Kilometertabelle:
La-Ferté-sous-Jouarre - Meaux - Charny/Messy Canal de l'Ourcq - Pantin - Paris/Bastille Paris / Porte de Bercy - Alfortville - Choisy-le-Roi Villeneuve-St-Georges - Montgeron Forêt-de-Sénard - Corbeil-Essonnes Saintry-sur-Seine 113 km
Saintry-sur-Seine - Mélun Champagne-sur-Seine - Montereau-fault-Yonne Bourgogne: Vinneuf - Sens - Parron - Villeneuf Joillet - Migennes 148 km
Teilstrecke in voriger Kilometertabelle enthalten (bis La-Ferté)
Teilstrecke auf nächster Seite beschrieben (ab Région Bourgogne)
Vallée de la Marne
In La-Ferté-sous-Jouarre Übernachtung auf dem alternativen Jugendzeltplatz an der Marne (keine Beschilderung, da Motortouristen nicht erwünscht sind - Annahme von Fernradlern). Die Möglichkeiten und Einrichtungen des Platzes entsprechen einer Jugendeinrichtung französischen Standards. Gleichwohl ruhig gelegen - soweit die Zwerge keine Parties veranstalten bis 3 Uhr früh. Der zugehörige große Touristenzeltplatz liegt ganz woanders auf dem Berg im Ortsteil Bondons (auch Schloß) und ist ebenfalls mangelhaft angeschrieben.
Von La-Ferté auf der Straße D3 einsam und abgeschieden ein Stück der Marne entlang bis Changis, dort den Fluss überqueren nach St-Jean-les-deux-Jumeaux.
Dort das Problem erkennen: Eine gnadenlose ehemalige Nationalschnellstraße (Ex-N3) führt weiter Richtung Meaux; die Möglichkeit, den grausigen Schwerverkehr auszublenden, geht auf Schleichwegen über einen Berg, den die heruntergestufte Nationalstraße immerhin tief schneidet.
Das Berggewinde hier beschrieben: Radreisewiki.
Da ich schon etwas hinter der Zeit war und keinen halben Tag mehr in den Marnebergen werken konnte, probierte ich kurz entschlossen die D603 (= Ex-N3) ab
St-Jean-les-deux-Jumeaux nach Trilport. Die Schnellstraße steigt zunächst 2-streifig ohne Randspur in den Berg. Der Schwerverkehr donnert zum Entzücken der Teilnehmer auf der Überholspur am Kampfradler vorbei. Weiter oben am Hang eine Art erweitertes Bankett mit Notweg. So konnte der Aufstieg gelingen. In der Abfahrt der hier kilometerweit schnurgerade geführten Route impériale benutzte ich dann ebenfalls den gekiesten Notweg im Grünstreifen - bestimmt nichts für elegantes Velotouren der belle figure, aber angesichts der gnadenlos das Gefälle zur Marne runterdreschenden LKW doch günstig. Vor dem Ort Trilport dann die Einleitung des Unmotorisierten in einen Radweg - wie er ausgestaltet ist, läßt sich am beigestellten Bilderreigen erkennen. Also eher ein Wanderweg für schiebende Radbewegung. Im Laufe des Vororts steigert sich der Radweg an der Avenue de Verdun allmählich in eine fahrbare Dimension.
Sollt ihr also dort radeln?
Ja, es geht, wenn man ein wenig furchtlos ist und freiwillig dem rasenden Verkehr Platz macht. Die Zeitersparnis kurz vor dem großen Ziel ists wert.
Alternative für Genießer mit 2 Wochen Urlaub:
Die betreffende Marne-Schleife, die die Ex-N3 durchschneidet, voll ausfahren und in Paris ein Logis buchen.
Meaux
In der Stadt die ewig lange Nationalstraße (D603) ins Zentrum. Dort sind auch die Radspuren zu Ende und man muß in den Verkehr. Am Bahnhof weiter Richtung Paris / 'Autoroute' (ja). Auf der ansteigenden schmalen Stadtschnellschneise ohne Randzone ist das Radfahren sehr unschön. Es gibt einen nutzbaren Gehweg, von dem kommt man aber nicht auf die ohne irgendeinen Wegweiser leicht zu übersehende, in Spuren hineingequetschte Abzweigung nach Villenoy. Hat man es geschafft, geht es auf kleinen Straßen über Vignely und Trilbardou nach Charny, Messy. Im nächsten Kaff Gressy kommt dann ein innerörtlicher Weg an den Canal de l'Ourcq. Dieser Weg entspricht der Anleitung des Radreisewiki.
Nachteil ist das eher schwierige Nadelöhr nach Villenoy. Ich empfehle diesen Weg trotzdem.
