Kilometertabelle:
Salerno - Vietri sul Mare - Maiori - Amalfi - Praiano (halbe Tagesetappe, Rest siehe vorige Seite) 38 km
Costiera Amalfitana - ja oder nein?
Nein, so mein Gedanke.
Ich wollte auf jeden Fall von Salerno direkt nach Nocera / Pompei, den Rummel an der Amalfi-Küste umgehen. Ich interessiere mich auch nicht sonderlich für Capri.
Eine Dame in den Waschgelegenheiten bei Paestum gab es mir anders auf. Sie echauffierte sich über ausbleibendes Warmwasser, ich machte Front gegen die Amalfitana.
Die Dame aus Südwestschwaben meinte, wenn sie ihren Kopf unter kaltem Wasser waschen könne, wie ich vorschlug, könne ich genausogut an der Amalfi-Küste Richtung Capri radeln, es sei schwere Sünde, dort nicht vorbeizufahren. Unbedingt!
Naja, wenn du es meinst, Mädel, dann mach ichs für dich. Und so geschahs denn.
Ein Fazit für euch am Schluß der Seite [Costiera Amalfitana III].
Hinüber nach Vietri (80 m) geht es bereits herausgehoben auf der exSS18 (entwidmet), die hier wieder in den Hang montiert ist.
Dort - im überlaufenen Trubel - zweigt die 'Strada Statale Amalfitana' SS163 ab, eine ganz schmale Gebirgsstraße, im wesentlichen ohne die sonst übliche sichtbegrenzende Randbeplankung, dafür mit dem bei Radlern beliebten antiken Mäuerchen vor den Abgründen, das streckenweise grade so hoch ist, daß der Zweiradler gut drüber kippen kann.
Radfahrer sind hier allerdings nicht vorgesehen, während die einzige regionale Piste den Lokalen als Rennstrecke mit mancherlei Schikanen dient.
Ihr werdet ganz schön geschubst, oft reicht es einfach nicht für 3 Fahrzeuge nebeneinander - Italiener überholen couragierter. Die angeschlagenen Verkehrsbegrenzungen gelten eher für Ausländer, die man hier aber kaum im eigenen Wagen sieht - Amalfitana ist Wagnis.
Dazu steigt und fällt die Straße unentwegt in einer Periode von 0 bis 180 Meter.
Allen Genußradlern sei nach dieser Vorschau empfohlen, Mut zu beweisen oder aber einen der weiß-grünen extrawendigen Busse zu nehmen.
Auf dem Abschnitt zwischen Vietri und Capo d'Orso, einem bildbeherrschenden Felszacken, sind bereits fantastische Aussichten auf Salerno und den Golf mit den allfälligen Gebirgen möglich.
Und doch steigert sich die Straße immer mehr. Ich ahnte, daß mich die hartnäckige Südwestschwäbin zurecht hierher überwiesen hatte.
In den Ortschaften fließt der Verkehr der schmalen Straße zu zähen Staustrudeln zusammen und überall machen sich Leute breit, die gucken, aber nicht so recht wissen, was.
Mit dem Rad aber lässt sich die Costiera Amalfitana trefflich gucken, das zweitbeste Vehikel nach einer kleinen Yacht.
Es gibt zwar jedesmal Proteste, wenn wir mal durchbremsen für einen Foto-Halt, aber der Radler findet immer ein Plätzchen in der ersten Reihe.
Richtung Amalfi steigern sich die wie von der Hand eines Theatermalers dekoriert wirkenden Ortschaften perfekt: Maiori, Minori, Atrani, noch ein Tunnel dann der Traffic-Overkill von Amalfi, das in der Durchfahrt gegenüber den Nachbardörfern enttäuscht.
Aber halt: noch ein finsteres Tunnelchen, ein hohes Geländer - und was für ein Rückblick: Amalfi von Westen und die Bucht von Maiori, obendrüber Ravello, hinter Capo d'Orso von fern Salerno - ein Traum. Ihr solltet es mal auf den Fotos gucken.
Die weitere Fahrt führt an unzähligen Hotels und Pensionen vorbei über die zunächst noch völlig zugebaute Felsküste. Dann wieder Landschaften mit Hangterrassen und rohem Fels, in den gewagt die antike Amalfitana-Straße eingeschnitten ist (um 1850, Trasse weitgehend original). Radfahrvergnügen trotz aller Heizer, die hier abends entlanghobeln.
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Unterkunft Costiera Amalfitana
Das naheliegende in der Nebensaison sind die zahlreichen kleinen Hotels direkt an der Amalfitana-Straße, wenns nicht grade Amalfi-Ortsmitte sein muß.
Keines sieht ausgebucht aus, mit etwas Zähigkeit kann man nach 18.00 Uhr bestimmt einen guten Preis bekommen. Abgewiesen werdet ihr wohl kaum irgendwo. Das gilt nicht im Juli/August! Weder werdet ihr ohne Voranmeldung und für eine Nacht an allzuvielen Hotels aufgenommen werden, noch werdet ihr die Zimmerpreise bezahlen können.
Die Unterkünfte 'unten' an der Straße sind meist Kleinbetriebe, große Touristensilos gibts hier nicht. Manchmal werden separate 'Bungalows' (Lauben) angeboten, mit Meerblick und Garten vielleicht. Suchen lohnt.
Kann man an der Amalfitana zelten?
Mit Wohnwagen nicht - dazu reicht der Platz an der Steilküste nicht aus.
Mit Fahrrad ja! In Praiano gibt es ein kleines Hotel, das 2 Gartenterrassen über dem Meer mit traumhaftem Blick auf die Küste als Zeltmöglichkeit vermietet. Es ist nicht angeschlagen (man möchte keine Werbung), nicht der komfortabelste Platz und nur über steile Treppen erreichbar - die Gepäcke müssen Stück für Stück zu Fuss befördert werden. Fahrräder können oben an der Straße eingeschlossen werden.
Aber es ist mit Sicherheit der schönste Zeltplatz meiner Italienbefahrung gewesen - ganz ruhig mit angenehmen Nachbarn, sehr freundlichen, ausgezeichnet deutsch sprechenden Wirten, die Wert legen auf einen unaufdringlichen, distinguierten Stil (es ist nicht jedermanns Sache, aber manche Radtouristen schätzen es).
Und die Aussicht morgens, untertags, abends - ein Traum. Ich beschloß, zu verlängern.
So, nun wo ist dieses Kleinod:
Praiano, Hotel Tranquillata (Nomen est Omen), Via Roma (SS163), nahe dem östlichen Ortseingang / Marina / Torre a Mare.
Angebot Stand 2009 (es ist kurzfristig möglich, daß solche touristischen Angebote gestrichen werden). Preis 20 EUR /Nacht für 1 Person/Zelt/Rad. Angemessen!
Das Hotel vermietet außerdem Lauben in gleicher Panoramalage sowie natürlich auch Hotelzimmer.
In San Lazzaro Ortsmitte (Frazione di Agerola) über Conca dei Marini, 650 m über dem Meer (nicht in 20 Minuten anzufahren), gibt es ein Ostello (Touristenlager und Zimmer) mit Zeltmöglichkeiten. Es ist nicht oder nur knapp beschildert. Da hier auch Wohnwagenplätze vorgehalten werden, dürfte es weniger lauschig werden als in Praiano.
Genug der Reklame. Ihr seht: an der Amalfitana-Küste kann man nicht nur schön radeln, sondern auch prima bleiben.
Ob es sich lohnt, findet ihr auf der nächsten Seite.
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