Kilometertabelle:
Trapani - Marsala - Mazara - Campobello - Selinunte 100 km
Selinunte 17 km
Wind
Aus Trapani herauszufinden ist allenthalben schwerer als hinein - wie so oft.
Für die neue Fahrtrichtung nach Südost wollte ich nicht sofort die Sud-Occidentale Sicula SS115 beanspruchen - sie führt als Gewerbe-Erschließungsstraße verkehrsstark durchs flache Küstenvorland. Vielmehr nahm ich die Straße entlang der Trapanisischen Salinen SP21 Richtung Salina Grande.
Dort gibt es sogar einen Radweg, der aber kaum unterhalten und im wesentlichen zugewachsen ist. Die Straße ist stark befahren und der Radstreifen hinter Stahlplanken zugebaut.
Es geht an den Windmühlen der Salina Grande vorbei, die die Gefahren der kommenden Etappen vergegenständlichen: Wind!
Er kommt gleich bei der Inselspitze von vorn (aus Südost) und ich musste die Holzsandalen schon ganz schön treten, um noch vorwärts zu kommen.
Der Wind blies den ganzen Tag heftig, ja stark - ich kämpfte.
In den folgenden Tagen wurde der Wind zum Sturm, immer von vorn. Das Meer tobte.
An einem Tag kam ich nur noch 40 km weit. Das Wetter war teils mies. Mein einziger Regentag in Sizilien.
Bald erfuhr ich, daß dieser Wind hier immer ist, einmal fand ich ihn sogar in Stein geschliffen.
Deshalb also Windmühlen. Man findet übrigens in den küstennahen Bergen hier jede Menge Windmühlen, die Strom mahlen und dafür Geld bekommen wie bei uns auch
Ich möchte also darauf hinweisen, daß meine Stoßrichtung von Nordwest nach Südost an dieser Stelle den Naturgewalten zuwider läuft. Gescheiter ist es, man kommt aus Richtung Siracusa, dann wird der Wind zum Rückenwind.
Nun ist die Südküste Siziliens nicht grade der Aufreger für die unterhaltungssüchtige Radelmafia - ihr könnt euch das auch ganz sparen. Es gibt zu sehen ganz ausgezeichnete Stätten der Alten, siehe nebenstehend, interessante, wenig tourifizierte Städte und ich fand die Landschaft mit den großen Plantagen und Weingärten auch sehr gut. Aber eben nicht so der Bringer wie die höchste Mega-Monster-Superbahn Europas im Parkgelände der Familien.
Überlegt euch, was ihr an der Südküste Siziliens wollt und wählt die passende Fahrrichtung.
Kurz vor meiner Evidenz an diesem Ort wurde an anderer Stelle der Südküste übrigens eine deutsche Studentin von rasenden Hunden zerrissen, nur zu eurer Belehrung. Sie überlebte knapp (Quelle: Zeitung).
Im weiteren übrigen habe ich dann erfahren, daß hier das Wetter oft schlecht ist, während es an der Nordküste sehr stabil sonnig war. Bei Agrigento noch vor der Hundeküste brach ich plangemäß die Küstenbefahrung ab - der Wind war sofort nach dem Abzweig ins Landesinnere wie weggeblasen.
Zurück zu unserer Tour:
Das Salinenleben ist recht sehenswert. Man erreicht dann den Stagnone, die Lagune von Mozia, mit tollen Ausblicken aufs aquamarinblaue Meer und die eolischen Inseln.
Auf Marsala hatte ich trotz noch schönster Sonne windeshalber keinen Bock mehr und radelte schnell hindurch. Man beachte die durch den Wind völlig vertrockenen Palmen am Lungomare, ein Motiv, das sich durchgehend an der Südküste Siziliens finden läßt. Und mir ging es auch nicht besser.
In Marsala mündet die über die meiste Strecke doch ruhige Küstenstraße SP21 in die Sud-Occidentale SS115 - und dann geht es ab. Ein richtige Landstraßen-Katastrophe mit ewigen Geraden, einem unablässig brausenden und hupenden Verkehrsstrom, vornehmlich Güterverkehr, da es hier keine Autobahn gibt, bzw. noch schlimmer, die SS115 ist der Autobahnzubringer. Dies alles bei bösem Gegenwind und teilweise üblem Fahrbahnzustand.
Man sollte diese Straße hier unbedingt meiden, es geht aber nur mit Gemütlichkeit und oder GPS, da es hier nur kleine Nebenwege im Zickzackkurs gibt.
