Kilometertabelle:
Selinunte - Menfi - Sciacca - Eraclea Minoa 78 km
Eraclea Minoa - Porto Empedocle 41 km
Sud-Occidentale Sicula
Da die Gelegenheit günstig ist, verweile ich von Selinunte aus noch auf kleinen Nebenstrecken.
Mangels paralleler Autostrada ist die SS115 auf dieser Route als Europastraße ausgebaut mit Betonstelzen-Trasse auf autobahnlangen Geraden, die man vermeiden sollte.
Auf der küstennäheren Provinzstraße kommt man durch reiches Weinland nach Menfi, eine Provinzstadt mit modernistischen Ambitionen. Von dort nach Sciacca mit interessanten historischen Ensembles, u.a. in 'arabischer' Gotik.
In Menfi wird auf die nun küstennah verlaufende SS115 gewechselt. Sie bewältigt die hügelige Küste zunächst in gemäßigter eingepasster Führung
Bald schneist sie jedoch auf langen Geraden mit riesigen Viadukten durchs Terrain. Der stets heftige Wind bläst das seitenwindempfindliche Packrad fast von der Brücke. Die Viadotti bestehen zudem aus beweglichen Platten, die mit einem dekorativen Asphaltwulst von ohne weiteres 10 cm Höhe gestoßen sind. Jeder Stoß birgt dem Radler Gefahr für alles. Einmal stieß der Stoß meine Lenkertasche mit dem Liebsten, was ich mitnehme aus der Halterung auf einer 100 Meter hohen Brücke. Knapp neben dem Abgrund kam sie zu liegen. Ich habe dann die Stöße zu Fuß überquert.
Ich sah auch andere Wanderradler in der Hölle des mächtigen Winds, des LKW-Verkehrs und der herausstehenden Stöße mit den Brücken kämpfen. Auch sie gingen zu Fuß.
Überhaupt sah ich an der Südküste den einen oder anderen Radwanderer. Im Norden gar keinen.
Die landschaftlich schöne, aber technisch grauenhafte Straße hatte erst am Abzweig nach Eraclea Minoa für mich ein Ende.
Eraclea Minoa
Wind - Wind - Wind
Kurz gesagt hatte ich heftigen Wind von vorn und das Meer toste. Auch einmal ein sehenswerter Zustand.
Ansonsten kann man sich Eraclea Minoa sparen.
Die Stätten enttäuschen. Guckt lieber Selinunte und Agrigento.
Allerdings gibt es einen riesigen, recht guten Zeltplatz in einer dichten Pineta.
Sie schützte sehr gut vor dem Sturm. Der Service in völliger Alleinlage (das zugehörige Feriendorf war durchweg geschlossen Mitte Mai) war prima und dabei günstig. Ich möchte dort allerdings nicht zur Saison mit 2000 Italienern (nur das Camping) logieren. Der Platz ist auch Treffpunkt der deutschen Frührentner-aber-noch-fit-Szene
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Wind
Bei heftigem Gegenwind fuhr ich von Eraclea Minoa auf kleiner Begleitstraße der Sud-Occidentale Sicula nach Porto Empedocle. Meter für Meter wollten erkämpft werden.
Zum Mittag fuhr ich in ein Oasi (Landschaftsschutzgebiet) bei Torre Salsa ein, vielmehr versuchte es. Ich konnte kaum das Rad schieben, so heftig zog der Wind durch die Klippen. Der Wind drückte meine Nase zu. Nirgendwo konnte ich das Rad hinstellen. Überall Wind. Als ich mich auf Steine setzen wollte, ging es nicht, weil der Wind messerscharfe Rillen in die Steine geschliffen hatte in den Jahrtausenden. Aber die Gegend ist eine schöne.
Einen angeschriebenen Pass überquerte ich: die Sella Omomorto. Im Gegensatz zum Großraum Trapani geht es hier aber dauernd rauf und runter.
Porto Empedocle
Ab Siculiana nahm ich wieder die Schnellstraße bis Porto Empedocle. Es war mir egal.
Porto Empedocle als Hafen und Industriegebiet Agrigentos hat einen sehr eigenen morbiden Touch. Das 20. Jahrhundert in all seinen Verfallserscheinungen überwiegt.
Der Straßenzustand ist stellenweise bedenklich.. Die Uferstraße, die die Stadt erschließt (während die SS115 als Schnellstraße durchgestelzt wird und über ein autobahnähnliches Konstrukt nach Agrigento verläuft) mündet in einen für Radfahrer überaus gefährlichen dunklen Steigungstunnel mit dem die Klippen auf die Uferterrasse überwunden werden. Alternativ muß man sich über böse Steigungen durch die Stadt auf die Klippen quälen.
Als Quartier für 2 Tage hatte ich den angeschriebenen Zeltplatz im Westen der Stadt kurz nach der Abfahrt von der SS115 bestimmt.
Er liegt denn auch direkt an der Schnellstraße, dazu mitten in Wohngebieten. Die Bevölkerung durchquert die Zelt'wiese'.
Wahrscheinlich liegt es daran, daß er so heruntergekommen ist. Ich war der einzige sichtbare Gast. Warmwasser war abgestellt und es war kühl. Aber die Leute waren wie in ganz Porto Empedocle trotz dieser gewissen Morbidität sehr sehr nett.
Ihr solltet diesen Platz nicht nehmen. Bei San Leone im Osten Agrigentos gibt es bessere.
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