsbereichs (Vorauszahlung Gepäck nicht möglich) u.a. u.a.
Am Röntgengerät saß ein vorsitzender Techniker-Offizier, der beste Kenntnisse von allen mitgeführten Gerätschaften hatte. Der Mann war sehr freundlich und auch Befürworter in Punkto Radtourismus, aber ich musste bei aller Sorgfalt der Gepäckzusammenstellung umpacken, und auch zu technischen Fragen Stellung nehmen.
Das Fahrrad passte nicht in das Röntgengerät, deswegen musste es davor demontiert und danch wieder zusammengestellt werden. Dabei gingen freundliche Soldaten und Sicherheitsmitarbeiter zur Hand. Das Rad habe ich unverpackt aufgegeben. Für die Sicherheit hätte mans ohnehin auspacken müssen. Es wurde keine Verpackungsvorschrift gemacht, das Fahrzeug erhielt aber mehrere 'Fragile'-Auskleber. Dennoch brach beim Lufttransport das Schaltauge. Daher Schaltwerkschützer dringenst nötig. Evtl. Schaltwerk lösen (Problem beim Rollen) bzw. Reserve-Auge mitführen.
Sonstige Behandlung mit Angebot eines sehr guten Fensterplatzes für den fantastischen Gebirgsflug war bei Jet Airways hervorragend. Aircraft war eine ausgewachsene 737, die entgegen den Beschreibungen in vielen Reiseführern bis auf den letzten Platz besetzt war, was ein sehr langes Abfertigungsprozedere nötig machte. Noch auf in der Startposition wurde routinemäßig unbegleitetes Gepäck von nicht aufscheinenden Beförderungsfällen ausgeladen.
Es fliegen mehrere Gesellschaften ab Leh, von denen aber regelmäßig eine pleitegeht. Jet ist neben Air India (Probleme beim Radtransport!) die größere und schon lange am Start.
Bewertung: Aufgrund der spektakulären Flugroute mit Start inmitten von 6000ern und der bequemen, günstigen Verbindung, sollte man auch angesichts des strapaziösen Handlings das Ausfliegen gegenüber einer deutlich schrecklicheren 2-tägigen Busfahrt vorziehen, soweit man nicht eine Runde über Shrinagar weiterfahren möchte.
Permit Nubra Valley (Pangong)
Desweiteren besorgte ich mir im Reisebüro prophylaktisch ein Permit für das Nubra Valley. Das Permit (Sondergenehmigung, sonst kein Einlaß) ist ein Kombischein für alle möglichen Destinationen. Das Reisebüro fasst mehrere Antragsteller, die nichts miteinander zu tun haben, zu einem Permit (in mehreren Ausfertigungen) zusammen, da nur an Reisegruppen ein Permit vergeben wird. Offziell ist das Alleinrumgurken nicht erlaubt. Ich war mit 2 Koreanern zusammengelegt, die ganz woanders hinwollten (ich glaube, es war Pangong), dabei waren einfach beide Gebiete auf dem Passierschein angekreuzt. Nur einmal wurde ich gefragt, wo die andern sind. Ich hab dem Polizisten gesagt, die sind schon durch, und er wusste dann bescheid. Dem Einzelreisevergnügen steht also im indischen Himalaya nichts im Wege, aber eine Garantie darauf gibt es auch nicht.
Das Permit ist mit 450 Rp. relativ teuer, der Agent kassiert. Zumal die Verwaltungsgebühr nur um die 15 Rp. ausmacht. Aber selber zum Amt (Polizeibehörde) gehen und sich anstellen für Formulare wird wohl keiner versuchen.
Für die Beantragung ist der Pass für 1-2 Tage einzureichen. Das ist zu beachten - man kann in der Zwischenzeit keine weiteren Geschäfte tätigen, da für jedes und alles immer Pass und Visum vorzuzeigen sind und aufgeschrieben werden.
Das Permit, das lange Jahre nur für einen eng umschriebenen Bereich um Diskit und Panamik ausgestellt werden konnte, ist nun standardmäßig erweitert bis Turtok, einem lange völlig abgeschiedenen Dorf an der pakistanischen Grenze, wo die Straße am Shyok River unterbrochen ist. Siehe Abschnitt V - Nubra Valley
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SIM-Karte
An Notwendigem konnte ich in Leh mal eine Fahrradpumpe besorgen - erstaunlicherweise war das indische Erzeugnis gar nicht so funktionsuntauglich. Ich besitze sie noch heute.
Daneben versuchte ich mich in der Beschaffung einer neuen SIM-Karte, da die Vorhandene zwar ausreichend Guthaben hatte, aber keinerlei Verbindung in den Netzen in Ladakh erhielt, mangels Roamingmöglichkeit.
Die SIM-Karte, die nur nach aufwendiger Bürokratie und viel gutem Zureden erhältlich war, erwies sich als Reinfall, da sie in den örtlichen 2G-Netzen keinerlei brauchbares Internet zustande brachte. In Leh sei daher auf WLAN verwiesen, das in Cafes, aber besser in den Internet-Shops erhältlich ist, für wenig Geld (stundenweise) in DSL-Qualität.
