Kilometertabelle:
Messina Faro - Villafranca - Tindari - Patti (Capo Calava) 107 km
Patti - Capo d'Orlando - Castel di Tusa 118 km
Castel di Tusa / Tusa 37 km
Castel di Tusa - Cefalu - Palermo - Isola delle Femmine 131 km
Die Weglängen beziehen sich auf die tatsächlich gefahrene Strecke nach Tachometer, mit allen Nebenwegen.
Sie stellen daher nicht die kürzestmögliche Verbindung dar.
Den Start der Italienfahrt findet ihr über den Index
Um Sizilien in kurzer Zeit, nämlich 10 Tagen zu fressen, hatte ich eine Küstenrunde Nord - West - Ost vorgesehen, die auch eine Durchquerung bei Enna zum Etna einschloss. Die Küstenstrecke sollte insbesondere auch zum Einrollen für die Gesamttour genutzt werden.
Aus der Kurzabhandlung wurde nichts, da es doch zu viel zu sehen gab. Außerdem musste das Strandleben gekostet werden und der Hintern kuriert.
18 Tage Sizilien kamen am Ende zusammen.
Messina
In Messina gibt es an der tosenden Uferstraße eine unterhaltene Radspur vom Fährhafen Richtung Norden. Sie ist trotzdem nur eingeschränkt reisetauglich, da sie von Spaziergängern blockiert ist, die hier kaum ernstlich mit Velos rechnen. Auch mit dem Klingen der helltönenden Glocke weiß hier niemand was anzufangen.
Im besseren Stadteil Ganzirri - Torre Faro an der Ostspitze Siziliens gibt es einen Wohnmobilplatz, der sich 'Camping' nennt. Bei meiner Hinreise wurden auch Zelte beherbergt, bei der Rückreise dann nicht mehr, der Radfahrer wurde harsch zurückgewiesen: zur Hölle mit dem Gesindel.
Ich würde diesen eher notdürftigen Platz also nur eingeschränkt berücksichtigen und vorher unbedingt anfragen, ob Zelte angenommen werden.
Die Gegend in der Nähe des Strands gegenüber Scilla / Villa San Giovanni (Stretto) ist dagegen schön mit Unterhaltungs- und besten Einkaufsmöglichkeiten.
Übernachtungspreise in stationären Einrichtungen sind in Messina hoch, entsprechend des Verkehrsmonopols der Stadt.
Capo Peloro umrunden
.. ist nicht der Rede wert und dabei auf der Nebenstrecke der Settentrionale Sicula SS113dir eine ruhige, landschaftlich schöne Angelegenheit auf wenig steiler Straße.
Wenn die Straße von der Ostspitze Siziliens bei Villafranca in die Hauptstrecke der SS113 mündet, ändern sich die Konditionen. Die Settentrionale (sizilianische Nordstraße) durchquert nun fast 20 Kilometer in enger 2-spuriger Trasse eine kleinstädische Agglomeration, die bis Barcellona unterhalb der Halbinsel von Milazzo reicht. Man kann dabei nie ablesen, in welchem Kaff man eigentlich grade radelt.
Die Fahrbahnqualität ist innerhalb der Stadtgemeinden, in denen sich die staatliche Straßenverwaltung ANAS aus der Verantwortung für die Zustände abmeldet, unter aller Kritik, und es gibt im reißenden Verkehrstrom auf der engen Straße gar keine Möglichkeit, den am Fahrbahnrand eingebauten Hindernissen wie Deckel, fehlenden Pflastersteinen oder Glasstreu auszuweichen. Oft bleibt nur der Nothalt am Bordstein.
Dieses Teilstück der Settentrionale ist also sicher ein unerfreuliches, und ein robustes Fahrzeug benötigt ihr auch, sonst rüttelt euch die kaputte Straße alle Kleinteile ab.
Aber auf großer Radtour muß man auch mal so etwas aushalten.
Die Settentrionale wechselt zwischen verkehrsreichen und ruhigen Abschnitten, Stadt mit schlechter Straßenunterhaltung und Land mit leidlichem bis ausgezeichnetem Straßenzustand, da außerhalb der Städte die italienische Staatsstraßenverwaltung für in der Regel sehr gute Befahrkeit sorgt. Gleichwohl sind Radfahrer auf Siziliens Staatsstraßen weder gefördert noch vorgesehen und manchmal sogar verboten.
Die Nordost-Agglomeration Barcellona-Villafranca weist das längste schlechte und verkehrsüberlastete Straßenstück Siziliens auf, das ich befuhr. Nichts für Gemütliche.
Tindari
Ruhiger wird die SS113 bei Falcone, wenn die parallele Autostrada den Verkehr geschluckt hat und sich die Straße in die Höhe windet auf das Capo Tindari mit seinem sich schon von weitem aufdrängenden Santuario.
