Kilometertabelle:
Formazza / Ponte - San Giacomo - All'Acqua 25 km
zu erheblichem Teil geschoben und getragen
Strada San Giacomo Riale - Passo di San Giacomo
Von der Cascata del Toce (Frua 1681 m) geht es in erträglicherem Anstieg nach Riale (1740), dem zweithöchsten Ort des Formazza.
Die Hauptstraße, eine nur sehr knapp 2-spurige Piste führt von dort nach Morasco (1743 m), wo an der Mauer des Morasco-Stausees der Fahrweg nach Bättelmatt (2112 m) und dann der nicht befahrbare Saumweg über den Griespass (2479 m) beginnt.
Am Ortseingang von Riale biegen wir jedoch Richtung San Giacomo / Val Toggia ab.
Ein Parkplatz, danach eine generelle Sperrung für alle Fahrzeuge [Divieto di transito], jedoch ohne Schlagbaum.
In der Illegalität versuchte ich noch einige Meter auf der unbefestigten, grob geschotterten Straße bergauf zu fahren, aber mit dem beladenen Rad bleibt einem bei dem sehr schlechten Belag sowie der deutlichen bis heftigen Steigung einen steilen Hang über Riale hinauf nichts anderes als Schieben - nein eigentlich Stemmen.
Die im Ausbau trotz altertümlicher Anmutung (Originalbefestigungen) erst 80 Jahre alte Straße lässt sich durchgehend nur mit MTB und ohne Gepäck befahren.
Sie ist zudem streckenweise als Wanderweg markiert, wobei den nicht wenigen Fußgängern Vorrang zu gewähren ist.
Auch ein Vierradfahrzeug kroch im Schritttempo.
Ebenfalls im Uno auf der Holperpiste herumkraxelnde Carabinieri nahmen an meinem Stemmend-Transit dieses verbotenen Wegs keinen Anstoss.
Der Aufstieg der San-Giacomo-Strasse auf die Toggia-Ebene bietet herrliche, atemverschlagende Ausblicke auf die steile Landschaft 'Ban' (bis 3027 m) die sich auf der anderen Seite über den Lago di Morasco (1815 m) erhebt, sowie Panoramablicke in den Walliser-/italienischen Grenzkamm und ins Basòdino-Massiv (Tessin)
Ein lohnendes Stemmen!
Val Toggia
Mit der letzten gemauerten Kehre schwenkt die Straße über den Hang auf die Val-Toggia-Ebene.
Hier gibt es eine Wirtschaft, in der man sich mit viel Glück nachverpflegen kann.
Das Ideal ist aber, ausreichend Verpflegung von Ponte aus hier hoch zu schleppen.
Sobald man oben ist, kann auch vollgeladen wieder gefahren werden, denn im flacheren Bereich ist der Weg auch feiner belegt.
Ein Stück auf die Staumauer des Lago del Toggia (2191 m) ist dagegen wieder steil und grobsteinig
Entlang des Sees steigt die Straße leicht zum schon sichtbaren Passo di San Giacomo an.
Meist ist Fahren kein Problem, einige Stellen sind aber doch hakelig mit einem 28"-Rad, daher: zwischendurch muss auch geschoben werden.
Dabei hat man immerhin Muße, die fantastische, von zerfurchtem Geberg am Monte Basòdino gesäumte Hochgebirgslandschaft wirken zu lassen. Beachtet die Lichtbilder!
San Giacomo
Dieser verwunschene Ort wird über die grüne Grenze am Ende des Lago del Toggia erreicht.
Hier ist auch die praktische Alp- und Passstraße zu Ende, und schon am verlassenen Zollhäuschen beginnt das Problem, ein über 50 kg schweres Velo auf ausgeaperten Almwiesenwegen in die Schweiz einzuführen.
Man strickt sich so durch. gelegentlich ist ein kleines Abladen erforderlich.
Mit dem Passübertritt (2313 m) wechselt das Panorama erbaulich auf die Rotondo-Gruppe des Gotthardmassivs.
Nach einigen Metern des Schiebens ohne Stemmen wird auf feucht-mooriger Mattenlandschaft der aus 2 kleinen Gebäuden bestehende Ort San Giacomo (2254 m) erreicht.
In unmittelbarer Nähe baut sich ein gewaltiger Reduit-Bunker auf mit Schiesslöchern Richtung Bel Paese und auch ins freundseitig gelegene Bedretto-Tal. Man bekommt nicht heraus, ob die Anlage noch besetzt ist, oder nicht, sie sieht immerhin voll funktionsbereit aus.
Ich fühlte mich dort jedenfalls ganz zuhause und machte es mir erstmal leicht, denn die Temperaturen lagen trotz Höhen erheblich über 2000 Meter im Wärmebereich (Juli).
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Alpe Formazzora
Nun die eigentliche Frage bei der Einreise in die Schweiz über den San-Giacomo-Pass:
Wie komme ich da eigentlich hinunter?