Stromausfälle
Hier kommen wir aber schon zu einem einschränkenden Punkt der Stadt Leh und Umgebung, der eine gewisse Anpassung erfordert, nämlich der ständigen, wiederholten Stromausfälle, die stundenlang oder den halben Tag anhalten können. Das private und öffentliche Leben ist darauf eingespielt, man muss aber beispielsweise Arbeiten auf PC öfter mal zwischenspeichern bzw. sich darauf einstellen, daß eine WLAN-Verbindung mitten im E-Mail-Versand der geilsten Urlaubsbilder zusammenbricht und nicht wiederkehrt. Auch sitzt man in den oft bunkerartig aufgemachten Geschäften untertags öfter mal im Dunkeln und sucht seine Siebensachen.
Wenn ihr die Stromübertragungseinrichtungen auf der Straße anseht, wisst ihr auch, warum es ständig flackert. Wahrscheinlich hat wieder eine heilige Kuh in die Leitung gebissen.
Mein Wirt hatte sich mit einem riesigen Mobilgenerator und viel elektrotechnischem Know-How auf die Stromausfälle eingerichtet. Als das Licht abends mitten in der Vorbereitung zu einem großen Küchenfest ausging, hantierte er ein halbe Stunde im Basement, dann war der Diesel ans Hausnetz angeschlossen und die Party konnte weiter steigen.
Es gibt spezielle Shops, die Notstromdiesel, Batterien und Solargeräte verkaufen, um die Stromunterbrechungen weniger tragisch zu gestalten.
Einige Abschaltungen sollen auch gezielt vorgenommen werden, wenn die Militäreinrichtungen rund um die Stadt mal ein paar Watt mehr benötigen.
Essen und Trinken
Beim Ausgehen bietet Leh zahlreiche Möglichkeiten, sich wohlschmeckend und sicher zu ernähren. Die Portionen sind tendenziell klein, aber oft kann man eine doppelte Portion ordern oder man geht einfach mehrmals täglich essen, was eine gute Möglichkeit darstellt, die durchaus unterschiedlich ausgerichteten Wirtschaften kennen zu lernen. Masala-Essen (scharfe Curries) bildet dabei nicht so den Schwerpunkt Lehs, obwohl auch erhältlich. Es wird auch viel mehr Fleisch angeboten als im Süden.
Hammel in der Dhaba zu verspeisen (Pfenniggericht) erfordert aber auch dort viel Mut. Mehr sei nicht gesagt. Nachteilige Erscheinungen wurden mir aber nicht zuteil.
Die Speisen in den Touristenlokalen sind stark auf europäisches Verdauungsvermögen ausgerichtet. Convienence-Food habe ich aber nicht festgestellt. Es wird alles frisch gekocht. Also esst euch satt.
Auf der Suche nach einem Bier auf meinen Gipfelsieg zog ich allerdings durch die teuersten Lokale der Stadt. Dort wurde meine Bestellung unter vorgehaltener Hand aufgenommen und der Kellner war schlechterdings entsetzt, als ich ein Kingfisher rot bestellte (eine in Indien gängige Flasche mit etwas mehr Geschmack). Starkbiere habe er um Buddhas Willen nicht anzubieten. Es war so, als ob ich in Markgröningen in der Pizzeria zum Essen 3 Strecken gutes Koks bestelle. Er brachte das weitverbreitete Kingfisher grün (5%), das müsse reichen. Es schmeckt allerdings nur rudimentär nach Bier :-(
Serviert wird es in Leh wie im mittleren Orient im Alumantel, damit keiner erkenne, um was es sich da handle. Der Bierkrug ist eine Keramiktasse. Wohlsein!
Einen Liquorshop konnte ich in Leh nicht finden.
Dafür gibt es Proviantstores, die um mäßige Preise wirklich alles bieten außer Drogen.
Während die Gastronomie und auch die Beherbergung in vielen Klassen für Leh sehr günstig sind, nehmen die im Touristenviertel bei der Old Fort und Zhangsti Road angesiedelten Veranstalter für ihre diversen Ätwentschurs ein Heidengeld. Die kennen die Kaufkraft ihrer Klientel. Als selbstorganisierter Radfahrer benötigt man sie nicht - außer für Passierscheine (Permits).
Sonstige Dienstleistungen und Waren auf den Bazaren liegen aber teils auf allerniedrigstem Niveau, wie eine 1-stündige Frisörsitzung mit allen Wohltaten und tiptop Handwerk für 50 Cent. Das ist dann schon der Touristenaufschlag (in meinem Heimatdorf zahle ich das Vierzigfache für 15 Minuten Haareschneiden). Selbstverständlich runde ich dann so eine Leistung auf den nächsten Hunderter (Rp).
Kauft nicht soviel Krempel - ihr könnt es eh nicht spazierenfahren.
Leh ist eine Stadt mit ausgeprägten Saisonzeiten. Die Wirtschaft muss in den Sommermonaten Juni bis September ihren Jahresumsatz mit Touristen weitgehend erwirtschaften. In der Nebensaison ab Ende der offiziellen Passöffnungszeiten fallen die Preise nochmals rapide. Die Mehrzahl der Gästezimmer hat entsprechend den lokalen Wohnsitten auch keine Winterheizung (es wird nur ein Raum im Haus geheizt). Das merkt man in den kalten Sommernächten. Schnee liegt erst ab Mitte November, touristischen Wintersport gibt es nicht.
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