Kilometertabelle:
Conthey - Martigny - Bourg St. Pierre 64 km
Bourg St. Pierre - Grand St. Bernhard - Gignod 40 km
Teilstrecke auf voriger Seite beschrieben.
Route du Grand Saint Bernhard
Diese, eine der bekanntesten und touristisch meistbefahrenen Alpenstrassen, interessiert jeden Radler mit etwas Beinschmalz einmal.
Ausserdem ist sie weit und breit der einzige Übergang aus dem Wallis nach Süden (ausser Simplon).
Die Nordanfahrt aus der Schweiz gilt als verkehrsbelastet und im oberen Bereich als kräftezehrend.
In Martigny, wo Besorgungen gemacht werden können sowie Proviant gebunkert, stärken wir uns, und dann geht es auf der Route du Grd. St. Bernard (angeschrieben) bei La Croix ins Gebirge.
Am Beginn verfügt die tosende Schnellstrasse (Velo erlaubt) über akzeptable Randstreifen, teilweise auch als Kombispur.
Nutzt man jedoch konsequent alle rechterhand angeschriebenen Ortsdurchfahrten, entkommt man der durchweg als neue Umfahrung angelegten Schnellstrasse und findet sich auf der alten, nicht beschilderten Sankt-Bernhard-Strasse wieder.
Merkwürdigerweise gibt es auf dieser Strecke keine, bzw nur eine bruchstückhafte Velo-Signalisation. Sie ist auch in keiner der Schweizer Velorouten enthalten.
Auf diese Weise macht dann doch auch die Route du Gr. St. Bernard viel Freude, und blöd ist, wer dem Zeit-Höhenmeter-Wettfahren und Globalpositionsgerät hinterherlaufend die Schnellstrasse abspult.
Zwischen Sembrancher und Orsieres erwischt man mit wachem Auge gar ein Stück Altstrasse im Grünen an der Dranse, und zwar bevor die Schnellstrasse in die erste Galerie einfährt. Dieser verkehrfreie glatt asphaltierte Fahrweg flickt euch bis La Douay am Highway vorbei.
Oberhalb Orsières, das auch innerorts bequem durchquert werden kann, folgt dann eine längere Etappe auf der Hauptstrasse, aber man findet immer mal einen Feldweg, den man ein Stück weit nehmen kann.
Sowohl Liddes wie auch Bourg St. Pierre lassen sich auf der jeweiligen Altstrasse durchqueren - dabei sollte man St. Pierre mit einem langen Abschnitt des Strassenausbaus im 19. Jhd. keinesfalls auslassen, die höher gelegene Schnellstrasse ist da kein Vergleich.
Bourg St. Pierre eignet sich mit seinem schönen und relativ ruhig gelegenen Zeltplatz 'Grand Saint Bernhard'
auch als Übernachtungsstation für Velofahrer, die sich hohe Pässe gern auf 2 Etappen legen oder wenn es schon etwas spät für den Pass ist.
Oben ist das Nächtigen auf jeden Fall teurer und lauter.
Einkaufsmöglichkeiten bietet das winzige Gebirgsnest jedoch nur begrenzt.
Von Bourg St. Pierre, südliche Ortseinfahrt führt ein hübscher Fahrweg (= alte Trasse der Route du Gr. St. Bernard) neben der hier vollverkapselten Schnellstrasse zum Lac des Toules.
Vor der Staumauer gibt es einen eher holprigen Notpfad, über den man wieder in die Galerie der Passstrasse einschlüpfen kann.
Eine ganz schön üble Kletterei fast 100 Meter hoch, aber man spart sich 3 Kilometer dröges und bedrängtes Pedalieren in der Schnellgalerie.
Am Stausee selbst kommt ihr nur über die Schnellstrasse vorbei.
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Irgendwann ist es geschafft und die Ausfahrt 'Bourg St. Bernard' (1900 m)ist erreicht.
Oberhalb des Lac des Toules könnt ihr nochmal schnaufen, dann gehts ab in die Berge.
Die Wintersportstation Bourg St. Bernard ist im Sommer geschlossen, hier kann keine Verpflegung mehr gefasst werden.
Während der Durchgangsverkehr in den Tunnel gepackt wird, geht es für uns und ein Heer von Motortouristen auf der alten Route du Gr. St. Bernard in den Fels - dauerhaft steil bei 12 %.
Mit grossem Gepäck war das Emporstemmen ein Elend - nur gut, dass zuvor schon so viel geübt wurde.
Während der eine oder andere Kampfradler schniefend aber auch nicht viel schneller an mir vorbeizog, habe ich während des Angriffs keinerlei weitere Last-Radfahrer gesehen.
Dafür jede Menge freundliche Auto-Touristen, die mich anfeuernd die Strasse hochschlichen.
Obwohl die Strasse sehr eng, ungesichert und meist ohne Bankett ist, war es dank dieses Schleichverkehrs ein noch erfreulicher Anstieg.
Ich empfehle euch auf jeden Fall, ausreichend Branches de Nougat mitzuführen, ihr werdet sie auf dieser Route brauchen!
Die Strecke ist zwar ganz nett, gibt aber lange nicht soviel her, wie die übrigen auf dieser Tour besprochenen Alpenquerungen.
Am Hospice oben ist es so voll, dass ich nur mit Mühe parken kann und einen Platz für mein Ruhemöbel finde.
Nachdem die Physis wieder eingerenkt ist, springe ich schnell am unglaublichen Bernhardinertrubel vorbei, nicht ohne einen Schluck Wasser für 6 Franken 50 zu erstehen - immerhin ist oben in der klösterlichen Zurückgezogenheit der Berge das Waren- und Verpflegungsangebot voll vorhanden. Auch eine schnelle übernachtung werden die reichlichen Kapazitäten wohl für euch hergeben.
Die San-Bernardo-/Saint-Bernard-Abfahrt auf der italienischen Seite wird euch von brachialen Sicherungsbauwerken im Duce-Stil verschönt - immerhin können wir hier nicht unbeabsichtigt in die Tiefe gerissen werden.
Die dargebotenen Panoramen sind ihr Geld wert - leider hatte ich wieder einen Sommer-Regentag erwischt.
Typisch sind die unzähligen, meist in Schwärmen auftretenden Motocyclisti, die oft zwar zurückhaltend fahren, sobald es jedoch 20 Meter geradeaus geht, drehen sie es aus - man ist nur in dauerkurvigen Hängen vor ihnen sicher.
Talabwärts im Val d'Etroubles nach Saint Rhèmy mündet die alte Passstrasse in gefährlicher Weise in die Schnelltrasse, die sich nach Austritt des Tunnels aus den Gebirgen noch separat um einen ganzen Berg wickelt.
Ab dieser Stelle hat der Velo-Pilot wieder verloren und fristet in da und dort noch brauchbarem Bankett sein trauriges Dasein am Rande der Piste.
Insgesamt herrscht auf der Bernhard-Route ein Verkehr wie auf der B 10 in Stuttgart. Es hat mehr mit Sport als mit Naturliebhaberei zu tun, diesen Weg zu beradeln. Die Gegend ist aber eine durchaus angenehme.
Karten Route du Grand Saint Bernard
Dieselben wie bisher gebraucht - die unverfehlbare Strasse kann damit bestens überblickt werden.
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