Tief unter uns tut sich das Val Bedretto auf, links ist der Nufenenpass (2478 m) mit der Strasse von Airolo zu sehen, in die andere Richtung erkennen wir schon die Sankt-Gotthard-Strasse, ausserdem einen ganzen Block der Adula-Alpen (St. Gottard-Massiv) in Richtung St.-Gotthard- und Lukmanier-Pass.
Auf schmalem Pfad sehr eng zwischen Felsschutt, halbmetertief ausgespült und mitunter ausgesetzt kraucht der Wanderweg (Saumpfad) nach All'Acqua via Stabbiasco den Hang hinab.
Das Gepäck ist abladebereit umsortiert, die Hecktasche trage ich stabilitätsfördernd am Buckel.
Mitunter muss das Velo doch weitestgehend aufgetrennt werden, um Eng- oder Balancestellen zu passieren.
So geht es Meter um Meter hinunter, bis irgendwann mal das Hospiz All'Acqua (1614 m) an der Nufenenstrasse sichtbar ist.
Dort müsste man hinunter, eigentlich gar nicht so weit.
Leider dauert das Hinuntergeviechere erheblich länger, als man denken würde. Vom Pass bis zur Strasse über Stabbiasco (dieser signalisierte Abstieg kam mir nicht so dramatisch vor) etwa 4 Stunden inkl. kurzen Pausen.
Etliche Stellen sind recht ausgesetzt, andere geröllig rutschig, auch darf der Erlebnishungrige durch einige Eisbäche waten.
Aber rundheraus gelingt der Abstieg doch ganz gut.
Bei der Alpe Stabbiasco direkt an der stillgelegten Militärseilbahn durchquert der stets gut markierte Weg sehr schlecht sichtbar die elektrisch abgegrenzten Weiden und die Wirtschaftsgebäude.
Es ist voll von brüllenden Viechern, Kacke und einem eher zahnlosen Hund.
Aufgrund meiner Aufmachung, aber auch als Ergebnis kurzfirstiger Orientierungslosigkeit strickte ich mich an den Hängen um die Alpe herum, was angesichts der Steilheit und der gefährlichen Elektroschocker-Bänder eher unerfreulich war.
Der Abstieg durch den Hochwald im Anschluss an die Alpe ist wieder sehr schön beschildert und gut schiebbar, allerdings sind noch genügend Hindernisse eingebaut und trotz reichhaltigen Bewuchses ist der Waldabstieg stellenweise in todbringender Weise ausgesetzt im Hang. Würde da nicht downhillen.
Zum Sonnenuntergang im Talboden errreichte ich schliesslich den Ticino-Fluss bei All'Acqua.
Unterkunft Val Bedretto
Hier gibt es keinen Zeltplatz (erst wieder in der Leventina in Faido), so ist man auf feste Beherbergung angewiesen und das Hospiz in All'Acqua drängt sich auf. Nicht spottbillig, aber bezahlbar (70 Franken Spezialpreis für ein grosses Zimmer als Einzel). Man ist auf Wanderer eingestellt, das Haus bietet Schweizer Standard.
Der nächste Ort Ronco ist ein ganzes Stück die Nufenenstrasse hinunter.
Insgesamt gibt es nicht allzuviele Gasthöfe im Bedretto
Wildzelten auf der Alm oben ist nicht erlaubt, aber es gibt wohl auch keinen, der das da oben nachschaut.
Der Sennerhund machte keinen sehr griffigen Eindruck
Bewertung Passo di San Giacomo
Von Nord nach Süd mit beladenem Rad nicht zu schaffen!
Mit MTB ohne Gepäck oder Enduro (auch gesehen) kein Problem, aber sehr steil!
Von Italien in die Schweiz mit Gepäck gut zu machen - entsprechende Kondition vorausgesetzt.
Erhebliche Schiebestrecken. Gepäckdemontage beim Abstieg teilweise nötig.
Ausreichend Zeit einplanen - es dauert länger, als ihr euch gedacht habt.
Rasen bringt dort oben sowieso wenig. Domodossola - Airolo in einem Tag mit Gepäck geht über Simplon/Nufenen, aber nicht über San Giacomo. Ausserdem ist das völlig an der Sache vorbei gefahren.
Zeitbedarf Ponte (Formazza) - All'Acqua (Bedretto) mit ca. 35 kg beladenem Reiserad (= 50+ kg):
etwa 9 - 10 Stunden inklusive angemessener Pausen.
26"-MTB ohne Gepäck: 5 - 6 Stunden
Beim Downhillen täte ich mal vorsichtig sein.
Punktezahl Passo di San Giacomo Ponte - Riale - San Giacomo - All'Acqua:
* * * * *
Karten Strada / Passo di San Giacomo
Hier sei auf die vorigen Seiten verwiesen und daran erinnert, dass trotz erstklassiger Signalisation auf der Schweizer Seite des Passes die Anschaffung einer Wanderkarte in Formazza den besten Überblick über das Gelände und seine Wegvarianten erbringt.
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