Kilometertabelle:
Sissu - Tandi - Keylong (Höhenanpassung) 31 km
Keylong - Jispa - Darcha - Patseo 49 km
Teilstrecke aus Bildern in voriger Kilometertabelle enthalten (bis Sissu)
Die Strecke ab Khoksar im Tal des Chandra River führt bergab mit einigen Gegensteigungen bis Sissu.
Unterwegs passiert man die Baustelle des Rohtang-Tunnels (Nordportal), an dem trotz zwischenzeitlichem Revirement wegen Währungsproblemen intensiv gearbeitet wird. Anfang 2015 sollen 60 % der Strecke ausgebrochen worden sein. Der Baufortschritt erreicht nicht das Tempo in den Industrieländern.
Das deutlich felsigere und trockenere Chandra Valley erfreut durch seine Landschaft und gut verteilten Verkehr, der das Radfahren nicht stört. U.a. in Sissu gibt es 2 Guest Houses. Hier beginnt auch die Einflußsphäre tibetischer Kultur (genauer gesagt bereits am Rohtang La Top) und man findet sich bei tibetischen Wirten mit entsprechend höheren qualitativen Standards wieder. Es wird ausgezeichnet Englisch gesprochen. Ich war im Triveni, einem gepflegten Haus mit Restaurant preisgünstig, sauber und großzügig behaust (ca 400 Rp / 5 EUR + Mahlzeit).
Auch in den Nachbargemeinden sind Unterkünfte zu finden, übrigens auch Homestays (Privatzimmer) nach denen man aber fragen muss. Es ist also nicht so, wie in vielen Führern für den Manali-Leh-Highway dargestellt, man könne nur in wenigen staatlichen PWC-Resthouses gegen Voranmeldung bleiben.
Das Chandra Valley ist bis Tandi relativ stark besiedelt, es gibt auch einige Läden.
Landschaftlich liegt Sissu sehr schön über dem Fluss. Es gibt auch ein Touristencamp (zeitlich beschränkt, gehört zu den Camps bei Sarchu), von dem ich allerdings nicht sagen kann, ob Individualreisende aufgenommen werden.
Ab Sissu steigt die Straße mehrfach hoch über den Fluß, der Belag löst sich ab der Talenge vor der Einmündung des Bagha River wegen Lawinen auf. Man kann insbesondere wegen dieser und der folgenden rauen Strecke bergauf nur vor der Idee warnen, locker in einem Tag von Manali nach Keylong zu radeln.
Bei Tandi (Abzweig weiter dem Chandrabagha entlang) wird die tiefste Stelle des Hioghway im Chandra Valley erreicht (2.900 m). Ab dann geht es uneinheitlich mit Gegengefällen nach Keylong den Bagha River aufwärts (3.200 m). Der Straßenbelag ist sehr schlecht und ihr werdet vom aufgewirbelten Sand ordentlich gepudert wie sich das für echte Abenteurer gehört.
Die Kleinstadt Keylong inmitten wenig besiedelter Berge verfügt über einen großen Basar und diverse Guest Houses sowie Hotels nach Geschmack. Ich war wieder bei einem tibetischen Wirt in einem sehr schönen, sauberen und gut ausgestatten Guest House in Pension (ca. 600 Rp / 7 EUR). Die kürzere Strecke habe ich als Akklimatisierungstag genutzt. Eigentlich sollte man hier oder in Jispa / Darcha einen vollen Tag Pause einlegen.
Das Shopping-Paradies (es ist etwas träge, aber läuft) konnte ich zur Beschaffung des dringend benötigten Kochgases nutzen, das hier für Touristen vorgehalten wird in ausgezeichneter koreanischer Qualität, die für warme Küche bis 6.000 m sorgt. Der chinesische Händler machte mir einen abenteuerlichen Preis, von dem er noch tagelang am Stammtisch schwadronieren konnte, nicht ahnend, daß dieser aufgrund der hohen Euro-Kaufkraft noch bei weitem niedriger war, als für eine um die Hälfte kleinere Kartusche beim Billigmarkt in Baden-Baden, die dazu in solchen Höhen jämmerlich schlecht bis gar nicht mehr funktioniert.
