Agia Roumeli - (Fähre / ferry) - Gavdos / Agios Ioannis 10 km
Agios Ioannis / Lavrakas (Beach, 2 Tage / 2 days) 0 km
Überfahrt
Endlich !
Endlich Gavdos. Die Fähre legte kurz in Agia Roumeli an und 2 Autos gingen von Bord. Sonst war es absolut leer. Meine Fahrkarte erhielt ich unkompliziert beim Zahlmeister. Agia Roumeli - Gavdos 21,- EUR. Der Schalter in Agia Roumeli war geschlossen.
Die Überfahrt bei bestem Sommerwetter dauert etwas mehr als 2 Stunden und war auf der leeren Fähre mit ganz wenigen Passagieren (Montag) äußerst angenehm. Schöne Ausblicke auf die steile Südwestküste Kretas. Nennenswerten Bordservice gibt es nicht. Kaffee kann man bekommen.
Das Schiff lief über die spannungsvoll erwartete Nordküste mit den Nacktbadestränden Sarakinikou (nur noch ein Restchen), Agios Ioannis und Lavrakas nach Karafe östlich auf der Insel ein.
Im neuen Hafen Karafe wartete schon deutlich mehr buntes Volk auf die Einschiffung nach Kreta.
Karafe, Sarakinikou
In Karafe gibt es am Pier ein relativ stark besetztes Kassenhäuschen der Fährgesellschaft Anendyk mit ausführlichem Anschlag über Fahrplan und Preise.
Man kann 4 Tage die Woche fahren (Sommersaison).
Dazu eine freundliche beschlagene Fährfrau, die einem auf Gavdos herzlich willkommen heißt.
Das sind doch andere Töne!
Karafe verfügt außerdem über einen Mini-Market, er ist beschränkt, aber meist offen. Auch Treibstoff sollte es irgendwo geben.
Auf der steilen Auffahrt auf die Inselhauptstraße (Asphalt) geht es nun an den Fußgängern von der Fähre vorbei Richtung Sarakinikou.
Wer mit dem vielen Camping-Zeugs nicht laufen kann, für den gibt es den Inselbus (Ruine, aber fährt).
Ein erster Augenschein führt uns ins nahegelegene Sarakinikou (Beach).
Die Zufahrtsstraße von der Inselhauptroute ist unbefestigt. Der Strand ist mittlerweile eine Art Dorf mit vielen befestigten und unbefestigten Baracken. Der Mini-Market war mittags geschlossen und sah sehr dürftig aus. Aber immerhin die Chance auf Wasser. Am Strand war kaum Betrieb. Es gibt auf einer Düne zwischen den Baracken eine Art Hain, das sollte wohl die Nacktzeltgelegenheit darstellen. Nacktzelter oder überhaupt Campierende waren nicht zu erblicken.
In einiger Entfernung davon gibt es eine Stranddusche.
Agios Ioannis, Zugang
Zurück auf der Hauptstrecke steuerte ich an der Küste über Sarakinikou mein Ziel an, Agios Ioannis (Beach).
Man sieht nur 2, 3 Baracken-Häuser von der Straße aus, die über eine unbefestigte Zufahrt erreicht werden sowie einen angelegten Parklatz, der jedoch recht leer war. Eine Wirtschaft mit Rooms ist stark plakatiert.
Vor Ort erblickt man dann noch weitere Baracken mit Tavernen und, oh Wunder, einem Mini-Market, der auch geöffnet schien. Ebenfalls angeschrieben sind ein Klo und 2 Duschen mit Wasser.
Dort hört der Weg unvermittelt auf. Von einem Ort zu sprechen wäre übertrieben.
Wo gehts denn hier zum Cämping? Ich suchte in verschiedene Richtungen, ehe ich hinter der letzten Taverna eine faschingsbunte Installation fand, die auch Abfall hätte sein können.
Eine fußläufige Erkundung brachte die Gewissheit, daß es sich hier um das Eingangstor des Strandparadieses handelte, indem es eine Felstreppe hinab geht durch einen Trockenbach und auf der anderen Seite wieder Stufen herauf. Eine Inschrift klärte darüber auf, daß hier die autofreie Zone beginne. In der Tat kann man mit Fahrzeugen aller Art die anstehende flache Klippe nicht überwinden, nur zu Fuß.
Das Fahrrad wurde zerlegt und in Einzelkommissionen über die Klippe gehievt.
Wo sie zu Ende ist, fängt ein markierter Wanderweg durch die riesige Sanddüne an. Auch mit Geländereifen kann man das beladene Rad kaum durch den Sand schieben, also muss es wieder in Portionen geteilt werden, die peu à peu den Dünenweg entlang befördert werden. Eine Heidenarbeit!
Es sind schon die ersten Kampfnackten zu treffen, die mit Einkaufstaschen beladen von der Versorgungszone kommen. Dort fiel mir allerdings niemand in textilfrei auf.
Das Schuhwerk der jungen Menschen hier ist barfuß, aber um ein Fahrrad durch den mit zahlreichen scharfen Kalkfelsen durchsetzten Dünenweg zu schieben, kann ich nach eigenen Versuchen nur davon abraten, denn zu schnell hat man sich beim Hieven die Zehen an den Steinen zerfetzt.
