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Eine Himalaya-Durchquerung am Manali-Leh-Highway ist nun nebst Kanalradtour am Ganges mit über 2.000 großformatigen Fotos komplett verfügbar.
Gesamt-Kilometertabelle:
Delhi 48 km
Himachal Pradesh Kalka - Bilaspur (Namhol) 126 km
Himachal Pradesh Bilaspur - Mandi - Manali (Solang) 237 km
Manali-Leh-Highway I / Lahaul Himachal Pradesh Manali (Solang) - Sarchu 160 km
Manali-Leh-Highway II / Ladakh Jammu & Kashmir Sarchu - Stakna 302 km
Indus Valley / Ladakh Thiksey - Leh 55 km
Khardung La / Nubra Valley Ladakh / Jammu & Kashmir Leh - Diskit - Leh (part) 182 km
Ganga Canal Uttar Pradesh / Uttarakhand Delhi - Rishikesh 402 km
Total
1.512 km
Dauer: 37 Tage - - - September / Oktober 2013
Die Weglängen beziehen sich auf die tatsächlich gefahrene Strecke nach Tachometer, mit allen Nebenwegen und Tagestouren.
Sie stellen daher nicht die kürzestmögliche Verbindung dar.
Kartenwerke
Gedruckte Papierkarten für Indien liegen nur in unbefriedigender Form und in viel zu grobem Maßstab vor. Zudem sind sie lokal nur in wenigen Vertriebstellen erhältlich. Ich empfehle daher den Einsatz von Digitalkarten. Ich verwendete u.a. eine Karte von OpenAndroMaps nach OSM-Daten mit Oruxmaps (Kartenprogramm Android für Offlinenavigation). Diese ist in in der Provinz jedoch oft auch unbefriedigend / unvollständig. Detailreicher ist das gute alte Google-Maps, am besten online, was in den bevölkerungsreichen Gebieten mit Hilfe einer Prepaidkarte nicht allzu schwer ist.
Als Reserve für Telefonverlust oder Stromausfall hatte ich eine Übersichtskarte Indian Himalaya 1:750.000 (Auszüge auch in 1:350.000) von TerraQuest (Polen) sowie eine Detailkarte Ladakh 1:300.000 von Editions Olizane (Genéve) dabei. Erstere kann helfen. Die Kartografie ist eine grobe Abstraktion. Letztere ist sehr schön, leicht und detailreich, wird aber nur benötigt, wenn in Ladakh Nebenwege befahren werden sollen, wobei das immer einen gewissen experimentellen Charakter hinsichtlich des Vorankommens besitzt.
Informationen
Zum Radeln mit Tourgepäck, speziell diese Tour (Himalaya) hier.
Informationen zum Radfahren in Indien Mr. Pumpy
Umfassende Informationen zu Radtouren-Technik/-Ländern/-Praxis im heftigen Diskurs sowie allerhand Community-Lärm im Rad-Forum.
Bilder
Zu jedem Kapitel gibt es eine ausführliche Bilder-Galerie.
Auf der jeweils ersten Seite sind die interessantesten Bilder als Übersichtsseite zusammengestellt.
Von der jeweiligen 2. Galerieseite an geht es chronologisch weiter. Die Bilder der Übersichtsseite sind in den folgenden Seiten nochmal enthalten.
Die Bilder können im Format 1200 quer oder 1024 hoch vergrößert werden. Die Querformate verkleinern sich automatisch.
Die Fotos erscheinen lizenzpflichtig (kostenpflichtig für anderweitige Publikation), wo nicht anders ausdrücklich notiert.
Einige Bilder erscheinen in CC-Lizenz .
Bei Interesse bitte im Kontaktteil nachsehen.
Die Verkehrsthemen :
Kann man in Indien Rad fahren ?
Nach Indien fahren die Gescheiterten mit schlechten Fahrrädern. Seriöse Velofahrer beschränken sich auf die internationalen Rallyestrecken im Himalaya oder fahren gleich an der Westküste der USA. So heißt es in den Fachzirkeln der Reisenden.
Natürlich geht es doch, in Indien eine Radtour zu unternehmen. Das Umfeld ist in jeder Hinsicht rauh, doch Millionen Inder können nicht irren: das Rad ist immer noch einer der Hauptverkehrsträger des Landes.
Ein Wellnessradeln in Niederösterreich gestaltet sich mit Sicherheit anders, aber wer bereit und in der Lage ist, sich in kulturell fremdem und klimatisch anstrengendem Umfeld durchzubeißen und Lust auf den Orient verspürt, kann sich, hinreichende Verkehrskompetenz vorausgesetzt, auch im tendenziell wohlhabenden Nordindien aufs Rad setzen.
