Kilometertabelle:
All'Acqua - San Gottardo - Andermatt - Disentis 74 km
Teilstrecke in nächster Etappe beschrieben
Val Bedretto
Jenes ist schnell hinuntergefahren.
Ein paar Hinweise zur Benutzung:
Wie auf den oben ersichtlichen und vorangegangenen Fotos zu sehen, eine prächtige Gegend.
Man ist nun geneigt, eine völlige touristische Überschwemmung zu fürchten.
Aber nichts! Die begangenen Wanderwege waren menschenleer.
Die Parkplätze an der Nufenenenstrasse im Hochsommer nur mässig gefüllt.
Lediglich die Töffs heizen auf der schmalen, aber schnell ausgebauten modernen Strasse ordentlich hoch.
Wie in der vorigen Etappe beschrieben, ist auch das gastronomische Angebot recht begrenzt. Ich las, dass die Gemeinde Bedretto, das ist das gesamte Tal ohne Airolo nur 70 ständige Einwohner besitzt!
Das Val Bedretto sei hier also allen zur Sommerfrische empfohlen, die das Bad in der Menge nicht brauchen.
Ihr könnt euch das aber jederzeit geben am Sankt Gotthard:
Passo del San Gottardo - Val Tremola
Bei Airolo (1159 m) kommen wir an den imposanten Betonkringeln des neuen Gotthard-Aufstiegs samt Schiesseinrichtungen diverser Epochen vorbei.
Kurz darauf biegen wir vor der Tunnelausfahrt in die Stadt ab, wo wir zu unserem weiteren Fortkommen von der bewährten, narrensicheren Velosignalisation des Veloland Schweiz eingefangen werden, hier der Route No. 3
Auf der alten St.-Gotthard-Strasse geht es aus dem Dorf zwischen den weiter gespannten Serpentinen der neuen Schnellstrasse ordentlich den Hang hoch auf die Bedrina (1300 m), die erste Kampfstufe der Alpenfestung, wo das alte Forte Airolo als Touristenmuseum hergerichtet ist. Dazwischen läuft aber in altbekannter Weise viel schmuckes Militär umher, die alte Passstrasse ist ja auch die Velo- und Lauf-Übungsstrecke der Kasernierten.
Der im wesentlichen baumlose Südaufstieg kann im Sommer ganz schön aufheizen!
Das (moderne) Steinpflaster rührt euch beim langsamen Anstieg ganz schön durch.
Bei Motto Bartola (1527 m), wo sich weitere, noch in Betrieb befindliche Festungsgebäude befinden, ist die erste Stufe des Gotthard-Südanstiegs geschafft.
Bis hierhin wunderbare Aussichten in die Leventina und auf Airolo, die derjenige am besten goutiert, der nicht so auf Zeit fährt.
Auf einer gemauerten Brücke kommen wir dann in das enge, kesselartige Val Tremola mit dem berühmten Teil der Strada del San Gottardo.
Eine wunderbare Strasse, mässig steil, nach antiker Art restauriert, Originaltrassee von 1830, voller spannender Tiefblicke und Höhenaussichten.
Diese schöne Strecke (San Gottardo - Airolo) sollte trotz der vielleicht abgedroschenen Destination jeder Tourenradler mal bei schönem Wetter unternehmen.
Der Verkehr ist mässig und recht langsam, denn die Eiligen werden von den gegenüberliegenden Schnellweg-Einrichtungen nach oben geführt, sogar die wenigen Motorradler auf der alten Passstrasse fahren fast geräuschlos und andächtig.
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Irgendwann sind die vielen Serpentinen zu ende und es wird Zeit für den Kulminationspunkt - meinen die Oberschenkel.
Bei der Einfahrt in die Pass-Zonen ist es mit dem andächtigen Genuss schlagartig vorbei.
Der Rummel, den die Schnellstrasse auf die Mall von Sankt Gotthard Dorf (2109 m) spült, schlägt an diesem heissen Sommertag die Zeil in Frankfurt.
