Kilometertabelle:
Isola delle Femmine - Partinico - Alcamo - Segesta - Trapani 112 km
Settentrionale Sicula
Bei Isola delle Femmine tritt die Settentrionale Sicula wieder zu Tage.
Zunächst ist sie westwärts ganz kommod befahrbar, im weiteren Verlauf Richtung Partinico ist sie allerdings streckenweise stark ausgebaut als 2-spurige Schnellstraße mit mehreren Autobahnanschlüssen.
Auf einigen kurzen Abschnitten verkünden riesige Tafeln ein Fahrverbot für Pferdekutschen, Fußgänger und Radfahrer.
Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, daß die Fahrverbote u.a. wegen kurzen Tunnels bestehen: italienische Ciclisti haben üblicherweise kein Licht. Ich wagte allerdings geschwindigkeitshalber die Durchfahrt - die kurzen großzügig betonierten und hellen Durchlässe sind unproblematisch - eine entsprechende Bergpartie oder die Ausleitung in den Siedlungsteppich rund um Palermo dagegen nicht.
Der Verkehr war ruhig - parallel läuft die Autostrada.
Ob ihr euch an die Regeln haltet, müsst ihr wissen. Die überall stark präsente Polizia Statale und auch die Carabinieri verteilen drastische Geldstrafen zur Sofortkassa, obwohl mit Reiseradlern oft eine gewisse Nachsicht besteht - darauf sollte man bei einer gezielten Verbotsübertretung allerdings nicht setzen.
Bei Partinico zweigt die SS113 von der Küstenstraße ab und zieht in die Berge.
Eigentlich wollte ich die Küstenroute über Castellamare del Golfo nehmen, aber man merkt hier kaum, wie man ausgeleitet wird, weil die Straße so schön führt. Nun steigt sie ins Landesinnere und es folgen wieder lange schnell ausgebaute Abschnitte mit reichlich Betrieb.
Allmählich wird es bergiger und nachdem bei Alcamo noch mal die Autostrada gekreuzt wurde, findet sich der Radler auf einer kleinen Nebenstrecke in wunderschöner Hügellandschaft mit weidenden Schafen. Bergauf geht es weiter Richtung Segesta. Leider nahm ich mir für den Besuch der Stätten, der empfohlen wird, nicht die Zeit. Bei hinreichendem Interesse für die Errichtungen vergangener Kulturen solltet ihr es aber tun (Zeitbedarf ab Hauptstraße 3 Stunden mindestens).
Gleichwohl ist die Tagesetappe Isola delle Femmine - Trapani knapp. Eigentlich hatte ich vor, noch auf eine Insel überzusetzen.
Landschaftlich ist das gebirgige Stück bei Calatafimi-Segesta, Teil der Monti di Gibellina, sehr schön mit weiten Ausblicken. Die Staatsstraße ist hier kaum befahren und ihr habt allen Platz auf der Fahrbahn. Richtung Trapani muß noch ein 400 m hoher Pass mitgenommen werden, der sich höher macht als er ist.
Die Abfahrt nach Trapani ist locker und wie die gesamte Strecke ab Isola delle Femmine auch von sehr guter Fahrbahnqualität.
Mit eine meiner schönsten Etappen in Sizilien.
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Trapani
Trapani gilt als zerbombt und kaputt - aber im Inneren ist davon rein gar nichts zu spüren: die Palazzi sind alle picobello restauriert und aufwendig inszeniert.
Selten bin ich in einer so gepflegten, saubergeleckten und denkmalbewußt aufgearbeiteten italienischen Stadt gewesen. Außerhalb der mehrgliedrigen Altstadt ist Trapani großzügig angelegt mit breiten Straßen und Wegweisern. Trotz deutlicher Verstauung wegen den ungewohnt vielen Verkehrsampeln, die auch alle beachtet werden, herrscht Disziplin auf der Straße und man wird als Velofahrer nicht weggedrückt wie in Palermo, sondern vorgelassen. Hervorragende Versorgungsmöglichkeiten bieten die großzügigen und auch für Radfahrer günstig gelegenen Geschäfte. Ich apothekisierte in riesigen Pharma-Hallen und bankte ganz ausgezeichnet unter Kristallkronleuchtern.
In der weiteren Geschäftswelt fand ich überaus gehobenen Geschmack, den ich sonst vielleicht in Milano verortet hätte. Trapani - ganz und gar unprovinziell, dabei gelassen.
Trapani hat insbesondere auch ein starkes arabisches Timbre, das sich nicht zuletzt bei Speis und Trank niederschlägt.
Als weitere touristische Empfehlung gibt es die äolischen Inseln und die Bergstadt Erice. Beides musste ich auslassen, zu ersteren wollte mich die Fährgesellschaft nicht mehr ins Boot lassen.
In Trapani nächtigte ich zum Spottpreis von 20,- € am zentralen Corso Vittorio Emanuele II in einem Palazzo des 18. Jahrhunderts, der als Albergo genutzt wird (mehrere Herbergen). Das ist billiger als mancher Zeltplatz an der Adria!
Ihr seht - Trapani solltet ihr mitnehmen, gerade weil es doch ziemlich jenseits des Ätna- und Monreale-Schnelltourismus liegt.
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