Mit Sicherheit ist ein gelungenes Indien-Erlebnis am Rad eine große Bereicherung und sehr lehrreich.
Indien ist im Gegensatz zu den in der hiesigen Provinz gepflegten Klischees überhaupt nicht spirituell-gelassen, sondern 'always hot', chaotisch-cholerisch, laut, aggressiv und natürlich unglaublich dreckig.
Generell läßt sich jedoch zu allen Gebirgstrecken inkl. Städte in Himachal Pradesh und Ladakh sagen, daß es dort wesentlich manierlicher zugeht, auch klimatisch ist es in Höhen um 2.000 m für Europäer wesentlich besser verträglich als in der Gangesebene. Um den gefürchteten indischen Verkehrszuständen zu entgehen, beschränken sich die meisten Radtouristen daher auf die Berge, die verkehrlich in aller Regel angenehm zu beradeln sind - bis auf manche Straßenzustände.
Insbesondere in Lahaul (Himachal Pradesh) und Ladakh kommt dann auch die wesentlich gelassenere und zurückhaltendere tibetische Kultur zum Tragen, die dem europäischen Reisenden besser entspricht.
Als Appendix wird jedoch noch eine Tour beschrieben, die uns direkt dem indischen Wahn aussetzen wird am Ganga Canal von Delhi nach Rishikesh.
Akklimatisierung, Höhenbeschwerden
Aufgrund des subtropischen Klimas und der Reisehöhen für die Himalaya-Überquerung von über 5.000 m ist eine Eingewöhnung und außerdem Höhenanpassung nach sportärztlicher Maßgabe notwendig. Fehlt die Höhenakklimatisierung, kann es zu unangenehmen bis schweren Symptomen kommen - die Radtour scheitert. Medizinische Hilfe ist im Hochbereich allenfalls marginal in Form von Tabletten gegen leichte Höhensymptome zu erhalten.
Sehr günstig wirkt sich nach ein bis zwei Eingewöhnungstagen in Delhi oder z.B. Chandigarh eine Selbstanfahrt über das Vorgebirge der Shivaliks aus. Dagegen ist vom Transfer mit dem Taxi vom Flughafen Delhi nach Manali oder gar vom Direktflug auf den Höhenflugplatz Bhuntar bei Kullu abzuraten. So ist das Scheitern im sauerstoffkritischen Bereich bereits angelegt.
Durch das Training in den durchaus steigungsreichen und teilweise auch heißen Vorbergen gewöhnt sich der Metabolismus an die Belastung und kann den Sauerstoffentzug in der Höhe besser kompensieren.
Medizinisch angeraten werden über 3000 m Höhe für Sportler Maximalaufstiege von ca 500 m pro Tag mit Abstieg und maximalem Höhengewinn von 300 m pro Übernachtung. In der Praxis ist das für einen Radfahrer kaum durchführbar. Es ergibt aber, daß es gesundheitlich/konditionell ungünstig ist, z.B. den Rohtangpass von Talort zu Talort mit 2000 Höhenmetern Differenz in einer Strecke zu fahren. Üblicherweise scheitert dies schon am Verkehr oder am Wetter.
Für den Manali-Leh-Highway ist es günstig, den Startpunkt in Solang oberhalb von Manali auf ca. 2.400 m Höhe zu wählen.
Auffahrt über 1.000 Höhenmeter nach Marhi (3.360 m) und dort Übernachtung im eigenen Zelt oder im PWD-Resthouse (Möglichkeit muss vor Ort erfragt werden). Die Dabha-Hütten waren 2013 komplett aufgelassen wegen einer polizeilichen Schließungsverfügung für den gesamten touristischen Teil der Siedlung.
Am 2. Tag Passüberquerung (3.978 m) und Abstieg nach Khoksar (3.140 m). Übernachung dort (oft ausgebucht) oder in Sissu (ca. 3.060 m).
Weitere Höhenanpassung (Ruhetage) in Keylong (3.080 m) oder Jispa (3.200 m) zur Weiterfahrt nach Ladakh unbedingt empfohlen. Die Ruhetage können dabei als halber Tag ausgelegt sein, wenn ihr keine Symptome spürt.
Ein entsprechender Rhythmus ist bei der Anfahrt von Shrinagar her einzuhalten.
Bei Start in Leh (3.500 m) durch Einfliegen sind erfahrungsgemäß 3 Ruhetage, oft begleitet von Höhensymptomen, einzuhalten, bis der schwere Aufstieg auf den Taglang La in Angriff genommen werden kann.
