Kilometertabelle:
Pang - Morey Plains - Debring (Panne) 44 km
Debring - Taglang La 20 km
Von Pang (4.500 m) steigt der Highway in einem langen steilen Aufstieg (es sind sogar Warnhinweise angebracht) aus dem Graben des Sumkhel Lunpa River auf die Morey Ebene (ca. 4.750 m). Belag ist nun wieder befestigt. Ab Beginn der Ebene ist die Straße neu ausgebaut: 2 breite Spuren und mit Bauwerken für die Gewässerdurchlässe. Die alten straßenlosen Zustände sind also beseitigt.
In der Ebene befinden sich ein Baulager / Betriebshof über Pang und eine Straßenmeisterei bei Debring. 2013 war der Ausbau noch nicht ganz bis Debring an der Einmündung der Straße von Tso Kar gelangt. Der Belag der Überführungen war nicht fertig ausgeführt, spielt aber nur für Motorradler, die hier das Gas ausfahren können, eine Rolle.
Leider erwischte mich auf diesem Highway, der seinen Namen mal verdient, ein technisches Gebrechen und so musste ich etwas abkürzen, weswegen ich nach 15 km Fußmarsch in Debring unterkam. Hier bekam ich im Betriebshof Hilfe mit meinem Platten (Schraderventil). Meine schon etwas abgenudelte Pumpe schaffte nämlich bei 4.700 m keinen ausreichenden Druck mehr, um das Ventil zu öffnen. Wer denkt auch an so was.
In Debring (2 Standorte von Dhabas 1.500 m auseinander) sind alle nötigen Dinge ausreichen zu kaufen. Es ist also nicht nötig, in der Wüste zu dursten oder 10 Liter Trinkwasser von Pang aus hochzuschleppen! Daneben gibt es ein Touristencamp am Tso Kar (See, ca. 6km von der Straße), das voll ausgestattet ist.
Natürliches Wasser gibt es keines (der See ist untrinkbar salzig). Es ist auch jede Menge los in diesem Abschnitt. Die Reisebeschreibungen, die hier eine gefährliche Todeszone proklamieren, sind veraltet.
Die Nachtruhe in Debring ist deshalb nicht ganz so erquickend, da nachts die Bakharwale (Hundchen) der Hirten in großen Rotten durch den Busch springen und Wettbellen spielen, und auch auf der Straße Betrieb herrscht.
Das schönere Logis bietet der Tso Kar fernab des Highway.
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Anschließend wartet der Hoch- aber nicht Höhepunkt der Transhimalaya-Fahrt, der 5.319 m hohe Taglang-La-Pass. Man sieht ihn schon kurz nach Debring (ca. 4.630 m) und denkt: naja, so schlimm kann das ja nicht werden.
Tatsächlich wirkt der Übergang recht nah und die Steigung sieht mäßig aus. Letztlich eine Täuschung, die auf die Bewuchslosigkeit und sehr großräumige Bergfaltung zurückzuführen ist. Ein Blick in die Karte offenbart, daß die Strecke bis zur Passhöhe über 20 km beträgt.
Die Serpentinen an den gerölligen flachen Hängen sind riesig weit und man arbeitet an jedem Seitental 2 Stunden, bis man wieder heraus ist. Die Fahrbahn wurde 2013 neu überbaut. Die zerfahrene Piste dürfte Geschichte sein. Leider fuhr ich die Strecke während des Einbaus einer schluffigen Unterbauschicht, die das Passvergnügen zu einem rutschig-staubigen Höllentrip machte. Die Landschaft ist auch bei weitem nicht so beeindruckend wie die hohen Pässe zuvor oder Kangla Jal: ein großer Bergrücken wird in einer sehr langen Steigung genau dem Hang folgend gequert.
Alles über 5.000 Meter lief ich ohnehin zu Fuß, nur wenige Abschnitte waren so fest und flach, daß ich mal fahren konnte. Die Höhe macht sich im oberen Teil schwer bemerkbar mit Atemnot und Schwindel.
Nachdem ich sicher sein konnte, nicht mehr bei Tageslicht in die nächste Ortschaft hinter dem Taglang La abfahren zu können, suchte ich besser mal einen Stellplatz in großer Höhe. Gerölllawinen muß man wegen der flachen Hänge weniger befürchten. Dennoch gesellte ich mich sicherheitshalber zu einem schönen Bauarbeiterstandort, dem höchsten, den es auf der Südseite gab. Ich wurde auch zuvor schon bei den Lagern der tibetischen Straßenarbeiter herzlich zum Bleiben eingeladen. Sie sind nett.
Nach einem Abstecher Richtung Zielgerade blieb ich dann auf knapp 5.200 m Höhe zur Regeneration. Ich konnte das wagen, da ich ja zuvor schon auf 4.700 m und 4.500 m mehrmals übernachtet hatte. Man darf nicht da oben bleiben, wenn man erst in die Höhe gefahren ist (z.B. von Leh aus).
Tagsüber war es mild-kühl, aber windig. Das Wasser lief. Mit Sonnenuntergang fällt die Temperatur sofort und erreichte morgens außerhalb des Zelts -10°. Starker Wind auf einer Kuppe. Bei guter Ausrüstung und passend eingestellter Lüftung ist es drin trotzdem noch gemütlich um den Gefrierpunkt. Ich benutzte 2 Schlafsäcke.
Die Morgenkälte verzog sich nach Sonnenaufgang rasch und wich erstaunlicher Wärme.
Die letzten Meter zum Gipfel laufen langsam. Im großen und ganzen hab ich geschoben und bin nur abschnittsweise geradelt.
Am Schlußbogen über dem Talende, von dem man das gesamte Tal am Mount Taglang überblickt bis Debring herunter, fragt man sich, was daran nun so aufreibend war. Wahrscheinlich die Höhe. Schöne Aussicht in verschiedene Bergketten, die sich allerdings leicht im Dunst verlor.
Die Passhöhe ist eine Schutthalde mit diversen unattraktiven Artefakten und sogar einer (geschlossenen) Wirtschaft. Wahrscheinlich ist es für die Bedienung nicht immer einfach, hier heraufzukommen.
Die Siegesfreude ist dennoch grenzenlos. Auto- und Radfahrer liegen sich tränenüberströmt in den Armen, so eine gewaltige Strecke vom Erdmittelpunkt entfernt erklommen zu haben und zu leben.
Immerhin kann man auf der anderen Seite Richtung Industal rüberschauen auf unzählige Gipfel und Bergketten, von denen die fernsten wohl schon das Karakorum markieren.
Während bis zur Passhöhe und folgend Piste bzw. sanierte Piste zu bewältigen ist, fängt nach der nördlichen Großbaustelle bald ein ausgezeichneter Asphalt-Ausbau an. Back on the Tarmac!
2013 wurde mit großem Einsatz direkt unter der Passhöhe gebaut. Ich unterstelle, die Höhe konnte bis 2015 soweit technisch möglich voll befestigt werden. Lawinengefahr besteht hier meines Erachtens nicht.
Die Asphalt-Abfahrt ist viel zu schnell. Wer nicht viel guckt, ist in 30 Min. 800 m tiefer am Talgrund des Gya River. Große spaßige Serpentinen-Anlage. Exzellent ausgebaut, jedoch blechfrei. Wenige Absturzmauern.
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