Bei Mazara endet man dann in einem Schnellstraßenausbau mit Höllen-LKW-Verkehr: dort beginnt ein Seitenarm der Nordküstenautobahn. Man kann sich grade so Richtung Stadt retten und peripher der Sud-Occidentale folgen, die als schmale, recht ruhige Straße neben der Autostrada Richtung Campobello führt.
Dort biege man von der SS115 ab und durchquere die Provinzstadt Richtung Selinunte, welches durch sanfte Hügel bald erreicht ist.
Die SS115 ist zwischen Trapani und Mazara für Radfahrer ungenießbar und ihr solltet euch drum kümmern, wo ihr fahrt.
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Selinunte
Eine Fundstätte der Alten.
Spannender, als es geschrieben aussehen mag.
Eine komplette Stadt, so groß wie die, in der ich wohne, gebaut vor zweieinhalbtausend Jahren und schon einige Zeit kaputt. Mittlerweile sind zweieinhalb Häuschen wieder aufgerichtet.
Schaut einfach die Bilder,
Es ist die größte archäologische Stätte Siziliens, aber sehr abseits in wunderschöner Heidelandschaft am Meer gelegen, in der Nähe ist nur ein Feriendorf.
Das bedeutet sehr wenige Touristen auf dem viele Hektar großen, geschlossenen Gelände. Den halben Tag hatte ichs für mich.
Allerdings ist der archäologische Park auch sehr wenig von Einrichtungen durchzogen: das bedeutet Durst in sengender Hitze, aber man darf auch mal zwischen die Steine pinkeln wenn das Klo 3 Kilometer weiter ist und womöglich Urlaub hat.
Die Reste sind wirklich beeindruckend und der gesamte riesige Park in seiner landschaftlichen Naturgestaltung auch wunderschön.
Selinunte: Wenn ihr auf Steine könnt, solltet ihr es gucken!
Zeitbedarf: mindestens 1/2 Tag.
Bei Selinunte gibt es auch einen tollen Naturstrand kilometerlang und leer (im Mai) - das ist die Riserva Naturale Foce del Belice östlich von Selinunte-Marinella.
Es gibt einen bewirtschafteten und einen großen unbewirtschafteten Teil - beide wirklich traumhaft.
Hinter dem unbewirtschaften Teil wird auf leicht verfallenden Stegen das kleine Naturschutzgebiet erschlossen, das in regionaltypischer Weise mit zivilen Versatzstücken verschönert wird.
Leider nahm Selinunte, wo ich meinen nächsten Nacktbadetag zu verbringen gedachte, voll an der Südküsten-Wetterkatastrophe teil.
Der Wermutstropfen am Ganzen ist die örtliche Gastronomie:
Sie ist wegen der Tempeltouristen und der Feriensiedlungen teuer, das Gebotene mitunter mangelhaft.
Vorm beanspruchten Campingplatz Athena (nach dem Tempelnachbau in Beton der angeschlossenen Gastwirtschaft) kann man nur warnen - es ist ein Womo-Stellplatz mit 2, 3 Hundeplätzen für Zelte. Stand im krassen Gegensatz zur herrlichen weiträumigen Landschaft, in der man hätte zelten können. Die Anlagen waren vergammelt. Der Preis war mit 15,- € pro Tag dafür zu hoch. Ernst genommen werden dort aber nur Womo-Karawanen, die ein ganz anderes Geld bringen. Ich fand mich in Gesellschaft einer dutzende Fahrzeuge umfassenden französichen Veranstaltung mit busgroßen Mobilen, die 2 Personen kutschierten, nebst neofeudalen Attitüden, wie sie nur noch in Frankreich gedeihen.
Ortsauswärts kurz vor dem auffäligen Athena-Platz kommt ein 2. Campeggio, dem ich ein besseres Preis-Leistungsverhältnis einräume.
Fand allerdings den Dorfladen in Marinella bestrickend und dabei noch günstig - wo ich sonst als Einzelkonsument von den Hökerinnen eher grimmig abgehandelt werde, bietet sich mir dort gleich mehrfach Sortiment, Beratung und ein Lächeln.
Strände und Stätte - Selinunte bietet vom Besten Siziliens.
Zu den Selinunte-Bildern hier ein brauchbares Link:
www.selinunte.net
Noch ein bescheidener Hinweis:
Die Bilder von den Säulen sind schön - wenn ihr sie auf eure Webseite drauftut, bitte meldet euch - ihr kriegt eine Lizenz.
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