Kilometertabelle:
Bern - Schwarzenburg - Schwarzsee - Euschelspass 57 km
Euschelspass - Jaun - Abländschen - Saanen - Gsteig - Col de Sénin - Conthey 79 km
Teilstrecke in nächster Etappe beschrieben.
Schwarzenburger Land - Euschels
Aus Bern fuhr ich von erwartungsvollem Sonnenschein begleitet über Könitz Richtung Schwarzwasser / Sense.
Die kleine Regionalstrasse führt entlang eines antiken Bähnli und nach einigen Kilometern geht es zunehmend steigend ins Gebirge Richtung Schwarzenburg / Guggisberg.
Die Berner Voralpen werden nach Schwarzsee deutlich prägnanter, und bei Guggisberg, wo wir Richtung Plaffeien / Zollhaus auf kleinen Anliegerstrassen unterwegs sind, sind wir schon ganz von den schönsten Bergen umstellt.
Bald wird unser Zielpunkt im Gebirge am Horizont sichtbar:
Der oberhalb des Strassenendes am Schwarzsee gelegene Übergang ins Jauntal namens Euschels - nur eine unbefestigte Alpstrasse.
Es sieht steil aus von Ferne.
Werden wir es schaffen?
Jedenfalls ist die Gegend an der Grenze zum Freiburger Land, also zur französischsprachigen Schweiz, ganz und gar verkehrsarm und frei von touristischem Tinnef - anders als das Simmental weiter westlich, über das man auf der Veloroute 9 ebenso unseren Zielort Gsteig erreichen kann.
Eher eine Gegend, die die Berner selbst aufsuchen - etwa das Naturschutzgebiet Sensegraben.
Sei also hier empfohlen.
Am Schwarzsee auf 1074 m schon mitten in alpiner Felskulisse zweigt die unbefestigte und unbefahrbare Strasse
zur Oberen Euschels(alp) ab.
Ist als Wanderweg signalisiert und oberhalb des Sees mit über 25 % Steigung auf grobem losen Schutt mit einem stark beladenen Velo kaum noch zu schieben.
Stemmen allenfalls. Überlegte umzudrehen ins Simmental.
Aber das Stemmen erbrachte doch einen zentimeterweisen Streckengewinn, wenn auch Fahrzeuge mit Geländeantrieb mich wiederholt auslachten, wohin ich da stemme.
Aber nach einigen 100 Metern oberhalb des südlichen See-Endes wurde es etwas erträglicher und - ich musste mich wundern - man konnte etliche ältere Herrschaften erkennen, die sich ebenfalls diese rutschige steile Alpstrasse emporgestemmt hatten, dabei sogar einige ohne Gestöcke.
Da konnte ich natürlich nicht schlapp machen und daher glückte meine Routenwahl dann doch.
Deshalb kann ich kräftigen Damen und Herren mit starken Armen zum Erklimmen des Euschelspasses mit Gepäck zuraten, immerhin ist es wirklich schön und ruhig, vor allem das Kommende.
Mit Fahren geht es nicht recht, nur im oberen Teil der Alpstrasse gibt es für Reisevelo fahrbare Passagen.
Die Querung ist aber als MTB-Spass signalisiert. Ohne Ladung dürfte es weniger Probleme geben.
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Nach diesem herben Gebirgs-Einstand haben wir uns ein Warmgetrank in der freundlich bewirtschafteten, ganz und gar ländlich-ungastronomischen oberen Euschels (1550 m) verdient.
Die volle Wahrheit kommt aber erst noch, denn am unmittelbar an die Alp angrenzenden Pass (1567 m) ist der Fahrweg ganz aus, und es gibt nur noch einen zerfurchten Pfad, der bald unbeschiebbar mit groben Feldsteinen befestigt steil über die Weide nach unten führt.
Das Gefährt muss nun möglichst zeitig zerlegt werden, denn die Alm ist voll Scheisse, die bei voller Beladung des Velo umso tiefer in die Fahrwerke einzudringen droht.
Ausserdem sind elektrifizierende Viehzäune zu überwinden.
Aber in gut halbstündiger Arbeit ist das Hab und Gut den Pfad hinabgetragen zum anschliessenden Asphalt, unter den ungläubigen Blicken des landbewirtschaftenden Inhabers der benachbarten Alp Ritzli, was Touristen alles über die Berge schleifen.
An der Viehtränke bei der Ritzli wurden meine Einzel-Güter wieder saubergespült und zu einem schlüssig wirkenden Reiserad zusammengestellt.
Da die Alp auf einem Anschlag grade günstig Zimmer offerierte, wählte ich diesen Ort zum Nachtlager, denn ich hatte eh keine Lust mehr weiter zu fahren.
Dies stellte sich als Glücksfall heraus, denn nicht nur ist die Aussicht auf die Gastlosen im Alpenglühn etwas Schönes, die Wirtschaft bietet für günstiges Geld auch prima hausgemachte Verköstigung und sie ist klein und ruhig aufgrund der abgelegenen Höhenlage.
Höhenwirtschaften empfehle ich ja stets zum Velo-Stopp.
Saanenland-Route / Abländschen - Gastlosen - Grischbachtal
Von der Ritzli-Alp folgt eine luxuriöse Bestabfahrt auf geschliffener Piste nach Jaun (1025 m).
Die herrlich aussichtsreiche Alpstrasse ist so gut wie verkehrsfrei - aufpassen solltet ihr trotzdem.
In Jaun nehmen wir die Strasse zum Jaunpass, von der kurz nach Ortsende die Veloroute 59 nach Abländschen (1300 m) abzweigt.
Wieder gelangen wir so auf einer schmalen, bestens asphaltierten, doch verkehrsfreien Strasse entlang der Gastlosenkette weiter nach Süden.
Die Strasse ist wirklich wunderschön zu befahren, aber wir müssen in alpiner Weise bis auf 1633 m steigen, um über das Grischbachtal nach Saanen abfahren zu können.
Von dieser Strasse sind unterhalb des Dent de Ruth wiederum traumhafte Ausblicke auf unser nächstes Ziel, das Diablerets-Massiv bei Gstaad / Col de Pillon möglich.
Unbedingt lohnend, aber Vorsicht - frei weidendes Vieh in oft ungestümer Bewegung.!
Die Abfahrt ist steil, trotz guter Piste solltet ihr das Tempo drosseln, damit ihr auf der teils feucht gefluteten Fahrbahn nicht abschmiert wie ich :(
In Saanen gehts für Velo beschildert nach Gstaad (sehr scheusslich) und weiter neben der Hauptstrasse auf den Col de Pillon nach Gsteig.
Dort nehmen wir den Wegweiser Richtung Sanetsch auf.
Karten Berner Oberland / Westschweiz
Genau dieselben wie in der vorigen Etappe beschrieben!
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