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Haridwar erreichen wir vom Stadtteil Jwalapur, wo ein wunderliches Betonstadttor im Maharadjastil am Ganga Canal aufgebaut wurde. Es fügt sich aufgrund der Bemalung in rosarot nahtlos in die vielen alten Anlagen und Ghats bis zur Innenstadt.
Auf den guten Stadtstraßen kommt man einwandfrei voran, aber die teils etwas holprige Fahrt direkt an den Ghats des Kanals ist sicher die schönste. Die Berge der Vorhimalayas (Shivaliks) kommen wieder in Sicht.
Haridwar besitzt als heilige Stadt einen anderen Puls als andere Städte in der Ebene. Alles ist besser geordnet und überlegter. Allerdings kann man aus europäischer Sicht immer noch nicht von einer befriedigenden Ordnung sprechen. Jedenfalls verfügt die Stadt als wichtiger Platz des Inlandstourismus über ein großes und durchweg preisgünstiges Angebot an Hotels. Nach ausführlicher Stadtbegehung suchte ich mir ein sehr schönes Haus direkt bei Har-Ki-Pauri, dem heiligen Ghat, an dem sämtliche Touristen ins Wasser der Gangeskanals (genauer ist dort ein alter Nebenarm des Ganges gefasst) hüpfen wollen.
Das Hotel war einwandfrei barfußsauber und bot ein großes Zimmer mit herrlichem Ausblick auf die heiligen Wasser. Abends konnte man das Aarti-Treiben am Ghat direkt von der Terrasse aus verfolgen. Es war geschenkt günstig mit 500 Rp (ca. 6,50 EUR). Allerdings verfügte das Zimmer nicht über Warmwasser, was bei den subtropischen Temperaturen auf eine lauwarme Dusche (Eimer) herausläuft.
Also meine Empfehlung für die Bridj Lodge direkt am Ghat Har-Ki-Pauri. Von der Straße versteckt erreichbar, vom Ghat aus nicht einfach zugänglich, aber möglich.
An den Brücken und Ghats spielt sich schon vom Westen der Stadt buntes Pilgertreiben ab. Die Sicherheit schätze ich trotz zurückhaltender Polizeipräsenz als relativ gut ein, schließlich will es sich keiner mit Shiva verscherzen. Hier fühlen sich auch Frauen wohl. Am Moti Market bekommt der nach Ewigkeit dürstende Hindu Schnickschnack aller Art und knallbunte vegane Speisen in ungekannten Dekoren. Dazwischen werden Stadtkühe gehalten, diese allerdings immer aufgeräumt und nicht im Verkehr flottierend.
Fleischspeisen und alkoholische Getränke sind in der heiligen Stadt nicht zu erhalten. Dagegen werden sich Frauen hier sicher fühlen.
Nach Har-Ki-Pauri ist für jeden Eintritt zu zahlen. Es wird versucht, mehrfach zu kassieren. Der Eintritt ist eine Art Zwangssteuer für arme Bettler und sehr niedrig. Kann man auch 2x bezahlen. Bei durchschnittlichem Betrieb ist es für 1-2 Personen möglich, ein Fahrrad über das kanalseitige äußere Ghat zu bugsieren. Für Radlergruppen oder bei Aarti (Abendzauber) und sonstigen Veranstaltungen eher nicht. Das Gelände wird von Ordnern mit Überwachungstürmen organisiert.
Gegenüber Har-Ki-Pauri beginnt der Upper Ganga Canal an einer Stauanlage des Ganges. Der eigentliche Fluss mäandriert mit wechselnden Gerinnen östlich der Stadt. Das Skulpturenprogramm des indischen Betonstils fällt sofort ins Auge und erfreut. Den Supershiva im Gangespark kann man jedoch nur vom National Highway 58 aus von vorn sehen.
Har-Ki-Pauri: bissel ins Touristisch-Kitschige spielend, aber durch den großen Zustrom von Hindu-Pilgern recht authentisch, bunt, aufgeräumt (selten in Indien). Haridwar ist sehr atmosphärisch, interessante Altstadt, relativ sicher. Ausflugsziele in den umliegenden Bergen. Einen Besuch auf jeden Fall wert. Der Ort, der mir auf meinem Kanalradelausflug mit am meisten zusagte.
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