Material:
Zum Einsatz kam ein einfaches Tourenrad aus dem Fachhandel mit 3x7-Gang MTB-Schaltung. Die Maximal-Untersetzung beträgt 22:32. Es war zum Zeitpunkt der Passbefahrung schon über 85 tkm gelaufen. Da noch weitere, eher kalte Höhenregionen besucht werden sollten, war eine Beladung des Velos mit ca. 35 kg Gepäck und Proviant nötig, darunter 2 Schlafsäcke und ein höhentaugliches Zelt. Das Zelt kann man sich jedoch sparen, wenn Gewicht wichtiger ist als Komfort und Abenteuer bei der Übernachtung. Es stehen außer Gasthöfen in den festen Siedlungen zahlreiche Stationen mit Zeltübernachtungsmöglichkeit zur Verfügung - allerdings mit beschränkter Bewirtschaftungsdauer. Man muß gründlicher planen ohne eigenes Zelt.
Rollen: Tauglich sind MTB-Reifen nach Wahl oder für Tourenräder 29er Reifen in einer Breite, die im Rahmen unterzubringen ist. Weniger wegen der Traktion als zur Dämpfung. Mit handelsüblichen Trekkingreifen ist bereits am Nordhang des Rohtang kein Durchkommen mehr, geschweige denn mit Rennrad, was ich auch beobachten konnte. Auch für den Anfahrtsweg ist starke Bereifung wegen der Dämpfung sehr zu empfehlen. Die Belagsqualität ist mangelhaft.
Wegen unabdingbarer Geröllpassagen im Himalaya-Hochbereich muss festes hohes Schuhwerk benutzt werden, Radschuhe sind zu leicht. Bei schlechten Wetterbedingungen (die man unbedingt meiden sollte) sollte für den Rohtang der Einsatz von Gummistiefeln erwogen werden, die man in Manali erwerben und später entsorgen kann. Es kann sehr tief schlammig werden (Südhang).
Wind- oder Sonnenbrille sowie starker Sonnenschutz unbedingt nötig.
Verkehr und Straßenbeschaffenheit
Während im Gebirge, sogar in hohen Lagen entspannter Verkehr und oft eine überraschend gute Straßenqualität zu finden sind (siehe hierzu die Detailseiten), ist im restlichen Nordindien der lebensgefährliche Straßenverkehr Legende. Es stimmt alles, was man liest.
In Delhi, wo ein Großteil europäischer Indienreisender aufschlägt, kann man vom Radfahren nur abraten. Ich habe es dennoch getan, allerdings habe ich sicherheitshalber viel geschoben und die engen Innenbereiche vor allem auch zu Fuß erkundet, da man mit dem Rad oft hoffnungslos im Stau verkeilt ist und nicht herauskommt.
Gefahren wird in der Stadt auf Tuchfühlung, ständig wird man im dichten Rikschaverkehr heftig angerempelt. Als Vorsichtsmaßnahme sind Gepäcktaschen unbedingt mit starken, fest verschlossenen Koffergurten am Rad zu sichern. Trotzdem wurden meine Taschen mehrfach im Verkehr runtergerissen. Die einfache Hakenbefestigung tut es in Indien nicht. Die Lenkertasche sollte in der Stadt übrigens bis auf eine Banane komplett geleert sein. Alle Wertstücke festgezurrt am Körper tragen oder im fest angeschnallten Gepäck versteckt. Greifer haben es im Stau leicht, die Lenkertasche runterzuschlagen.
Da es keinerlei separate Fahrradtrassen gibt, kommt man auch in der Stadt nicht umhin, vielspurige Schnellstraßen zu benutzen, die mit lebensgefährlichen ampellosen Kreuzungen überraschen. Die Autos nehmen keinerlei Rücksicht auf Fußgänger oder Radfahrer. Gleichzeitig wird man an großen Kreuuzungen der Peripherie Delhis noch von äußerst aggressiven Bettelkindern bedrängt. Bordsteine sind oft über 40 cm hoch zum Schutz gegen Parker. In New Delhi sind viele Gehwege komplett gegen Radfahrer mit Ladung abgepollert, während man fahrend auf der mehrspurigen Straße oft nicht in die gewünschte Richtung kommt. Der Verkehr duldet Fahrräder nur am äußersten linken Fahrbahnrand (Linksverkehr).
Im Gebirge ist es dann wieder entspannter. Die stark kurvigen Straßen bremsen das Tempo.
Die Fahrbahnqualität in Himachal Pradesh ist auch auf den Nebenstrecken der Shivaliks oft sehr gut, mit einigen Löchern muß dennoch gerechnet werden. Im Kullutal gibt es schlechte Straßenabschnitte. Ab dem Hochgebirge im BRO-Bereich (Straßenunterhalt des Militärs) ist es sehr gemischt. Mit sehr rauen, unbefestigten Strecken muß gerechnet werden, während lawinenfreie Lagen direkt unterhalb der Pässe teilweise erfolgreich 2-spurig befestigt wurden.
