Kilometertabelle:
Triesenberg (Wandertag) 6 km
Triesenberg - Steg - Valüna- Bettlerjoch Gamperdonatal - Nenzing (Bergtag) 35 km
Nenzing - Feldkirch - Schaanwald - Eschen Gams - Grabs - Wildhaus - Watwil - Wil Bischofszell - Amriswil - Utwil 128 km
Utwil - Konstanz (Bundesbahn) - Baden-Baden 22 km
total (siehe auch Teil 1) 699 km
Liechtenstein von hinten
Nach Triesenberg (884 m) in den Höhenterrassen des Fürstentums Liechtenstein führt keine Veloroute, dafür 2 Autostrassen, eine sehr kleine von Vaduz hinterm Schloss vorbei (oberer Teil Einbahn Richtung oben) und die Höhenhauptstrasse von Triesen (512 m, Rhein ca. 460 m) nach Malbun.
Diese, eine der im Feierabendverkehr belebtesten Verkehrsschneisen des Fürstentums, erreicht man von Süden über eine Nebenstrasse mit dem kleinen, aber deutlichem Taferl 'Triesenberg'. Die allfälligen Steigungen liegen bei 12%. Es gibt einen durchgehenden Gehweg für diejenigen, die im fliessenden Verkehr nicht mithalten können.
Die Strecke von Vaduz (Schloss) ist die ansprechendere und etwas gemässigtere, soweit ihr bis Triesenberg Mitte folgt. Man kann aber auch gleich zu den Höhen bis 1000 m durchradeln nach Rotenboden (Rotaboda) - sehr schön, aber doch steiler. Die Route ist signalisiert (z.T. MTB, aber durchgehend bester Asphalt).
Triesenberg ist heute eine der grössten Wohnsiedlungen Liechtensteins. Ursprünglich war es ein kleines Walserdorf mit nichts. Aussenherum weitere Walserhöfe (arme Menschen mit Ziegen). Die verzweigte Gemeinde ist mit erstklassigen, doch immer steigenden Strassen erschlossen, auf denen gepflegte 4-Rad-Wagen die Carports der Residenzen ansteuern. Die Orientierung in die verschiedenen Richtungen ist nicht immer einfach. Es gibt eine MTB-Signalisation. Eine davon wäre beispielsweise die Alp Gaflei - ein Wanderparkplatz, von wo man ins unwegsame Felsgebiet oberhalb von Vaduz/Schaan spazieren kann.
Die Hauptstrasse nach Malbun findet ihr von selbst. Einkaufsmöglichkeiten vorhanden - weiter oben in Steg gibts kaum etwas.
Geschwind hindurch durchs Nobeldorf und empor ins Liechtensteiner Hinterland. Dieses erreicht ihr durch den Tunnel bei Steg. Steigungen bis 15% machen die Fahrt nach oben sauer. Es herrscht auch oberhalb Triesenbergs noch viel Schwerverkehr - unglaublichweise werden neben Milchtankern ganze LKW voller Kühe rauf- und runtergefahren. Der freundlich gestaltete Tunnel (1252/1269 m, ca. 800 m) ist ampeliert als Einrichtungsverkehr. Diese Unidirektionalphase erwischt man aber als Schwerradler nicht ganz, d.h. irgendwann mal kommts von vorn. Da die Ansässigen generell sehr vorsichtig fahren, habt ihr immer eine Chance. Man kann z.B. neben dem Bordstein im Tunnel kurz halten, um Viehtransporter oder Bierwagen durchzulassen.
Wem die Tunnelvariante zu flach ist, kann den alten Saumweg nehmen (Asphalt), der ist mit 24% angeschrieben und garantiert kraftverkehrsfrei. Auch dort gibt es einen Tunnel, der ist aber nur ein Loch.
Am Ende des Steger Tunnels kann man nun abbiegen Richtung Valüna (Süden, Bettlerjoch) oder Samina-Schlucht (Norden, neue Wegführung, nicht velogeeignet) oder weiterradeln nach Malbun (1602 m) mit diversen Gipfeldestinationen Richtung Osten.
Wer es gar nicht schafft und nur guggn will, kann sein Radl neuerdings auch mit der Busanstalt (Kleinbusse mit Velobügel) hochschaffen lassen und einfach nur runtereiern.