Ich selbst irrte der gnadenlosen Ausfallstraße durch den Ortsteil Chaussée de Paris hinterher - 4-spuriges französiches Verkehrsgemalme aus der engen Stadt auf die Autobahn. Als Radtourist kann und sollte man auf dieser für alte Nationalstraßen typischen Verkehrsschneise direkt zwischen Häusern nicht fahren. Es gibt einen Gehweg, Fußgänger aber eigentlich nicht. Dort kann man schieben. Ortsauswärts existiert ein Bankett. Über Ampeln, die Hauptverkehrstraßen bedienen, gelangt man an die Autobahnanschlußstelle in Form eines Großkreisels. Auf der neu angelegten Straße ist Radeln wegen der guten Übersicht und weitem Fahrbahnprofil möglich und legal - keine Radspur!
Geradeaus durch auf die nun wieder als N3 klassifizierte Überlandstraße. An einer Gewerbeecke zweigt eine kleine Straße nach Chauconin-Neufmontiers ab. Von diesem Augenblick herrscht dann angenehme Ruhe auf völlig verkehrsfreien kleinen Sträßchen durch die Felder nach Villeroy, Charny, Messy, Gressy am Canal de l'Ourcq - wie oben.
Auf diesem Weg durch die Hügel der Haute-Brie westlich von Meaux stieß ich auf die Grande Tombe de Villeroy (an der Landstraße nach Chauconin), deren Geschichte ich in der Bildseite dazu vermerkt habe.
Die westliche Ortsausfahrt Meaux ist die übelste Stelle der gesamten Westanfahrt auf Paris - schlimmer wirds nimmer! Es dauert im Idealfall jedoch nur wenige Minuten, bis man die gefährliche Verkehrshölle hinter sich gelassen hat und sich inmitten von Feldern wiederfindet.
Canal de l'Ourq - Agglo Paris
In der Ortsmitte Gressy, bereits ganz in der Nähe des Aéroport Charles de Gaulle den 'Chemin des Carosses' nach Süden abbiegen, das ist die einzige Verbindung zum Kanal. Für Nichtbesitzer einer GPS-Einrichtung gibts im Ort eine verblichene Orientierungstafel. Am Kanal etwas schwierige Wegaufnahme, da die nun endlich bald einsetzende Piste cyclable (der Kanal selbst geht schon weit nordöstlich von Meaux los - man fährt sogar mehrfach drüber, nur ist der Treidelweg an und für sich gesperrt) erst nach der nächsten Landstraße D212 losgeht (verkehrsreiche Hauptstraße der Ringe um Paris). Das Stück vom Ort bis zur Kanalbrücke der D212 ist aber durchaus fahrbar (Wirtschaftsweg, nicht am Ufer). Ihr könnt den Anfang der superschnellen folgenden Rennpiste natürlich auch direkt über die Départementsstraße ansteuern.
Buntes Kampfradlervolk, was völlig atemlos an der Barriere umdreht, weist schon auf den Charakter der nun folgenden schnurgeraden Kilometer am Kanal hin. Ihr könnts mal in aller Gemütlichkeit schießen lassen. Schon in Villeparisis, der ersten Stadtstation des Canal de l'Ourq in der Banlieue von Paris, ist es mit dem Radeltraum vorbei. Der Kanal schwenkt nun in einen langen, tiefen Hügeleinschnitt, der Radweg ist grotesk in den Abhang hineindrapiert mit alpinen Steigungen, und der gefräste Belag des ersten Abschnitts ist längst einem durchwurzelten öffentlichen Asphalt gewichen, der Felgen biegt. Erste Warnschilder mit Geschwindigkeitsmeldungen. Die Strecke, nun vom ehemaligen Chemin de Halage ganz losgelöst, führt dann durch den bewaldeten Hügeldurchstich von Villeparisis und Sevran in einen Parc de la Poudrerie (Park der Pulverfabrik - die gab es da wirklich, eine der größten: die Poudrerie impériale de Sevran). Dieser Weg ist keine Rennstrecke. Im Park eine lange Allee. Beschilderung ist inkonstistent, so lala. Richtung stets West.
Nach Verlassen des Parks Wiederanfahrt des Radwegs ans Kanalufer. Nun sind neben Geschwindigkeitswarnungen für Radler sowie Spurverschwenkungen auch Stoppschwellen (Rallentisseure) in die Fahrbahn eingebaut, die ganz schön in die Felgen eines beladenen Rads krachen. Die künstliche Verlangsamung richtet sich gegen die zahlreichen Kampfradler, die auf die Strecke draußen vor Villeparisis zurückgehalten werden sollen. Das Ufer des Canal de l'Ourcq ist bei schönem Wetter stark besucht von Spaziergängern - in den Vorstädten gibts wenig grüne Ausflugspunkte.