Die Fahrbahnqualität ist in den Städten ist dagegen oft miserabelst mit oft überraschenden gewaltigen Löchern, die das Rad locker umwerfen können. Baustellen sind auch in der Stadt gegen Fußgänger / Radfahrer oft nicht gesichert. Man sieht nicht, daß man in ein klaffendes Loch reinrollt. Leh macht hier eine rühmliche Ausnahme mit einem hervorragend unterhaltenen und benutzbaren Straßennetz sowie adäquatem Verkehrstreiben, das Radfahrer respektiert.
Es empfiehlt sich für jede Verkehrslage ein MTB oder mindestens sehr breite Reifen. Mit Trekkingreifen oder gar einem schicken Rennrad seid ihr aufgeschmissen.
Auf zahlreichen Straßen hat sich der Belag aufgelöst und man fährt auch in der Stadt auf Sand, der sich nach dem Monsunregen in der Gangesebene in tiefe Schlammgruben zerfährt, die noch mit Müll und Scheisse angereichert sein können.
Aus der Stadt Delhi führen in nutzbarer Weise nur Schnellstraßen heraus, die aber alle mit Fahrrad befahren werden können. Schleichwege sollte man schon aus Sicherheitsgründen meiden, denn schnell steckt man im Labyrinth fest und ist leichte Beute für die allfälligen Räuber.
Zur Orientierung empfehle ich vor allem für Delhi und andere Großstädte neben einem Kompass in Reserve ein GPS. Telefon genügt. Google tut hier ausgezeichnete Dienste (viel besser als offene Quellen).
Viel schöner sind kleine Nebenwege zu beradeln. Oft enden sie allerdings im Nichts. Eine aktuelle GPS-Karte hilft. In gedruckten Karten sind Nebenwege meistens nicht enthalten. Die Beschaffenheit der Nebenstraßen ist oft auch katastrophal. Man sollte sich auf einen 10er Schnitt einstellen. Es gibt auch sehr gut befestigte Abschnitte. Da macht das Fahren wieder Freude.
Die Wegweisung auf dem Manali-Leh-Highway ist eindeutig und ausgezeichnet. Ein GPS ist hier nicht erforderlich, soweit man auf der Strecke bleibt.
Nachtfahrten mit dem Rad sollte man unbedingt vermeiden, es kann zum Verlust von Gliedmaßen kommen.
Die Nacht bricht aufgrund der merkwürdigen astronomischen Zeiteinstellung der IST im Westen Indiens früh und vor allem unvermittelt herein. Außerhalb der Städte gibt es meist keinerlei Straßenbeleuchtung selbst bei vielbefahrenen Straßen und an Kreuzungen. Auch reflektierende Fahrbahnmarkierungen fehlen völlig. Die zahlreichen riesigen Löcher, Randabrüche, Verschwenkungen und herumliegende Elemente sind dann nicht mehr rechtzeitig zu sehen, ein Ausscheren im dichten Verkehr kann das Lebensende bedeuten. Die Teilnehmer, insbesondere Schwerverkehr und Busse rasen durch die Nacht und schießen nur Zentimeter neben dem vor Schreck schwankenden Radler mit ohrenbetäubendem Signalhorn vorbei. Wer es je erleben musste, macht es nie wieder.
Ein ander mal fiel ich, obwohl innerorts, im Dunkeln zu Fuß in einen Scheissegraben, da ich ausnahmsweise keine Lampe mitnehmen konnte.
Im Gebirge geht es auch nachts viel ruhiger zu, da der Verkehr äußerst gering ist. Man muß auf den Passstraßen jedoch sehr vorsichtig tasten, um nicht irgendwo runter zu fallen. Die Trassen sind eng und meistens nicht zum Hang gesichert. Macht es nicht.
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Gesellschaftlicher Verkehr, Sprache, Sicherheit
Während die Gebirgszüge des Himalaya hinsichtlich der Bevölkerung ein angenehmes und bei Touristen beliebtes Revier darstellen, erweisen sich andere Teile Indiens als ein anstrengendes Reiseland.
Ein wesentliches Merkmal Indiens sind die vielen Menschen. Es gibt sie 100-millionenfach, einfach überall. Überall sind Leute, in der Stadt, auf dem Land, selbst da, wo man niemand vermutet, eilt innerhalb weniger Minuten jemand vorbei, um euch zu begucken und bald sind es 20 oder gar 50.