Bettlerjoch für Arme
Zunächst führt noch eine befestigte Strasse am Steger Stausee, dem grössten stehenden Gewässer Liechtensteins, eine Pfütze, ab dem komplementären Vorstausee geht der Weg unbefestigt, aber gut fahrbar zur Alp Valüna. Mässige Steigung. Dort bekommt ihr noch ein Bier oder einen Möhlsaft (ortsbeliebtes alkfreies Mostgetränk vom Bodensee) für den guten Schwung - dann mit geschickter Hand die Elektroschnur von der Alppiste geklemmt und du bist drin!! Deeper and deeper..
Die Alppiste zur Pfälzerhütte (2108 m) ist steil und lose grobschottrig. Ideales MTB-Terrain - Radfahren gestattet. Sonst ist es nämlich analog Österreich auf allen Bergwegen verboten, die nicht als MTB-Route signalisiert sind.
Entsprechend ist rauf und runter der Bär los. Die steile Piste, die sich hinter dem höchsten fürstlichen Gipfel, dem Grauspitz, nach oben serpentiert, musste ich zu meiner Schande gesagt zu 2/3 schieben, bei 45kg Gesamtgewicht Velo. Im oberen Bereich bei 1950 m (Höttla) sind dermassen steile Passagen, dass auch für Schieben exzellente Kraftarme und -Schenkelchen empfohlen werden können. Keine Steigungsangabe.
Die Piste im alpinen Hochgelände ist schön angelegt. Fernblicke zum Alpstein und Alvier, oben am Joch zur Schesaplanagruppe. Tolle Sturzbäche. Die minimalen Fahrbahnsicherungen sind von den allfälligen Muren zermalmt.
Schneelage Anfang Juni ab ca. 2000 Meter einzelne Felder. Piste teils geräumt, teils mit einigen Metern Eis. Es war ein aussergewöhnlich warmes Frühjahr vorangegangen.
Wenn der Weg über den letzten Kamm zur Hütte schwenkt, kann auf nur wenig steigender Piste wieder gut geradelt werden. Die Pfälzerhütte ist regulär erst ab Mitte Juni bewirtschaftet, beim diesjährigen sehr warmen Frühling war die Hütte jedoch schon früh geöffnet. Ein entsprechender Anschlag im Tal ist nicht vorhanden. Man frage. Einen Trinkbrunnen habe ich nicht gesehen. Die MTB-Kampfradler downhillen von der Hütte aus wieder herunter an den Rhein. Deshalb werdet ihr im Aufstieg hin und wieder von der Piste gekrischen. Man kann oben aber auch nächtigen und zum fussläufigen Bergsteigen ausrücken - am besten nach Voranmeldung, sonst erschreckt ihr die Wirtin.
Nach gründlicher Vorbesichtigung entschloss ich mich, die grenzübertretende Planung umzusetzen und das Velo den Wanderweg ins Gamperdonatal (Rep. Österreich) herunter zu schieben.
Nach kurzen Metern traten schon unvermutete Schwierigkeiten auf - Schneefelder, die von oben nicht zu sehen waren. Ich hatte mich bereits vorher bei Spaziergängern erkundigt, wie der Weg sei. Sie meinten, ich sei nicht ganz gebacken - Schwaben halt.
Die Schneefelder kosteten mich mit meinem ganzen Hausrat 1 Stunde. Es war erforderlich, den gesamten Karren völlig zu zerlegen und in Einzellosen über das Eis bzw. freischwebend über Fels aussenherum zu spedieren. Zuvor diente mir mein Allzweckstuhl als Grabschaufel, um überhaupt erst einen Pfad in die Firnhänge zu schlagen. Ohne mitgeführte Bergschuhe wär ich barfuss im Schnee auch recht verloren gewesen.
Nachdem das erste Hindernis auf den sogenannten 'Schneeböden' weggeschafft war, setzte ich die Bergwanderung in einer gleichgewichtsoptimierten Zusammenstellung (mit Kraxe) fort. Noch einige Male musste das Radl zerlegt werden - es sind Treppen und enge Felsstufen zu bewältigen - stets relativ ausgesetzt im Grashang. Viele sehr knappe Kehren, über die das Rad herübergeschwenkt werden muss. Nach etwas über 2,5 Stunden war dann die Weide der Güfelalp erreicht, wo eine Wegspur für Zugmaschinen eingeebnet ist. Nur weil die Alp so früh im Jahr noch nicht bestossen war, konnte ich der Zugmaschinenspur folgen, die sich auf den letzten Metern zum Talgrund zu einer richtigen Piste weitet, auf der man im Gegensatz zum ausgeaperten Bergweg bestens herunterstossen kann. Der Wanderweg geht einspurig schmal um die Alp herum.