Weil man um den Aufstieg ohnehin nicht herumkommt, könnt ihr es bei entsprechender Tagesplanung wagen, trotz absoluter Fahrzeugsperre die Stichstraße zum Santuario hinauf zu klettern, um es in seiner ganzen Häßlichkeit (eine Mineralgusskonstruktion der 50er Jahre, Fertigstellung 1977) zu bestaunen. Vor allem auch die tolle Aussicht auf den Golfo di Patti und die Isole di Lipari.
Am besten aber verbringt ihr eure Radwander-Pause im archäologischen Park des antiken Tyndaris, der vollkommen versteckt hinter dem Heiligenrummel liegt und für ein kleines Geld allerhand Reste im Freien und hinter Glas zeigt. U.a. eine teils wiedererrichtete griechische Basilica (selten). Ist nur wenig frequentiert.
Tyndaris - empfehlenswert!
Von Tindari geht es über Marina di Patti wieder an die Wasserlinie zum Capo Calava. Das Straßenniveau steigt und fällt bis dort allerdings erheblich.
Dort stellte sich mir abends um halb sieben eine Straßensperre in den Weg, die zwar vorher angeschrieben war, aber ob sie auch für Fahrräder ernstzunehmen war, stand nicht dabei.
Vollsperrungen werden als Vorwegweiser auf eher dezenten gelben Tafeln in italienischer Sprache dargetan - oft ohne irgendwelche unmissverständlichen Verkehrszeichen - lesen und verstehen!
Ich fand Asyl in der Stadt Patti 100 Meter über dem Meer.
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Hochtour Patti - Capo Calava - Gioiosa
Patti, eine ziemlich untouristische und grade deshalb sehenswerte Stadt, war denn auch der erste Ort, den ich etwas genauer durchstreifte.
Ich hatte nun vor, die Sperrung der Küstenstraße statt auf der wenig verheißungsvoll aussehenden Umleitung durchs lokale, recht steile Gebirge zu umfahren, damit die Bergfähigkeit geprüft werden kann.
Von Patti aus stemmte ich mich bis zu 500 m Höhe über das noch deutlich höher aufragende Capo Calava nach Gioiosa Marea ( 'Tscheujosa'). Der recht typische Anstieg enthält insbesondere in den Dörfern unfahrbare 20%-Rampen, wo ich auch beim Bergauf-Stoßen mit meinen Holzsandalen in Bedrängnis gerate (zur Not barfuß), aber die schön ordentlich asphaltierten Bergsträßchen sind generell gut zu packen, auch mit Zuladung. Die Ausblicke sind es wert.
Zweieinhalb Stunden für eine in Kartendraufsicht lachhafte Entfernung gab ich dahin, das Klima war dabei durchaus sommerheiß. Es gibt wenig Schatten in der sizilianischen Bergwelt. Doch die Hochtour beflügelt. Ich ermutige den Sizilien-Fahrer, immer mal 2 Meter von der Küste weg ins Landesinnere zu schauen, wie es da so ist.
Von Gioiosa verläuft die Settentrionale weiter verkehrsarm an Steilküste bis zur Fewo-Großstadt Capo d'Orlando.
Von dort aus flach, gut ausgebaut und nicht gerade ruhig.
Die Straße gewinnt nun lange Geraden, die trotz direkt daneben verlaufender Autostrada heftigen und schnellen Verkehr ziehen. Ein befahrbares Bankett oder einen Kombistreifen gibt es nicht.
2, 3 Städte sind es noch, dann neigt sich die Etappe bei Castel di Tusa zum Ende.
Tusa
Den Zeltplatz bei Castel di Tusa (versteckt an der SS113, 2 Kilometer außerorts Richtung Cefalu) empfehle ich. Er steht unter dem Motto 'No disco - no animazione!' - und ich ahnte noch nicht mal, was das in Italia wert sein kann.
Deshalb eignet sich der trotz Straßenlage sehr ruhige Zeltplatz mit schönem freiem Strand (hauptsächlich Kies)) für ältere Naturliebhaber, die auf Klimbim verzichten können. Am Strand darf nackt gebadet werden. Der Vorsaisonpreis war billig: 10,- / Nacht
Wie ihr euch schon denken könnt, wählte ich diesen schön gelegenen Zeltplatz mit Stellmöglichkeit direkt am Meer für eine 1-tägige Rekonvaleszenz.
Der über 600 Meter hoch gelegenenen Stadt Tusa stattete ich erst gegen Abend einen Besuch ab. Eine typisch sizilianische Bergkuppenstadt ohne irgendeine fremdenverkehrliche Verbildung. Sobald man nach mindestens 1-stündiger Fahrt (Velo :-) ) in das Städchen eingerückt ist, merkt man es, wie in allen italienischen Höhenorten gar nicht mehr, daß man auf einer Bergspitze logiert, außer an den ewig schiefen Gassen. Eine Höhenstadt enthält komplett alles, was zum Leben nötig ist, die Einwohner müssen nur für größere Geschäfte mal von ihrem Gipfel herunter und es sind auch alle dafür motorisiert.