1000e springen da oben rum und erholen sich von ihrer anstrengenden Autofahrt.
Nach kleiner Pause, unter Vermeidung hier Getränk nachzufassen, stürzt sich der Autor die Nordrampe des San Gottardo hinab.
Die alte Strasse, signalisiert für den Veloverkehr, geht in stilgerechter Felstrümmerlandschaft unterhalb des Lago Lucendro vorbei und auf längerer Ebene ein Stück parallel zur verbauten neuen Strasse entlang der Gotthard-Reuss.
Kurz nach der Einreise in den Kanton Uri oberhalb des Mätteli ist die alte St.-Gotthard-Strasse schlagartig aus und wir müssen auf die neue Hauptstrasse einbiegen.
Ein überaus gefährliches Unterfangen an einem Ausflugsnachmittag, denn der Verkehr läuft hier Stossstange an Stossstange - zähfliessender Verkehr in fast 2000 Meter Höhe !
Der Kraftfahrzeug-Auftrieb auf der nur 2-spurigen Gotthard-Schnellstrasse ohne Kombistreifen ist ein reissender Strom, in dem nur mit gekonntem Bergab-Rollen bei adäquater Brems-Dosierung mitzukommen ist.
Auf der Gegenseite immer wieder kämpfende Packesel-Velos bei ihrer ersten Alpenüberquerung, dazwischen flitzen leichte Velo-Girlies in den neuesten Zürcher Aufmachungen mit Carbon und Campagnolo bergauf und natürlich ein Haufen Gestrandete am Grünstreifen, die nur noch liegen.
San Gottardo - wo sich die Velo-Welt trifft. Velo-Plus. Velo-Rose. Velotraum.
Bitte nehmt euch für dieses internationale Geläuf was Gescheites zum Anziehen mit und poliert eure Zahnräder.
Oberalp
Schon von weitem sind bei der Anfahrt vom San Gottardo bei Hospental die Kehren des Aufstiegs auf die Oberalp über Andermatt zu sehen.
Ich hatte doch einen Hitzetag erwischt und trotz Minimalbekleidung dachte ich einige Male daran zu sterben, als ich mich den völlig überheizten Südhang über Andermatt raufquälte - bei üblen Rangeleien mit den Auto- und Motorradwettbewerbern, denn die Oberalpstrasse ist trotz enger Serpentinen schnell ausgebaut. Der Töffansturm ist gradezu italienisch-gnadenlos.
Anheimelnd bei den notwendigen Atempausen ist das am selben Hang sich mit Zahnrädern emporschraubende Oberalpbähnli, die heutige bombastische Matterhorn-Gotthardbahn.
Nach dem Steilanstieg breitet sich die flache weite heisse Oberalp aus und die Konkurrenz lässt es voll krachen.
Wie schon überall zu lesen, kann man den Oberalppass als radtouristisches Erlebnis daher abschreiben, er ist und bleibt eine notwendige Zwischenverbindung, die wir - Zähne beissen und durch - schnell hinter uns bringen.
Die Oberalppasshöhe (2044 m) versöhnt mit der Verkehrsmisere. Sie bietet gefälliges Inventar:
Einen hübschen See, das Bähnli fährt daneben direkt am Ufer, wir fahren mit.
Das Mopedvolk hat abgebremst und hängt mit Flasch Bier am Parkplatz ab, während wir am Seeufer wunderliche Berg-Ausgestaltungen bestaunen.
Hoffentlich retourniert das Radauvolk wieder nach Andermatt.
Karten Zentralschweiz
Die in den vorigen Etappen gepriesene Generalkarte Schweiz No. 2.
Das Mitschleppen der einschlägigen Veloland-Routenführer No.3 und No.2 kann man sich getrost sparen - die mit Werbescheiss zugemüllten Bücher ziehen euch nur bei den vorangegangenen Wanderetappen den Berg runter, während Signalisation bzw. Strassenführung in unserem Revier absolut stringent sind.
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