Drei Stunden vom Joch bis zum Talgrund (ca. 1570 m) am oberen Ende des Gamperdonatals trotz heftigen Schuftens (Velo mit 28 kg Ladung).
Der wenig begangene Weg ist dafür ein blühender Genuss mit herrlichem Ausblick auf die Schesaplanagruppe (Panüeler u.a.). Ihr teilt ihn mit dutzenden von Murmeltieren, die bis auf wenige Meter sitzen und den Transportakt begutachten - keinerlei lärmendes Ausflugs- oder gar Bikervolk. Radeln nicht gestattet!
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Gamperdonatal für Velofahrer
Leider setzte nun der obligatorische Regen ein, was mir ein komplett verregnetes Gamperdonatal einbrachte, das ich zunächst auf Schotterpiste, ab Nenzinger Himmel auf befestigter Strasse so schnell als möglich hinter mir liess. Verkehrt - denn das für jeden Verkehr streng gesperrte Gamperdonatal hat eine wilde, urtümliche Anmutung von oben bis unten. Der wilde Bach Meng, der sich in das Tal ergiesst, hat wunde Flanken aus den umliegenden Hängen gespült, in denen alles durcheinanderkugelt. Je weiter man das Tal herunterkommt, desto verrissener und tiefer werden die Sturzhänge. Schliesslich bricht die Meng in einer gewaltigen Schlucht herunter, über der die Strasse gewagt und minimal versichert in den Fels gesprengt ist.
Die Gamperdonatalstrasse ist eine Privatstrasse, auf der Radfahren für Touristen strengstens unerlaubt ist. Die Besitzer der Strasse sind als heftiger Verkehr bis spätabends unterwegs - sie verzeigen und das Amt droht mit dem Gericht (angeschlagener Tarif 700,-). Habs erst gelesen, als ich schon durch war - von oben werden dort keine Radler erwartet.
In Nenzing wurde ich belehrt, dass man oben recht scharf büsst.
Selbstdarstellung: Nenzing ist per Auszeichnung "Fahrradfreundliche Gemeinde" - najooo
Ich selbst hatte jedoch nur freundliche Begegnungen mit der Alpgenossenschaft, auch als ich in der Alpe Gamperdona nicht gleich die rechte Ausfahrt fand.
Überlegt selbst, ob ihr dort radeln möchtet und wie viel Bares ihr dafür einsteckt.
Bewertung Bettlerjoch-Übergang - lohnt es sich mit Velo?
Nein, obwohl der Aufstieg (besser ohne jedes Gepäck) sehr viel Freude macht, meine schönste Bergreise des Jahres 2011, der Abstieg nach Österreich eigentlich auch wunderschön ist - ein Verkehrsweg ist das nicht. Allenfalls mit MTB ohne Zuladung kommt man hier vorwärts - und das ist unerlaubt. Schneelage beachten - alpine Hilfsmittel bereithalten (Vorarlberger Seite). MTB-Schuhe können bei Eis oder im überspülten Schrofen zu knapp sein. Mit Sportschuhen sauft ihr ab.
Im Gamperdonatal drohen Bussgelder (wörtlich: Geldstrafen wegen Besitzstörung) - man ist auf die Nachsicht der privaten Talbesitzer angewiesen. Eigentlich ein Scheiss bei so ein schönes Radelrevier. Ich empfehls nicht - es gibt auch wenig Planken (Story).
Die Situation im nach Norden gelegenen Saminatal (ab Steg/Liechtenstein) ist ähnlich unradelbar. Liechtenstein ist halt mindestens nach hinten vernagelt - geht wandern in die Berge und nehmt das Velo für die zum Rhein hin gelegenen Almen und Städte.
Walgau - Feldkirch
Nach den Alpinbemühungen war ich fertig und wollte nur noch liegen.
Zweifelhafterweise wählte ich hierzu den Nenzinger Grosscamping zur Hochsaison, wofür von Nenzing aus nochmal 130 Meter zu steigen sind. Macht es nicht. Der Wirt ist zwar sehr nett bemüht und die Einrichtungen im Stile des Neuen Austria sind Luxus, aber Ruhe ist bei 500 Teilnehmern nicht gegeben. Ich wurde von der frühen Jugend wegen meiner fremdartigen Aufmachung mit Bergstiefeln am Radl bis spät abends in die Zange genommen. In Nenzing stattdessen vielleicht ein Zimmer nehmen.
