Kilometertabelle:
Patseo - Baralacha La 41 km
Baralacha La
Für Höhenanpassung und Material gilt das auf der Seite Rohtang I Gesagte.
Der Baralacha La überwindet die Great Himalaya Range und ist der erste 5.000er (genaue Höhe 4.892 m) von Süden, d.h. wenn wir beschwerdefrei raufkommen, wird es wenig weitere Probleme geben. Außer an der Militärstaion Patseo gibt es allerdings auch keinerlei medizinische Nothilfe.
Durch das umsichtige lange Anradeln war ich ohne Höhenbeschwerden. Auch sonst sehr gut warmgefahren und auch schon Speck verloren.
Talort des Barlacha La ist eigentlich Darcha.
Von Patseo auf 3.800 m (oberhalb des Deepak-Sees) geht es an der Brücke über den Bagha los Richtung Zing-Zing-Bar. Die Steigung ist erst fühlbar, dann drischt sie rein - richtiges Hochgebirge. Gerade dem Flüsschen folgend ein felskahles Hochtal herauf an bunt gemusterten Hängen vorbei. Die Fahrbahn ist teils asphaltiert, streckenweise nach Lawineneinwirkung jedoch geschottert.
Bei Zing-Zing-Bar, ein langgezogenes mehrteiliges Baulager mit geöffneter Wirtschaft auf 4.270 m Höhe (in Wirklichkeit auf 100 hm verteilt) eröffnen sich bereits tolle Ausblicke in die östlich und westlich gelegenen Bergketten. Die steile Auffahrt ist jedoch anstrengend, wozu die dünne Luft nicht unerheblich beiträgt.
Oberhalb Zing-Zing führt der Highway in weiten Serpentinen über Geröllhalden mit teils spektakulären Felslandschaft vorbei. Vegetation gibt es nicht mehr. Immer wieder quälen sich LKW im Kriechgang die steile Aussichten hoch. Der Radler blickt nach oben und hofft, die Steigung möge irgendwann ein Ende haben, aber die Straße gebiert immer neue Windungen. Das Emporschrauben ist erregend und elend zugleich.
Endlich wird ein Felsen'tor' durchbrochen (eigentlich nur eine Nase), aber statt der ersehnten Passhöhe liegt der verwunschen schöne Suraj Tal, ein intensiv leuchtender Karstsee in den Felsen, der als Gott verehrt wird. Dort fließt der Bagha River ab, der als schmales Felsbächlein den gesamten Anstieg begleitet. Die Straße steigt aber über Geröllhalden weiter empor und das Szenario wechselt noch einmal in eine Hochmattenlandschaft. Das ist das Baralacha-Plateau, ein Sattel, der 3 Übergänge aufweist, einer nach Westen, von dem der Highway ansteigt, der in den nördlichen Abgang des Yunan River weiter führt, und einer nach Süden, an dem der Chandra River entspringt, der aber nur einen Bergpfad aufweist.
Auf dem Baralacha-Sattel touristisches Treiben, örtliche Hirten führen Bergtouren mit Lasttieren. Eine Infrastruktur außer der Straße gibt es nicht.
Der Anstieg kostete mich die Kraft des Tages. Da es bereits spätnachmittags war, wollte ich nicht mehr ins 35 km entfernte Sarchu abfahren (eine gute Idee), sondern mich in der Nähe zur Ruhe setzen.
Am See, den der Yunan River unterhalb des Passes bildet, fand ich zunächst ein Bauarbeiterzelt, dann aber entfernt davon eine sehr schöne Uferstelle, wo ich, schon etwas mau, mein Zelt in den Schwemmsand montierte.
Die Witterung warm bis heiß untertags, noch lau frühabends. Mit Sonnenuntergang fällt schnell Kälte ein.
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Da Wind an meinem Aufbau rüttelte und ein Hering trotz Beschwerens mit Steinen aus dem Sand riss, stieg ich in der Dunkelheit nochmal aus zur Nachbesserung und wurde von einem großen Tier angesprungen. Ich hatte glücklicherweise mein Licht dabei.
Das Tier erwies sich als eine Art Hirtenhund, der auf mich gewartet zu haben schien. Er war sehr freundlich und kontaktwillig, strebte mit Nachdruck in mein Häuschen zum Kuscheln. Ich konnte nicht beurteilen wie stubenrein das Tier war und machte ihm klar, daß ich ohne ihn schlafen würde. Dann schloß ich die Tür.
Ich hörte nichts mehr. Indische Hunde können, so zutraulich sie auch sind, nachts einen Höllenlärm veranstalten, indem sie stundenlang miteinander rennen und bellen.
Die Vorstellung von so einem freundlichen Hütehund bewacht zu werden bescherte mir nach den Anstrengungen zunächst einen guten Schlaf, der allerdings in eine Unruhe überging.
Als ich in der Morgendämmerung nach draußen sah, fand ich meinen neuen Freund ruhig und mit einer Reifschicht überzogen vor meiner Tür liegend. Er freute sich, mich zu sehen und wir begannen in Ruhe unseren Tag.
Ich hatte nicht gut geschlafen und fühlte mich wie mit 98 ohne Saft und Kraft. Jede Bewegung erforderte einen langen Anlauf. Ich konnte auch nur mit Mühe stehen und suchte eher das Liegen oder Sitzen.
Später kam ich dann darauf, dass dies in meinem Übernachtungplatz begründet war, er lag nämlich 4.700 Meter hoch. Im Schlaf wirkt sich der Sauerstoffmangel noch stärker aus und hatte zu leichten Höhensymptomen geführt. Ich fühlte mich aber nicht schwerwiegend krank. Gegen Kopfschmerzen nahm ich eine Tablette.
Wenn jemand schon beim Anstieg fühlbare Höhensymptome (über die Anstrengung hinaus) hat, sollte er trotz der wunderbaren Natur mit herrlichen Gipfelblicken und einer endlosen Edelweisswiese am klaren Bergsee hier nicht übernachten. Es ist gegen jeden medizinischen Rat im Verhältnis zur bereits absolvierten Höhenanpassung. Allerdings liegt auch Sarchu auf 4.300 m Höhe.
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