Außerdem gibt es im Liquorshop das letzte oberhalb der Theke verkaufte Bier für einige hundert km. Man sollte es während der Höhenanpassung nicht anwenden, aber geschmeckt hat das Thunderbolt superstrong (Punjab) dennoch.
Höhensymptome hatte ich gar nicht.
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Mit dem Verlassen Keylongs auf der an den Berg montierten staubigen Straße läßt man die gewohnte Zivilisation hinter sich. Jetzt zählt es.
Es folgen noch einige winzige Orte. Das felsige Bagha Valley mit schon stark reduzierter Vegetation bietet unglaubliche Ansichten, wie Dörfer und Höfe sich auf den schmalen Plateus oberhalb des Bergflusses .. und von den abenteuerlichen Wegen, die zu ihrer Erschließung in den Fels geschnitten sind.
Die Straße steigt hoch in den Fels (bis 3.400 m) über einen großen Felssturz. Die Belagqualität ist hier wieder gut aphaltiert.
In Jispa am Talgrund des Bagha River (3.300 m), das man alternativ zu Keylong als Akklimatisierungsstation nutzen kann, gibt es kaum Einkaufmöglichkeiten, aber ein großes Hotel.
Kurz danach führt der Highway nur mäßig steigend über einen weiteren ausgedehnten Felssturz in den Kessel von Darch mit einer traumhaften Hochgebirgs- und Wasserlandschaft, wechselnden Taleinblicken ins unbesiedelte Hochgebirge. Allerdings auch mit dem schrecklichen Anblick des Anstiegs über Darcha.
Bei der Brücke über einen Nebenbach des Bagha River ist der Police Checkpoint, wo man sich registrieren lassen muss. Dann geht es den zwar mäßig steigenden aber endlosen Darcha Loop nach oben. Abzweig nach Padum zum Shingo La (Wandern oder Saumtiere). Die Aussicht 200 Meter über Darcha in 3 Täler ist fantastisch.
Die folgende Strecke durch das Bagha Valley Richtung Patseo (Militärbaracke von weitem sichtbar) ist landschaftlich herausragend, dafür hat sich die Plackerei bisher gelohnt. Verkehr hat sich weitestgehend verlaufen und tut nicht weh. Die Straße ist überwiegend befestigt mit etlichen geschotterten Abschnitten. Einige Nallahs (Bergbäche und verdohlt über die Straße. Die Furtungen sind harmlos, man kriegt noch nicht mal nasse Füsse (jahreszeitabhängig).
Am wunderschön gelegenen Deepak Tal (kleiner Bergsee, 3.750 m) wollte ich Station machen. Es gibt eine fliegende Dhaba mit Pension, die allerdings gerade Saisonschluß hatte (Baracke). Der See schrie jedoch nach meinem Zelt, das ich ja extra für die Wüste hier raufgeschleppt hatte. Es war kalt, gab aber meines Erachtens keinen Nachfrost (Anfang September). Ich benutzte 2 Schlafsäcke. Der Wirt möchte auch einen Obulus für ein aufgeschlagenes Zelt, dafür gabs auch etwas Leitungswasser aus einer Bergquelle am letzten Abbautag der Dabha. Ich habe es zum Trinken getankt, aber nur mit Chlortabletten. Es gibt ein noch eben einseitig befestigtes Klo an der Straße, allerdings völlig ohne Technik und unter Berücksichtigung der Landesitten, nach denen die Defäkation einen öffentlich-rechtlichen Akt darstellt. Ich glaube allerdings, daß ihr bei hinreichend gutem Eindruck unter Beachtung peinlichster Sauberkeit (keinerlei Seife in den herrlich sauberen See!) auch mietfrei dort stellen dürft für 1 Nacht.
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