Das Gucken ist das Typische für indische Menschen, denn als Fremder werdet ihr geguckt und oft auch betatscht. Das Stieren aus 3 cm Entfernung ist stark gewöhnungsbedürftig, aber ich konnte es dann aushalten. Als mich am Kanal gegenüber eine Gruppe badender Jungs sah, kamen sie schnurstracks über die Brücke rüber und schlichen sich von hinten an mich ran, um direkt in die fremden Dinge reinschauen zu können. Eine verbale Kommunikation findet nicht statt.
Ein ander Mal hatte ich gleich 5 junge Männer in meinem Bett, ohne sie dazu eingeladen zu haben. Sie fragten nicht, ob sie dazukommen dürfen. Es schien ihnen absolut nötig, mich durch ihre Gesellschaft zu erfreuen, wobei die Liege in Indien ohnehin ein recht öffentlicher Ort ist. Geschlafen wird oft ohne Tür oder gleich die Pritsche mitten auf der Straße.
Da ich fertig war, habe ich die Gesellschaft nach einiger Zeit rausgeschmissen. Sie waren beleidigt.
Unsere Teilnehmerinnen sehen schon, daß hier ein gewisses Manko einer Indienreise liegt. Die allgegenwärtigen indischen Männer gaffen, grabschen und ziehen. Es ist nicht das, was Mädchen hierzulande als schicklich beigebracht wird. Insofern ist Indien nur sehr selbstsicheren Frauen, die auch körperliche Distanzlosigkeit verkraften, als Radreiseland zu empfehlen. Aber es gibt sie, die alleinreisenden Indien-Touristinnen. In den heiligen Städten Haridwar und Rishikesh sind die Sitten zurückhaltender, hier könnt ihr euch als Frau bedenkenlos bewegen. Entsprechend ist dort auch ein hoher Anteil Frauen sichtbar, während sonst Männer, vor allem junge, das öffentliche Leben dominieren.
Wohlgemerkt gilt das nicht für die tibetisch geprägten Landstriche in Ladakh und Lahaul. Hier könnt ihr euch bedenkenlos und sicher bewegen.
Im übrigen ist der Inder auch in der verbalen Kommunikation nicht zurückhaltend. Auf der Straße werdet ihr ständig angemacht von Schleppern, die auf Geschäfte hoffen (Delhi) und von neugierigen Menschen, die als erstes wissen wollen, wieviel Geld ihr monatlich verdient, wie eure Frau heißt und wo man sie heute nachmittag findet. Entsprechend jovial werdet ihr auch in der volkstümlichen Wirtschaft begrüßt.
Empfohlen wird, sich auf die häufigsten Fragen nach Alter, Beruf, Lohn, Heimatort, Ehegattin, Religion jeweils kurze Standardantworten zurechtzulegen. Mit tiefergehendem Interesse und Verständnis ist allenfalls bei Akademikern zu rechnen.
Sprachlich könnt ihr euch durchgehend mit Englisch verständigen, das als Fremdsprache an jeder Schule gelehrt wird. Auf dem Land findet man jedoch weniger Leute, die in der Schule auch was gelernt haben. Einmal hatte ich auch ein Hotel, bei dem der Direktor kein Englisch verstand. Ich hab dann meine Wünsche als Comicstrip aufgemalt. Wir hatten noch viel Spaß miteinander.
Die allgegenwärtigen indischen Schülerchen (an Uniform und massenhaftem Auftreten erkennbar) sprechen jedoch auch in der tiefsten Provinz oft viel besser Englisch als die Erwachsenen und sind immer absolut beglückt, wenn sie einen Fremdling bequasseln dürfen und seine Sachen bestaunen.
Wegweiser und Tafeln sind oft auch in Englisch abgefasst. Wo das Wesentliche nur in Hindi dransteht, findet man sich, wenn es wichtig und umfangreich ist (Fahrplan), um einen 100er (Kurs: etwa 1,30 Euro) einen Übersetzer
Die Sicherheitslage in Ladakh sowie im Vorhimalaya (Shivaliks) Himachal Pradeshs ist ausgezeichnet und von hoher Polizei- und Militärpräsenz geprägt. Die Milizen treten freundlich gegen Touristen auf. Ihr müsst euch von keinerlei Befürchtungen leiten lassen.
Allenfalls in den Touristendestinationen im Himalaya kann es zu Diebstählen kommen, wenn die Gelegenheit da ist. Diese sind aber gar nicht immer böse gemeint.
Anders sieht es in Delhi und in der Gangesebene aus.
