Kilometertabelle:
siehe vorige Teil-Etappe
Formazza
Die Berggemeinde füllt als von 13 teils winzigen Flecken gebildeter Verbund das gesamte an das Val Antigorio anschließende Formazza-Tal aus.
Am Ende der 7-kurvigen Steilstufe bei Fondovalle (1220 m) beginnt zunächst eine kommode flache Ebene, die bis in den Hauptort Ponte (1280 m) reicht.
Dort, an der wunderlich schönen Centrale idroelletrica di Ponte, beginnt der nächste Aufschwung Richtung Cascata del Toce (1680 m), der von der schmalen kurvigen Straße mit happigen Steigungen und kurz vor der Cascata in 12%igen vollverbauten Kehranlagen überwunden wird.
Ponte bietet dem Radler alles Nötige, aber mehr nicht:
einen Laden mit beschränktem Angebot, eine Trafik, einige Gasthöfe bzw. kleinere Hotels und einen großen Campingplatz (im direkt vorgelagerten Valdo an der Seggiovia), mit allerdings nur beschränkter Zeltmöglichkeit, eher eine Art Feriensiedlung.
Die Einrichtungen des Platzes sind jedoch für den Radfahrer sehr günstig. Großzügige und gut gewartete, beheizte Sanitäranlagen mit fast Schweizer Standard. Die Betreuung war sehr liebenswürdig und familiär, es gab allerdings ausgerechnet im hier offiziell zweisprachigen Gebiet (Walliserdeutsch / Italienisch) Verständigungsprobleme mangels internationaler Sprachkenntnisse. Hauptsache, der Spirit stimmt!
Preislich ist der Platz am unteren Ende des Vertretbaren angesiedelt.
Der etwas höher gelegene Campingplatz bei Brendo ist dagegen aufgrund Lage an der Straße und stark begrenzter Ausstattung zum Zelten ungeeignet.
Ebenso der Platz in Fondovalle am Taleingang.
Ich hatte einen miesen Schlechtwettertag in Ponte erwischt, und so waren im Juli in sämtlichen Etablissements so gut wie alle Plätze leer - soweit überhaupt geöffnet war. Es sollte also auch bei mehr Betrieb kein Problem bereiten, spontan in Formazza unterzukommen.
Cascata del Toce
Dieses unglaubliche Naturwunder wird gehütet von einem großen Omnibusparkplatz oberhalb der Aussichtsstelle sowie drumherum mehreren Wirtschaften mit Schokolade, Kaffee, Kuchen und Wurst. Es gibt auch ein Hotel für den von der Anreise darniederliegenden Naturbeschauer.
Das Wunder selbst spielt nur Mittwoch und Sonntag im Sommer, sonst ist es zugunsten der elektrischen Energieausbeute abgeschaltet. Eigentlich ist es auch im zugeschalteten Modus nicht so der Bringer.
Ich war allerdings Donnerstag gekommen.
Die italienischen Angehörigen sind jedoch mächtig stolz auf ihren höchsten Wasserfall der Alpen. Dementsprechend voll können die Buden rund um den Omnibusparkplatz sein.
Die winzige Straße am Rande des Abfalls kann für einen bergaufkämpfenden Velofahrer und den Ausflugsverkehr dazu ganz schön eng werden. Es gibt nur wenige Ausweichstellen.
Das Edelpanorama auf die Wallis- als auch Tessin-seitigen Gipfelketten des Valle Formazza und Valle Antigorio ist den sowieso unvermeidlichen Anstieg aber allemal wert.
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Vallone del Vannino
Wegen erneuten Hochsommerschnees in den Bergen, der ein Pässeradeln wagemutig und kalt erscheinen ließ, beschloß ich einen Wandertag einzulegen.
Die Standardwanderung von Ponte / Valdo aus geht auf den Lago Vannino.
Wegen Lawinenzerstörungen war der direkte Weg gesperrt - von der Talstraße sah ich, daß die zeitige Umkehr angesichts klaffender Geländeanrisse das Richtige gewesen war.
So musste ich zunächst das Haupttal aufwärts wandern und bei Canza (1419 m) die unbefestigte Alpstraße nach Vannino nehmen. Der Spaziergang geriet hierdurch zur ganztägigen Wanderung, die jedoch vom Wiedereinzug des Sonnenwetters entlohnt wurde.
Das Vallone del Vannino ist ein felsiges Hochgebirgstal, das an Wasserfällen entlang über die teils extrem steile Alppiste erreicht wird - übrigens auch mit MTB ohne Gepäck kaum durchgehend erkletterbar.
Im alpinen Teil zweigen etliche Wege und Spuren ins Hochgebirge ab, z.B. an die Arbola (Ofenhorn, 3235 m), die Corni di Nefelgiu, di Ban bzw. deren Pässe, an den Lago del Sabbione. Leider war ich angesichts des morgendlichen Schundwetters zu knapp ausgerüstet für eine Hochtour.
Auf jeden Fall sollte man die wunderbare Hochgebirgsgegend des Valle Formazza auch per pedes erkunden, und vor dem weglosen, aber markierten Gebirge nicht schrecken. Die Bilder mögen für sich sprechen.
Am Lago del Vannino (2177 m) gibt es eine große bewirtschaftete Hütte. Diese mag sich als Ausgangspunkt für Bergwanderungen eignen.
Im Umkreis befinden sich zahlreiche sommerbewirtschaftete Berghütten. Ihr werdet jedoch telefonisch reservieren müssen, weil die Hütten generell stark von Gruppen belegt sind. Im übrigen sind die Hütten bei strengeren Haftbedingungen deutlich teurer als Gasthöfe im Tal.
Zur Orientierung im Gelände ist der kundige Gebrauch einer Wanderkarte unerläßlich.
Markierungen und Wegweisung besitzen hier noch nicht das narrensichere Niveau wie in der Schweiz.
Wanderkarten sind an den touristischen Versorgungsstellen zahlreich erhältlich.
Für den Gebrauch im abgelegenen Gebirge möchtet ihr bitte auch die Nutzung eines vollmagnetischen Richtungsweisungsgeräts vorsehen.
Karten Val Formazza
Neben der bereits im vorigen Kapitel anempfohlenen Generalkarte Schweiz No. 2 Östlicher Teil - Zentralschweiz
enthaltend Val Antigorio und Val Formazza in Italien
empfehlen wir sowohl zum Bergwandern im Formazza als auch für die bevorstehenden Passüberschreitungen die Anschaffung einer lokalen Wanderkarte in den dafür vorgesehenen Einrichtungen des Handels: Beherbergungsgewerbe, Trafik, Krämerladen, Tourismusbüro.
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