Ab Livry ist der Kanal für Europaschiffe aufgebohrt - nun gewinnt die suburbane Industrielandschaft von Paris die Perspektive. Riesige Bahnanlagen, Verladeplätze und grau-rostige Hallen jeder Art. Bald wird der Nordostknoten des äußeren Pariser Rings (Autoroute) gequert. Das Auge erfreut sich in dieser inneren Agglo der lustigen Bilderreigen, die fleißige Hände quadratkilometerweit an die Schuppen und Mauern gepinselt haben. Schließlich inmitten von Großbaustellen Einfahrt in eine saturiertere städtische Zone: die Ville de Pantin.
Leider war der Kanal im Sommer 2011 wegen einer Großbaustelle vor der Querung der Periphérique in die Ville de Paris voll gesperrt. Diese Sperre brachte mir einige Mühe ein, die folgende, eigentlich kurze Strecke zum 1. Urban-Punkt am Bassin de la Villette zurückzulegen. Als routinierter Kraftfahrbesucher von Paris bewältigte ich dann das Stück bis zur Porte de Pantin doch ganz behende. Stark innerstädtische Verkehrsituaion ohne Radwege oder Radsignalisation.
Beschreibung der Kanalstrecke im Radreisewiki.
|
Ville de Paris
Diese glänzt im Gegensatz zur Vorstadt mit einem hervorragenden neuen, verkehrlich voll abgetrennten Radwegenetz, das auch noch wirklich exzellent signalisiert ist. Ganz Deutschland hat so einen Luxus nicht.
Man kann es aber keinesfalls zum Maßstab machen, was ganz Frankreich angeht. In anderen Städten in zentralfranzösischer Lage muß man schon um einen holprigen Weg am Bürgersteig dankbar sein.
Während der Autoverkehr gnadenlos im Stau steht, kommt der eilig die Stadt durchmessende Radler rechts mit eigener grüner Welle flitzeschnell durch die Radfurten bzw. über die velo-freigegebenen Busstreifen. Alle Mühsal der vergangenen 600 Kilometer fällt ab, und wie von selbst zieht euch die Stadt an die gewünschten Punkte. Begeisternd!
Angesichts eurer Paris-Tour werdet ihr nun kulturell wertvolle Betätigungen beginnen oder gastronomische Erlebnisse in den Bars der Ecken haben. Ihr werdet das sauer dem Westwind abgetrotzte Ziel also ein wenig feiern.
Ich in meiner Armut hatte dagegen beschlossen, den Moloch einfach nur zügig zu durchfließen und die Biege zu machen Richtung Germanien. Mein Weg führte vom Bassin de la Villette (Place de la Bataille de Stalingrad), in das der Canal de l'Ourcq zum weiteren Fortkommen mündet, am Canal St-Martin durch das östliche Paris XIX., X. und XI. zur Place de la Bastille. Dieser schmale Kanal mitten durch die Bebauung, von Geschäftsstraßen gesäumt, wurde im 19. Jhd. teilweise tiefgelegt und verdohlt, so daß darüber neue Dinge möglich wurden, wie die Place de la Bastille etwa.
Es geht sehr sehr flott vorwärts, nur auf geschützten Radstreifen mit bester Beschilderung. Radverkehr gibt es eigentlich kaum dort. Das ganze Netz ist eher ein Alibi (für die Mieträder, die überall herumstehen). Die klassische urbane Fortbewegungsmöglichkeit ist für den autofreien Nutzer eben die Métro.
An der Bastille taucht südlich, neben der Opéra de la Bastille der Canal St-Martin wieder aus der Tiefe hervor. Als Bassin d'Arsénal dient er hier als Pariser Port de Plaisance (Yachthafen) der Seine, die er über eine Schleuse erreicht.
Auch wir erreichen die Seine im südöstlichen Paris (XII., XIII.). Nun, wenn wir nach Süden raus wollen, entlässt uns das innerstädtische Radelnetz in ein Geflicke von Boulevards mit und ohne Radstreifen.
Ich wählte mal das linke, südwestliche Seine-Ufer - es gibt dort keinen durchgehenden Radweg. Eine Abfolge von Gewerbe, Hafenanlagen, aufgelassenen Flächen, Brückenzufahrten und ersten Abschnitten einer neuen Uferanlage, der Plage du Batofar (keine Velowege bisher). Auf der Uferstraße (Hauptverkehrsweg) ein Schutzstreifen. Er hört an der Stadtgrenze zu Ivry-sur-Seine auf.
Seine Départements Val de Marne / Essonne
In Ivry muß man sich durch den nach Süden fließenden Verkehr flicken. Wie schön waren die voll signalisierten Velospuren in der Innenstadt mit grüner Radelwelle und allem.
Ihr solltet hier vor allem mitnehmen, daß es an der Seine von Paris südwärts zunächst keinen durchgehenden Radpromenadenweg gibt.