Zur Sicherheit habe ich bereits geschrieben, daß alles, was vom Fahrrad versehentlich oder absichtlich runtergerissen werden kann, in der Stadt unbedingt mit Gurten gesichert sein muss. Es dürfen keine Wertsachen von außen weggerissen werden können (Lenkertasche). Wertstücke unter der Kleidung am Körper tragen. Überland kann man die Lenkertasche wieder füllen, aber auch dann ist Vorsicht vor Greifern geboten. Geld- und Kartenbestände verteilen. Brieftasche mit geringem Bestand. Fahrzeug nie aus den Augen lassen. Kein Herum-Geplinge mit teuren Gadgets.
Mit Überfällen muss aufgrund des enormen Wohlstandsgefälles in den tiefergelegenen Bundesländern gerechnet werden, auch mit spontanem Abziehen.
An neuralgischen Punkten ist Polizei stationiert mit MG. Indien hat eine zahlenmäßig starke und äußerst präsente Exekutive. Nachts sollte man nur in belebten Touristenzentren unterwegs sein. Darüberhinaus empfiehlt es sich, die Sicherheitshinweise des AA zu kennen und zu beachten. Dazu zählt auch das Durcharbeiten eines Reiseführers für die betreffende Region.
Allerdings muss ich zur Rehabilitation der Eingeborenen bekennen, daß zu mir immer alle Leute in jeder Situation sehr nett und liebenswert waren, bis auf einige Schlepper und Drücker, die ich zackzack verscheuchen konnte, und natürlich bis auf einige Beamten, die gerade in Indien übelst sein können.
Auch Polizisten und Soldaten sind durchweg supernett und angetan von ausländischen Sportlern und natürlich wahnsinnsstolz auf ihr wohlgeordnetes Vaterland.
Nur Geld wollen alle hilfreichen Hände immer. Immer kleine Scheine einstecken haben. Das macht alle happy.
Angemessene Kleidung:
In Nordindien könnt ihr bedenkenlos in kurzen Hosen radeln, vor allem überland. Die Temperaturen sind danach. Teilweise sind Rennradler aus dem Fernsehen bekannt. Am Gangeskanal bei Roorkee sind viele Sportler in Sporthosen zu sehen, darunter auch immer wieder Studentinnen. In kurzen Hosen sind Besuche im Umfeld von Moscheen aber nicht anzuraten, da die Teilnehmer oft lautstark auf ihren Vorstellungen bestehen (lange Hose und barfuß).
Ansonsten sollte auf luftige Kleidung geachtet werden. Geschlossene Fahrradschuhe sind bei 35°C beispielsweise völlig untauglich.
Unterbringung, Verpflegung
Brauche ich für Ladakh ein Zelt?
Eigentlich nicht, denn wie bereits geschrieben, gibt es am Manali-Leh-Highway genügend feste bzw. fliegende Übernachtungsmöglichkeiten (= Matte in Gruppenzelt). Eine eigene Zeltausrüstung gewährt jedoch weitaus mehr Flexibilität, Romantik und Komfort. Fließendes Wasser und Toiletten, die als solche angesprochen werden können, gibt es nämlich auch in den Dhaba-Zelten nicht. Dagegen steht das Gewicht am Berg. Freies Zelten in Ladakh fast unbeschränkt möglich. Auf die Natur ist achtzugeben.
Außerhalb der Rennstrecke sind die Übernachtungsmöglichkeiten erheblich dünner und man muß realistisch planen wann man wo ankommen kann und was grade offen hat.
Für die Reiseregion Nordindien, Gangesebene ist generell kein Zelt anzuraten. Zeltplätze gibt es nur im Gebirge. Dort werden fertig aufgebaute Zelte schlafplatzweise vermietet. Die Möglichkeit, ein eigenes Zelt dazu zu stellen, besteht nur manchmal, u.a freies Zelten in Nationalparks mit Eintritt nach Equipment (Gangotri).
Wildzelten kann in der Ebene gefährlich sein, evtl. auch im dichter besiedelten Vorgebirge. Es sind Überfälle bekannt geworden, auch hört man von giftigem Getier, was nachts bei der Pinkelpause umherkriechen könnte (the big 4). Laßt es bleiben.
Dagegen gibt es ausreichend viele Hotels oder Pensionen in allen größeren Orten. Preise liegen nach Wechselkurs erheblich unter europäischem Niveau bei ca. 5 - 20 Euro pro Zimmer je nach Anspruch und Lage. Das Hotel muss vor Einbruch der Dunkelheit gefunden werden, sonst geht es nur noch mit Googel-Maps Mobil (indische Prepaidkarte kann mit etwas Zeitaufand und Glück erworben werden, sehr billig) oder per Schlepper. Ein eigener Schlafsack ist empfehlenswert. Gute Sauberkeit ist Glücksache - es gibt erbärmliche Zustände. Zimmer vorher besichtigen. Kein Leitungswasser trinken! Nur Mineral. Auch zum Zähneputzen. In einfachen Pensionen/Hotels gibt es oft nur eine indische Eimerdusche (Wasserhahn auf 1 Meter, Eimer) und evtl. kein Warmwasser. Dieses ist meist auch entbehrlich, da das Wasser von der Hitze schon naturwarm ist.