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Agios Ioannis, Strand und Zelten
Nach gut 2 Stunden war das Werk vollbracht und Velo mit Gepäck fanden sich hechelnd am ganz zuhinterst, ca. 1 km entfernten Hauptstrand an der großen bewaldeten Düne ein.
Nun musste noch mühsam ein kommoder Platz auf der steilen Düne gefunden werden. Es existieren zahlreiche leere, schon erschlossene Zeltplattformen.
Ich entschied mich für einen Platz direkt am Strand, was ich später wegen dem zeitweise starken Wind mit viel Flugsand bezahlte, gegen den ich mein Decathlon-Zelt 'Quickie' verteidigen musste. Das Meer ist nachts laut, aber man gewöhnt sich. Es ist bio.
Oben auf der hohen Düne gibt es windgeschütztere Plätze unter alten Juniper-Bäumen (eine spezielle Wacholderart, die baumartig wächst) sowie unter anderen großen Koniferen.
Die gesamte Naturausstattung dieses weiträumigen Zeltplatzes (ohne Eintritt) ist inklusive des traumhaften Strandes ein Idyll. Es sind dutzende oder sogar hunderte Zeltstellen auszumachen. Müll ist fast gar nicht zu sehen, obwohl es keinerlei Tonnen gibt.
Leute sind auch nur wenige zu erblicken. Die Meisten bedeckt, am Wasser aber textfrei.
Viele arbeitslose junge Griechen sollen monatelang hier den Sommer verbringen. Im Ganzen ist es international bunt.
Ich baute mich auf.
Einkaufen musste ich nicht, da ich aus Agia Roumeli genügend Güter mitführte.
Später suchte ich doch Kiosk und Taverne auf und trank ein bestens gekühlt erhältiches Mythos (Beer) auf meine glückliche Ankunft im Paradies.
Den Dünenweg kann man unbekleidet bewandern, ab der Zivilisationsgrenze ist jedoch Höschen vorgeschrieben.
Den nächsten Morgen verbrachte ich mit Strand sowie später einer eingehenden Besichtigung der Düne von Agios Ioannis, was angesichts der idyllischen Natur ohne Müll viel Freude bereitet. Böse Tiere gab es nicht. Agios Ioannis ist auch wie die gesamte Insel Gavdos komplett schnakenfrei im Gegensatz zum stechmücken-verseuchten Kreta.
Dazwischen besichtigte ich die Hippie- und FKK-Kolonie und hatte einen Spaziergang auf den noch berüchtigteren Nachbarstrand Lavrakas.
Lavrakas
Schilder warnen bei Besteigung der nächsten Klippe vor dem Absturz, das macht natürlich jeden neugierig.
Man sollte schon einen sicheren Tritt haben. Sicherungen gibt es keine und der Weg hat Schlüsselstellen, die als eher gewagt zu bezeichnen sind. Ausgerechnet dort staut sich dann der Verkehr. Die Fans tragen ihren Hausstand auf Kraxen und in der Hand gefährlich überladen und barfuß über die Klippe. Entgegen kommend der Verkehr zu den Magazinen des Kaufladens, um Essbares zu bunkern.
Hat man die Klippe überwunden, beginnt wieder ein markierter Dünenweg.
Der Strand Lavrakas ist wunderschön mit kristallklarem Wasser.
Einige Hippie-Haushalte sind unter Bäumen ersichtlich.
Am Strand stehen die beiden von Nackt-Urlaubern gebauten Brunnen, deren Benutzung mit Schildern verdeutlich ist. Ein Neger wäscht seine Sachen im Süßwasser aus der vorderen Zisterne.
Die schöne Idylle wird von einer weitläufigen Baum- und heidebewachsenen Dünenlandschaft bekrönt, in der sich stundenlang umherstreifen läßt. Es sind Spuren ausgetreten und man findet sogar einige 'Gebäude', die allerdings leer zu stehen scheinen.
Trotz intensiver Bemühungen fand ich leider keinerlei Spur zur das Ganze überragenden Kapelle Agios Ioannis auf dem Felsen zwischen beiden Stränden.
Da der Wald spitzige Zweige abgibt (hauptsächlich der Juniper), sollte man zum Nacktwandern dort Sandalen dabei haben.
Ich sah übrigens auch 1, 2 Spanner in Wanderklamotten herumgeistern, was die dort hausenden jungen Menschen jedoch nicht davon abhielt, sich ab dem mittäglichen Erwachen in ihrer Schönheit zu zeigen.
Lavrakas - sehr 'remote', aber ein Traum.
Geordnete Klos und Duschen sowie die Versorgung mit Alk und Trinken liegen allerdings eine halbe Stunde Fußmarsch mit Klettern weit weg. Es wird, glaube ich, nur in den Wald geschissen.
Der Strand läßt sich bequemer von Sarakinikou mit dem Boot erreichen. Einen kommerziellen Pendelverkehr gibt es nicht.
Abends ein kühles Bier in der Wirtschaft. Die 3 Tavernen in Agios Ioannis sind freundlich und überraschend gut bestückt. Herrliches Panorama in die Levka Ori (Weiße Berge) nach Kreta.
Die Strand-Haute-Volée, auch vom entfernten Lavrakas, zieht die Batikhosen auf und trifft sich zum Intoxieren beim Sundowner in der Kneipe direkt am Zugang zum Paradies.
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