Direkt an der Marne-Mündung bei Ivry überquerte ich dann die Autobrücke der Seine nach Alfortville. Auf dem rechten, östlichen Ufer der Seine gibt es einen ganz gut nutzbaren Uferradweg eher städtischen Charakters. Dieser geht mit Unterbrechungen bis Villeneuve-Saint-Georges durch. In Choisy-le-Roi endet er in einer Anlage. Anschließend auf der ufernahen Straße weiter. Radspuren waren teils in Bau. In Villeneuve den Uferweg wiederaufnehmen, am Bahnhof 4x ums Eck - dann kommt man auf die Zufahrtsstraße nach Montgeron (D50). Die verlockende, parallele N6-Schnellstraße ist mit riesigen Schildern für Radbenutzung gesperrt.
Dieser suburbane Seine-Uferweg hat keine durchgehende Signalisation, man teilt ihn sich mit vielen Fußgängern, teils ist er für Rad gesperrt und er besitzt viele merkwürdige Brüche und tote Enden. Er versteht sich nicht als touristische Strecke, sondern als städtischer Weg vom und zum Wasser.
Wir kürzen nun eine Seineschleife über Montgeron und den Forêt de Sénart ab. Man könnte mit ausgezeichnetem Kartenmaterial bestimmt auch auf ufernahen Wegen vorwärts kommen, es gibt aber dort großteils nur unverbundene, mangelhafte Wege. An Autostraßen mangelt es auch. Die Route durch den großen Forst bei Montgeron ist dagegen eine angenehme Abwechslung von den tosenden Schrecken der Agglomération, zudem durch seine langen, teilweise beschilderten Alleen recht einfach zu manövrieren, wenn man aufpasst.
Montgeron bietet Versorgungs- und auch Rastmöglichkeiten, z.B. in der großen, südwestlich der Hauptgeschäftsstraße gelegenen Anlage Avenue de la Grange.
Diese Anlage bis zum äußersten südlichen Ende durchfahren - der Eingang in den Forêt de Sénart. Man unterquert die N6 und gelangt dann an die Carrefour de Montgeron, der Verteilstern in die Wälder mit Übersichtstafel.
Durch den Forst gibt es verschiedene Wege zur Seine zurück. Da nicht alle Ziele konsequent durchgeschildert sind, empfiehlt es sich, im Zweifel einen Kompaß oder GPS-Schachtel zu fragen. Ich wählte einen Weg nach Soisy-sur-Seine, wo die Uferstraße auf kleinen übersichtlichen Nebenwegen erreicht wird.
Der Gesamtraum Paris ist damit im Großen und Ganzen bewältigt.
Ich machte in Saintry-sur-Seine Station.
Der dortige Wohnwagenplatz hauptsächlich für Monteure eignet sich nicht zum Zelten. Ihr solltet noch etwas weiter aus dem Raum Paris herausfahren, wenn ihr Zelten wollt - Zimmer gibt's überall. U.a. zwischen Melun und Fontainebleau gibt es bessere Zeltplätze.
Seine Département Seine-et-Marne
Auf kleinen angenehmen Straßen geht es von Saintry-sur-Seine über Seine-Port weiter Richtung Melun. Die Gegend zählt zu den besseren - es hat Auswirkung auf die Fahrweise der Verkehrsnutzer: sie ist gemäßigt und radfahrerfreundlich. An einer Stelle fand ich im Walde sogar den Luxus eines eigenen befestigten Radwegs neben der Straße vor, mit Beleuchtungselementen. Etwas auch für den Raum Paris sonst kaum Gebotenes. In beschwingter Weise rollen wir in die Stadt Melun ein, die angenehmen Kleinstadtcharakter aufweist. Interessante Gefängnisinsel in der Seine.
Auch der weitere Weg Richtung Montereau-fault-Yonne verläuft auf schönen kleinen Straßen direkt am Fluß. Nun überall wieder Idylle mit schönen Rastmöglichkeiten und in den Orten beste Versorgung.
Die Stadt an der Mündung der Yonne ist rasch erreicht. Hier Weiterfahrt am rechten Seine-Ufer (Norden) nach Saint-Germain-Laval. Dort abbiegen Richtung Haute-Seine/Châtenay-sur-Seine. Auf dieser Straße D18 ein kleiner Abzweig Richtung Marolles. Man durchquert die Auen, zunächst Alte Seine, dann den Seitenkanal. Im Ort muß etwas gesucht und gefummelt werden nach Barbey.
Wir sind nun im Tal der Yonne eingefädelt, wo uns die Straße D29, bald D23 nach Sens bringen wird.
Ein neuer Fluß, eine neue Region - wir haben die Île de France verlassen und die Région Bourgogne erreicht.
|