Im Gebirge ist in guten Unterkünften ab umgerechnet etwa 8 EUR üblicherweise eine saubere Dusche mit Warmwasser in Betrieb. Die überwiegend tibetischen Wirte kennen den von Europäern gewünschten Standard.
Der Standard in Leh ist sehr entwickelt und absolut mit europäischen Unterkünften vergleichbar. Durchweg alle Unterkünfte, von denen ich hörte, eignen sich für einen mehrtägigen Aufenthalt. Probleme könnte es allenfalls wegen Lärm geben.
Zimmerheizung ist allerdings bis auf die größeren Hotels nicht vorhanden, obwohl die Nächte auch im Sommer kalt sein können. Dies entspricht der Üblichkeit des Wohnens mit nur einem heizbaren Raum. Da ihr ohnehin einen Schlafsack mitnehmt, müsst ihr nicht leiden.
In der Nähe von Rishikesh kann man zelten (Fertigzelte, evtl. eigenes Zelt stellbar). Die Lager sind nur zu bestimmten Zeiten bewirtschaftet. Außerdem bietet Rishikesh die Unterbringung im Ashram (Stapelbude mit Yoga). Diese ist geselliges Abenteuer, dafür billig.
An indisches Essen ist mit Vorsicht heranzugehen.
Falsch ist es, sich in Delhi oder gar sonstwo am erstbesten Straßenstand vollzustopfen 'Ist das aber alles lecker'. So ist der Spitalaufenthalt schon gebucht. Zur Eingewöhnung ist es empfehlenswert, in den ersten Tagen des Indienaufenthalts nur pasteurisiertes, verschweißtes Fertigessen zu nehmen, also gekaufte Supermarktkonserven sowie selbst zubereitetes Obst. Schon dies ist nicht einfach. Dazu vorsichtig überschaubare Speisen aus einem Take-Away, am besten frittiert oder voll gekocht, wie Nudeln. Fleisch meiden. Dazu gegebenfalls etwas gemäßigtes Hotelessen, wenn es eine größere Anstalt ist. Kleinere Hotels oder Pensionen beziehen ihr Essen oft von Garküchen. Davon sollte man die Finger lassen.
Wenn nach einigen Tagen nichts Einschneidendes passiert, könnt ihr vorsichtig an die Verkaufsstände herangehen und die Fertignahrung abbauen. Empfehlenswert sind für den Anfang insbesondere auch die großen Sweetshops mit ihren handgefertigten Köstlichkeiten. Diese sind aufgrund der verwendeten Zutaten meistens 'sicher' (massive, feste Teile bevorzugen, keine Cremes).
Das scharfe indische Masala-Essen vertragen die meisten Europäer schlecht. Dazu zählt Kotzen in Indien als etwas Postiv-Befreiendes. Es wird oft gekotzt.
Ein Dhaba-Essen (Dhaba: Straßenwirtschaft nach Art des Punjab) mit Fleisch (Hammel) kostet manchmal nur umgerechnet 90 Cent (Touristenpreis) mit Eat-as-much-as-you-can (gibt es nicht immer). In den Touristenorten ist Essen aber je nach Etablissement mit 1,50 -3 Euro notiert. Das immer gereichte Leitungswasser sollte man allenfalls zum Lippenbefeuchten nehmen.
Die Portionen sind im dichtbesiedelten Teil Indiens ausreichend, im tibetisch dominierten hohen Bergland jedoch eher klein bis winzig (fliegende Dhaba). Stellt euch auf eine Gewichtsabnahme ein. Unsere Lösung gegen die tibetischen Löffelportionen: Einfach 2x oder 3x essen gehen, wenn entsprechend viele Dhabas erreichbar sind. In Leh sind die Teller so, daß man je nach Appetit 1- oder 2x an einem Abend speisen kann. Die Auswahl an interessanten Lokalen und die billigen Preise rechtfertigen es.
In Diskit (Nubra Valley) gab es am Samstag abend Nahrungsmangel, aber eine sättigende Speise war in der einzigen geöffneten Wirtschaft zu bekommen: 'Chow' (Nudeln mit geringer Beigabe).
In Rishikesh wird für europäische Geschmäcker gekocht (nur ohne Fleisch und Bier). Die Portionen entsprechen dem westlichen Körperumfang, aber auch der Preis des Ganzen ist der Börse des Touristen angepasst.
