Kilometertabelle:
Chalôns-en-Champagne - Ay - Trélou Château-Thierry - Charly-sur-Marne La-Ferté-sous-Jouarre (Île de France) 120 km
Teilstrecke siehe Kilometertabelle auf voriger Seite
Vallé d'Ornain - Vallé de la Marne
Vom Département Meuse kommend (Lorraine) verließen wir bei Revigny-sur-Ornain den Canal de la Marne au Rhin auf Nimmerwiedersehen. Adé Canal!
Der mündet nämlich bei Vitry-le-François in die Marne, genauer gesagt in den Marne-Seitenkanal Canal latéral de la Marne. Es ist jedoch ungünstig weiter seiner Strecke zu folgen - es geht nur über eine verkehrsreiche Hauptstraße - vielleicht wird irgendwannmal der Treidelweg in ein Voie verte ausgebaut. Geplant ist es.
Auf kleinen Wegen geht die Route des Radreisewiki vielmehr an einem Nebenfluß und dann überwindet sie steigungsreich auf fast unbefahrener Strecke die Hügel rechts der Marne.
Man sollte ein wenig Kampfeslust mitbringen - für Genießer ist der Weg nur mit einigen fußläufigen Anstiegen zu gebrauchen. Abweichend vom beschriebenen Streckenvorschlag besuchte ich noch den Ort Heiltz-le-Maurupt - der Weg bleibt sich in etwa gleich.
Kennzeichnend für diesen Abschnitt bis ins Marnetal ist die Abgeschiedenheit der Örtlichkeiten - es gibt hier wirklich noch nichtmal 'n Glas Wasser. Bedenkt es, wenn ihr einreist (wenn man sich vor Ort schlau macht, bekommt man dann doch allerhand, aber nicht so und dort, wo man es bräuchte).
Wer den Canal de la Marne au Rhin übrigens doch noch 'ganz' machen möchte, kann von Heiltz-le-Maurupt auf einer kleinen Straße nach Vitry-le-François fahren und dort nach Norden die Marne-Route beginnen (auf Landstraße). Den Kanal sieht man erst an der Mündung in den Canal latéral de la Marne wieder.
In Saint-Amand-sur-Fion nach beschwerlichen Bergtouren in mangelhaft beschilderten Weilern, auf denen die herumlungernde Dorfjugend die Wegweisung darstellt, erreichen wir schließlich den Straßenzug, der uns bis Chalôns-en-Champagne bringen wird: die D60. Es geht immer auf halber Höhe des Marnetals entlang. In La-Chaussée-sur-Marne eine kleine Kalamität Richtung Omey: die Départementsstraße spuckt uns aufgrund der immer beliebten Einbahnstraßen-Labyrinthe in den Käffern auf einmal auf der N4-Schnellstraße aus. Der rechte Weg liegt aber am westlichen Ortsrand Richtung Fluss, mangelhaft angeschrieben.
Ähnliche Ausleitungen in den Folgedörfern wissen wir nun zu interpretieren
In Chalôns-en-Champagne, einer eher langweiligen Mittelstadt, sticht das Großcamping heraus, in dem ihr mit sätlichen Nebeneffekten betimmt Anschluß an alle zeitgleich auf Achse befindlichen Radelfreunde bekommt. Die Marne ist eine der Rennstrecken für nationalübergreifendes Genußradeln.
Aus der verkehrsgefluteten Stadt gehts auf der D1 Richtung Montagne de Reims (Weinbaugebiete).
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Route de Champagne
Mit Überschreiten des Canal de l'Aisle à la Marne bei Condé-sur-Marne tauchen bald die ersten Weinberge auf und man findet sich auf der als Traumstraße des beschwingten Glücks gepriesenen Champagner-Weinstraße wieder.
Tatsächlich umschmeichelt liebliches Weinlaub neben beinharten Steigungen im Gegenwind des Radlers Waden, aber Vorsicht: So duftig und luxuriös die Vollräusche in herrschaftlichen Gebäuden (alle ziemlich neueren Datums) verkauft werden, die Sitten auf der von zahlreichen Fehlstellen durchlöcherten Alkpiste sind rauh - nirgendwo in Frankreich wird so gnadenlos gebrettert wie hier (an der Côte d'Azur war ich noch nicht) und allfällig am Rande der Landstraße darbende Velofahrer so brutal und standesbewußt in die Gülle geschickt. Seht euch vor im Traumland des schnellen Trunkes!
Die Route de Champagne unterhält uns immerhin nicht nur mit wachrüttelnden Flickbelägen, sondern auch mit der Eigenart, hoch in die Spitzenlagen des Perlweins aufzufahren, um sofort danach wieder in die Niederungen des Marnetals abzuschießen, usf.
Demgemäß erfreuliche Panoramen. Daß ein Logis hier den einen oder anderen Taler mehr erfordert, als man womöglich grade einstecken hat, erübrigt sich zu betonen.
Wir kommen an Épernay (Moët & Chandon) am gegenüberliegenden Marneufer vorbei und unter Hautvillers (Dom Perignon, gleicher Konzern) durch. Wer vorbeischauen will, wird nicht gehindert. Wenn alle Marken abgeradelt sind, geht die D1 - Route de Champagne bei Dormans (gegenüberliegendes Marneufer) nahtlos in die Route de Champagne, Dpt. Aisne (Picardie) über. Wir bekommen dort zwar keine einheitliche Straßennummer mehr zugeteilt, aber es geht doch wieder nur geradeaus am Talrand entlang.
Picardie: Route de Champagne - Vallée de la Marne
Das lebhafte Ackerstädtchen Château-Thierry bietet Möglichkeiten zu Einkehr und Besorgungen, daneben auch zum Logieren.
Die Weinstrasse zieht sich noch eine ganze Weile dahin. Nach Charly-sur-Marne, das wir auf einem sehr lustigen lustigen Rundkurs umfahren (damit die Stadt verkehrsfrei bleibt), eine beherzte Steigung - eine Flussschlinge wird abgekürzt. Die Picardie ist schon wieder aus - wir haben die Île de France erreicht, die französische Zentralregion der Hauptstadt (Département Seine-et-Marne). Das gleiche Spiel bald nochmal durch ein still-romantisches Dorf (Saâcy-sur-Marne) danach in stille Flussniederungen herab und noch eine, diesmal wirklich ernste Marneschlaufendurchstechung der Landstraße. Unangenehmes Verkehrsgerenne stösst uns darauf, daß wir nun in die nächste Landstadt, la-Ferté-sous-Jouarre einlaufen, ein herbes graues Ensemble, von nervösen Menschen bevolkt, das die Nähe zur Pariser Agglomération bereits ahnen läßt.
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