Abends sitzt die männliche Bewohnerschaft vor den Bars an den wichtigen Plätzen und guckt, was passiert.
Leider war es für die Besichtigung der am Weg liegenden antiken Stadt Alesa (Halaesa - Teilausgrabung) schon zu spät. Die Landschaft der mit Gärten und Hainen angelegten Vorhügel der Monti Nebrodi mit Blick zu den westlichen liparischen Inseln ist ein Traum.
Anstelle des vom Bustourismus zernagten, talmihaften Cefalu empfehle ich euch, besser mal so eine authentisch sizilianische Nordküstenstadt wie Caronia, Tusa und viele andere unter die Räder zu nehmen. Einen Umweg kostet es kaum.
Cefalu - Golfo di Termini - Golfo di Palermo
Von Castel di Tusa bis Cefalu verläuft die Settentrionale Sicula aussichtsreich über dem Meer trassiert.
Cefalu wird über einen Abzweig erreicht. Die Topografie der Stadt ist wunderbar - sicherlich ist es schade, auf der SS113 einfach hintendran vorbei zu fahren.
Aber der Ort ist ein einziger Rummel der bessergestellten Staatsangestellten-Touristen, dem gründlich jede Echtheit weglackiert wurde. Schnell fort!
Zwischen Cefalu und Termini Imerese zieht sich die SS113 teils in langen Geraden. Vor Termini ist noch eines der typischen Fiumara-Täler zu durchqueren: Flüsse, deren Bett riesig breit ist, aber nur wenige Wochen im Jahr Schmelz- und Regenwasser aus den Bergen ableiten. In der restlichen Zeit fließt nur ein kümmerliches Bächlein in den an der Mündung manchmal zwei- und dreihundert Meter breiten Fiumare. Die Straße muß zur Querung auf einer niedrigen Steinbogenbrücke weit ins Landesinnere ausgeschwenkt werden.
Termini ist wiederum eine typisch sizilianische Provinzstadt mit viel Charme und Lässigkeit.
Man würdige das städtische Treiben und die zahlreichen Versorgungsmöglichkeiten.
Staunen kann man auch über die sommerliche Weihnachtsbeleuchtung für die Jungfrau Maria, die alle Sizilianer sehr mögen (die Jungfrau und auch die Sternenlichter).
Bei Bagheria kürzt die Settentrionale die Halbinsel Capo Zafferano / Capo Mongerbino Richtung Golfo di Palermo ab.
Sofern genügend Zeit ist, sollte man jedoch den Bogen ausfahren und direkt hinter dem Felsen Capo Zafferano zum Golfo di Palermo hinüberwechseln - eine bessere Gegend, nicht komplett zugebaut, mit schönen Ausblicken auf den Golf mit dem Monte Pellegrino, Capo Gallo und den weiteren Klippen des Ensembles der palermitanischen Küste.
Palermo
Die Einfahrt in den Großraum Palermo gestaltet sich wie erwartet verkehrsreich. Angenehmerweise gibt es sehr wenige Ampeln, weil diese sowieso kaum beachtet werden und außerhalb der Stadt wenig Stau.
Die eigentliche Stadteinfahrt ist auch im Feierabendverkehr zügig und aufgrund ausreichender Straßenbreite gefahrlos zu bewältigen. Die Fahrbahn ist ein Ozean von Glas - ich hoffe sehr, ihr habt pannensicher gepanzerte Schlappen drauf.
An der Stadtgrenze verabschiedet sich die ANAS mit einem netten blauen Schild von euch und die Straße wird auch sofort grottenschlecht. Wracks säumen den Straßenrand - ja, im Inneren ist Palermo eine Verkehrskatastrophe.
Eine aussagefähige Wegweisung gibt es nicht - die schönen blauen Wegweiser der ANAS sucht man vergebens. Allenfalls die Autostrada ist mit einem mickrigen Täfelchen markiert und die beiden Stadtteile Mondello und Monreale, die mich beide nicht nach Isola delle Femmine bringen. Dazu gibt es nur vielspurige Schnellstraßen als durchgehende Verbindungen. Wer da mit dem Rad mal drauf- oder drübergeraten ist, weiß, was Palermo bedeutet.
Palermo: ein Fall für die Wegweisungs-Elektronik oder das Kompaß-Zeigerchen. Wir warnen euch vor Palermo! Gleich noch ein ganzes Kapitel dazu.
3 Stunden später nach etlichen Irrwegen war ich nervlich leicht beansprucht durch das einzig mögliche Loch nach Isola delle Femmine gelangt, genau passend zum Tramonto grande. Siehe Bild. Heitere Menschen aus besseren Leben knipsten sich vor der sonnenuntergegangenen Insel.
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