Dort kann man auch ein Lassi wagen, von dem wegen der Verdünnung des Joghurt mit Leitungs- oder Brunnenwasser mit ungewisser Parasitenbelastung sowie ebensolchen Eiswürfeln sonst nur abgeraten werden kann. Es gibt fast überall im Land kleine abgepackte pasteurisierte Milchprodukte in Läden mit Kühlschrank.
Gefrühstückt wird frisch gebackenes Fladenbrot (Paratha / Chabatti), das mit bloßen Händen vor den Augen des Gastes auf Gas zubereitet wird. Und auch ebenso verzehrt (wie alles Essen, auch der Brei). Es schmeckt nach nichts und ist auch ziemlich wenig. Dazu ein Klacks scharfer undefinierbarer Gemüsebrei.
Alkoholische Getränke sind in Indien in vielen Gegenden nicht oder nur mit erheblichem Aufwand zu bekommen. Die Alkoholabgabe ist staatlich kontrolliert (Ländersache).
Die Ausgabe erfolgt zu relativ hohen Preisen in speziellen 'Liquor-Shops' oder in teuren Hotels /exklusiven Restaurants, für die in Flüsterpropaganda geworben wird. Dort wird das Bier in Keramik-Tassen kredenzt, die Flasche wird am Tisch mit Alufolie getarnt, da Alkohol in Indien als nicht gesellschaftsfähig gilt, ähnlich wie bei uns Marihuana.
Die Brauerzeugnisse z.B. des Punjab erinnern an englisches Bier mit Reisnoten. Ärzte raten während der Höhenanpassung von alkoholischen Getränken ab.
Kosten
Die Kosten einer Indienunternehmung als Gesamtes liegen niedrig. Der größte Brocken ist der Flug mit Fahrrad, der auf mindestens etwa 900,- EUR kommen wird, eher mehr (Deutschland, Österreich). Man muß den Radtransport in die Charts der Preisbrecherportale einrechnen. Air India will z.B. gar keine Fahrräder, sie kosten per Kilo-Preis ohne weiteres nochmal soviel wie das Sparticket (Stand 2013). Die meisten günstigen Flüge sind Umsteigeflüge. LH fliegt auch direkt ab FRA. Sonstige Direktflüge ab Paris.
4 Wochen Indien selbstorganisiert auf gutem Niveau (schöne Hotels, 1. Klasse, Tips) sind für umgerechnet 1.000,- EUR zzgl. Flug locker zu machen.
Wer knapp bei Kasse ist, kommt mit 500,- EUR/Monat auch gut durchs Land, muß aber Bequemlichkeitseinbußen hinnehmen. Delhi ist generell teurer, bietet aber für Abgebrannte auch billiges Überleben. Rishikesh ist ebenfalls höherpreisiger, durch Logis im Ashram können Studenten und Studentgebliebene jedoch auch hier im Vergleich zu Europa sehr günstig unterkriechen.
Das Kaufkraftgefälle beträgt ca. 1:10 zu Deutschland (schwankend nach Devisenkurs, Region und Leistungsart), d.h. 1 EUR kauft Leistungen für 10 EUR (1 Stunde Friseur Bazar Ladakh 50 Cent).
Geld gibt es überall aus Automaten. Touristen kommen mit ziegelsteindicken Bündeln von der Bank.
Tips - Give me Money:
Diese gute Sitte verschönt in ganz Indien das Leben der Dienstboten, Geschäftsleute und des öffentlichen Dienstes. Es erwarten immer alle Geld. Wenn es nicht kommt, sagen sie einfach: 'Give me 20 rupees' (25 Cent, Kofferträger, alles andere liegt beim Vielfachen). Unerwünschte Dienstboten kann man sich mit etwas Rumschreien vom Leib halten, im Hotel gehören sie allerdings inkl. separater Vergütung zum Beherbergungsvertrag.
Für eine Bahnfahrt mit Fahrrad wurde ich den Ticketpreis 1. Klasse nochmal an Tips los an alle möglichen Staatsangestellten, die mal ordentlich gemolken haben. Bahnfahren ist ohnehin extrem bürokratisch und mit Fahrrad nahezu undurchführbar, aber wenn man es in den Wagen geschafft hat, kann A/C auch ganz nett sein. Bedienung und Snacks inbegriffen (don't forget to tip).
Ebenso wurde die Fahrradbeförderung im nahezu leeren Landesbus (luxury coach mit Gepäckboden) mit einem Bestechungsgeld in Höhe der Fahrkarte beaufschlagt. Die Behandlung durch die Staatsangestellten war dennoch herablassend unverschämt.
Also immer Scheine einstecken haben. Es beschleunigt euren Weg!
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