Anderntags die Walgauveloroute flach nach Feldkirch. Flach kann auch entzücken. Dort Strasse oder Radbeschilderung Richtung Schaanwald
Durch Liechtenstein, wo es lieblich ist
Liechtenstein, in Schaanwald sind wir wieder drin, kann auch anders: milde Hügel, gepflegte Geschäftswürfel mit gewählter Typografie in Bronze. Hier unten gibt es sogar, was es in der Wildnis der Berge oder etwa in der Pfalz nicht gibt: Trinkwasser, bitte drücken! Saturierte Menschen, welche von Sonntags voll geöffneten Kaufstätten in fröhlicher Stimmung gehalten werden. Die Untertanen des Erbprinzen sind freundliche Genossen von zufriedener Glücklichkeit. Gekärcherte Verkehrsplätze mit buntem Tand geschmückt. Gewerbequadrate hinter grünen Alleen und sanft sich die Hügel heraufziehende Musterdörfer.
Es muss sich um Mauren, Eschen oder Bendern handeln.
Grabser Berg - Wildhaus
Rasch erreichen wir den Rhein und in der Geschäftigkeit des eidgenössischen Verkehrs radeln wir nach Gams, wo wir vor Ortsbeginn die Veloroute Richtung Grabs (476 m) aufnehmen. Dort in der Ortsmitte Richtung Wildhaus die Route 95 auf den Grabser Berg.
Diese Einrichtung bewahrt uns vor der Benutzung der N16, der Kantonsstrasse nach Toggenburg (wir werden sie noch genug abkriegen). Später wird uns klar, was uns die Veloroute an diesem Moped-verpesteten Anstieg erspart.
Aber der Grabser Berg ist erst einmal auch steil, sogar die eine oder andere Harley zieht vorbei, jedoch immer gesittet und moderat in diesem Wohngebiet mit Beschränkungen.
Schöne Ausblicke auf das, was war: Vaduz, Triesenberg, die Liechtensteiner Bergwelt, am Ende des baumlos heissen Grabser Bergs taucht dann auch der Panüelerkopf auf und erinnert an die gestrige Alpenrosenrundtour.
Irgendwann sind wir die Kehren bis 900 Meter hochgefahren und es wird etwas weniger steil. Die Nebenstrecke mündet in die N16 und mit 15% geht es munter Richtung Passhöhe bei Wildhaus - direkt im sprudelnden Fahrzeugfluss. Die Höhe wird für Velo bei 1050 m abgekürzt gegenüber der Kantonsstrasse - vor Wildhaus dürfen wir sie verlassen.
Wunderliche Formationen des Alpsteins werden visuell.
Toggenburg
Wieder auf die Kantonstrasse signalisiert rollen wir flott ins Tal der jungen Thur herab Richtung Alt Sankt Johann. Dort Abfahrt auf Nebenweg. Schweizer Idylle.
Wieder auf die Kantonsstrasse eingeschwenkt vergnügliche Abfahrt nach Nesslau, ab dort inoppertun signalisierte Nebenstrecke quer durchs Gebirge. Der in Karten verzeichnete Platz an der Thur in Krummenau erwies sich nicht zum Zelten nutzbar- es war eh noch zu früh für Fahrtschluss.
Weiter auf lustig durch die Gebirge kurvenden Nebenstrecken (Veloroute 95) nach Lichtensteig, eine Stadt, die trotz gegenteiliger Werbemassnahmen eher langweilt.
Ich beschloss, mit der Thur Richtung Bodensee zu manövrieren. Die Veloroute bremst den Eiligen dabei nach Kräften aus, denn sie kostet jeden einzelnen Hügel des Toggenburg aus, rauf und runter. Man merkt nicht, dass man sich in summa bergab begibt. Schön ist es ja..
Vor Wil schliesslich kommt die Veloroute runter ins untere Thurtal, wo man flach, aber teils unbefestigt am Fluss entlang fährt und endlich mal Strecke gewinnt. In einer halben Stunde ist Bischofszell erreicht.
Von dort auf Nebenstrasse mit geringen Steigungen nach Amriswil und an den Bodensee, den ich in der letzten Dämmerung erreichte (oder auf der Veloroute 5).
Eine Möglichkeit. Entdecke die Möglichkeiten!
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