Kilometertabelle:
Caserta - Bellona - Pignataro Maggiore - Vairano - Sesto Campano - Venafro - Montaquila - Colli a Volturno 88 km
kleinerer Teil der Strecke im nächsten Kapitel beschrieben, ab Sesto Campano (Molise)
Dieses Kapitel (Abruzzo - Molise) mit ca. 800 Fotos erscheint voraussichtlich im August.
Maddaloni - Caserta
Maddaloni, unmittelbar vor Caserta gelegen, ist von der Heiligkeit geprägt.
Die Baulichkeiten strahlen ein gewisses südliches Phlegma aus - das letzte Mal, daß ich es, nordwärts strebend, so unverstellt in einer Stadtregion sah.
Die Luft schien mir etwas dicke.
Nichtsdestotrotz waren auch die Ausblühungen der Weltlichkeit sichtbar.
Die Zufahrt nach Caserta erledigt man am besten mit Hilfe einer detaillierten Karte oder GPS über die antike Via Appia (Straßenschild, ungleich neue und mittelalte Staatsstraße) zur ebenso antiken Viale Carlo III zum Palazzo Reale.
Die Zufahrt über die entwidmete exSS7 von Maddaloni mag mehr Aussicht bringen, ist aber, obwohl möglich, sehr häßlich und unkomfortabel, während die Stadteinfahrt auf der langen Allee den Ort würdigt.
Caserta ist von großen Armee-Komplexen und Stadtstraßen, teils mehrspurig einbahnig, umgeben.
Die Stadt selbst mit ihrem neuzeitlich-rationalen Grundriss ist gut zu befahren bzw. in den zone pedonale angenehm zu beschieben.
Caserta besticht durch eine heitere, gepflegt konsumige Atmosphäre, es gibt Modeläden zuhauf. Die Einheimischen gehen in den neuesten Fummeln zum Kaufen und Zeigen und die Fußgängerzonen nehmen schier kein Ende. Radlerinnen werden sich hier wohlfühlen.
Palazzo Reale
Das auffällige Bauwerk, zu dem man, egal von wo, immer irgendwie hingesaugt wird, wurde vom König von Neapel (Königreich beider Sizilien) in 100-jähriger Bauzeit als Ultimo neuzeitlicher Machtentfaltung und Geldbesitzes auf den Acker gestellt. Neapel war ihm zu bescheiden.
Als der Palast fertig war, war es mit König und Königreich zu Ende, und auch zuvor wackelte die süditalienische Monarchie beständig.
Der protzige, überdimensionierte Palazzo Reale wirkt trotz aktuellen Anstrichs unheimlich. 2009 waren ringsum kilometerweit Baustellen-Absperrungen gestellt, was nicht weniger unheimlich wirkte. Der Palazzo war wohl nur teilweise zugänglich. Er wird abschnittsweise von Verwaltungen genutzt und Schilder 'Zona militare' sind montiert, wie übrigens an vielen Stellen der äußeren Stadt.
An den Palazzo schließt sich eine ebenso riesige Parkanlage mit kilometerweiter Ausdehnung an. Später unterqueren wir sie in einem zur Bauzeit eigens angelegten Tunnel, damit das Volk in die Stadt konnte, ohne daß es die Obrigkeit sehen musste, denn außenherum laufen ist unmöglich.
Das ebenso pompig-maßlose Innere des Palazzo besichtigte ich mangels Zeit nicht. Bei Italientouristen scheint Caserta (= Palazzo Reale) jedoch sehr beliebt. Eine monumentale Entgleisung.
Ich beschloss, in Caserta zu übernachten, musste aber feststellen, daß im Gegensatz zu den vielen Kaufläden keine behagliche Übernachtungsmöglichkeit auf den Gassen sichtbar wird.
Falls es euch nach Caserta verschlägt, solltet ihr hierzu die Tourist-Information konsultieren. Jedenfalls scheint Caserta mehr eine Tagesausflugsstadt zu sein.
Muß man da überhaupt hin?
Keineswegs, ich hatte lediglich die Vorstellung, rechts am Vesuv vorbei und dann Richtung Nordwesten in die Abruzzen könnte eine günstige Umfahrung des schwierigen Knotens Neapel sein. Dorthin wollte ich unter keinen Umständen.
Naja. Egal welche Richtung man nimmt: die ganze Campania um Neapel ist ein Problem. Die Ostumfahrung hat auch ihre Schwächen.
Es gibt eben keinen Königsweg um Napoli herum.
|
Valle del Volturno
Eine eigentlich irreführende Überschrift, denn wir kommen hier nur einmal kurz an den Volturno-Fluss heran und verlassen dann sein Tal, um westlich die Monti Trebulani auf der Staatsstraße Via Casalina SS6 zu umfahren. Eine kleine Berggruppe zwischen Bellona, Vairano Patenora und dem Volturno im Osten.
Das stellte sich aber als kein guter Gedanke heraus. Man kommt auf der SS6 ab Pignataro Maggiore zwar schnell vorwärts, die gerade Trasse nimmt aber jeden Hügel mit. Bei dem starken Verkehr kein Vergnügen. Richtung Venafro nimmt das Schnellstraßentempo weiter zu, zum Schluß, nach einer für Radfahrer absolut ungeeigneten Zubringerstraße fängt nahtlos die Autostrada mit Fahrverbot an (neu eröffnet, auf vielen Karten noch nicht verzeichnet).
Ein schönerer Weg als der hier fotografierte von Caserta nach Venafro (siehe nächstes Kapitel) geht daher etwa auf der Strada Statale Sannitica SP336 (entwidmete Staatsstraße) nach Caiazzo, von dort über Alvignato und Alife Richtung Venafro / Montaquila.
Sicherlich hat man dort einen höheren Zeitbedarf, aber sicherlich auch schönes Radeln im Flusstal (nicht durchgehend). Man spart sich einige verkehrlich schreckliche Abschnitte.
Zunächst aber geht es über das hübsche San Leucio (ein Schlößchen zu Caserta / Palazzo Reale gehörend) aus der Stadt heraus. Auf den Nebenstrecken ist angenehm sein. Die Sannitica geht etwas schneller zur Sache, aber es ist nur lokaler Verkehr.
Nach der Überquerung des Volturno eine Kette aufgeblasener, zugebauter Provinzdörfer, die auch ihren spröden Reiz hat.
Nach Pignataro der Schuß auf die Bundesstraße SS6 Via Casilina. Radkomfort wie beschrieben.
In Vairano (Scalo) zweigt die SS85 Richtung Venafro ab, Sie führt uns zum Volturno zurück. Der Überlandverkehr wird nicht besser. Es handelt sich immer noch im weitesten Sinne um den Großraum Neapel mit viel Industrie.
Die Berge kommen näher - die Abruzzen kündigen sich an.
Am Lago di Vairano die Regionalgrenze ins Molise. Den Lago, ein ausgebauter Speichersee, sieht man von der Straße nicht. Die Pipeline vom Oberbecken fällt dagegen von weitem ins Auge.
|