Kilometertabelle:
Koutsounari - Ierapetra - Myrtos - Tertsa - & retour 70 km
Koutsounari - Ierapetra - Myrtos - Ano Viannos - Pirgos 91 km
Pirgos - Charakas - Mimaou - Krotos - Miamou - Platanos - Petrokefali - Pitsida - Matala 81 km
Koutsounari (Camping)
Der von der Hauptstraße unübersehbare Platz (einer der wenigen überhaupt vorhandenen kommerziellen Zeltplätze auf Kreta) stellte sich als Agglomeration von Holzverschlägen mit darin gepflanzten Oliven dar. Immerhin für Schatten war so gesorgt. Die Verschläge liegen abseits der Hauptstraße Richtung Strand.
Diese Schafställe sind nicht gerade schön zum Zelten. Der Platz ist auch sehr schnakig, vermutlich durch die intensive automatische Bewässerung. Man muss das Zelt schließen und gegen Schnaken sprühen.
Es existiert eine späte Rezeption (bis 24.00 Uhr) und ein ebensolang geöffneter Platzladen.
Die Preise lagen auf deutschem Niveau. Allerdings gibt es in der Nähe auch genügend andere Läden mit Öffnung bis Mitternacht. Es ist eine Hardcore-Gegend.
Der inbegriffene öffentliche Strand ist nicht gerade der Bringer - Discount-Niveau.
Der Hammer war dann 2 Tage später eine mir als Heimatveranstaltung angepriesene nächtliche Schlagersause, die bis fünf Uhr früh bei rechts angeschlagenem Regler über den ansonsten leeren Platz zur Detonation kam.
Da keine Touristen am Platz waren, rückten die örtlichen griechischen Granden in dicken Merzedessen und Gelände-SUVs zum Fraße und zur Alkoholisierung an, um sich den Blues der finanziellen Krise von der Seele zu jammern. Und wie man weiter von Finanzamt und Bank unbehelligt seine Einkünfte ins Schwarze bringt.
An Schlaf war nicht zu denken. Ähnlich auf weiteren Zeltplätzen der Insel.
Ierapetra
Die Stadt bietet gute Versorgungsmöglichkeiten, man muss diese allerdings erstmal finden.
Der Hafenbezirk ist ganz nett für Fotos geeignet, der Rest ist Baracke.
Ganz klar ist das Angebot Ierapetras auf die östlich liegenden Pauschalreisegettos ausgerichtet, wenn die Touristen mal Ausgang bekommen.
Von Koutsounari aus besuchte ich den Ierapetra nächstgelegenen FKK-Strand in der Nähe von Myrtos, Tertsa. Eine längere Anfahrt ist nötig und der Strand lohnt es kaum. Clothing optional vor der Kulisse von Gewächshäusern und ohne richtigen Schatten. Er liegt hinter einer Schwelle, die für normale Fahrzeuge unpassierbar ist am Ende einer unbefestigten Uferstraße. Allerdings gab es auch am schönen Strand direkt unter der Uferstraße unverfrorene Nackte.
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Oros Dikti / Messara
Ich wollte weiter Richtung des sagenumwobenen Südwestens und folgte der Südküstenstraße, die bei Myrtos, ein schöner, aber einfacher Strandort, Richtung Dikti-Gebirge schwenkt.
Die Steigungen in praller Sonne sind für die Leidensfähigen oder Elektro-Antrieb. Es nimmt schon ziemlich mit, sich 100e Meter über die Küste raufzukurbeln.
Steil, steil immer nach oben geht es weiter, während wenigstens Wald auftritt und die Temperaturen an Strenge verlieren.
Bis über 700 m oberhalb von Ano Viannos steigen wir so, im Inneren der Berge war es wolkig und es sprühte sogar etwas. An den Südhängen der Insel streifen sich Wolken vom Meer her ab. Am Hang Richtung Messera dann wieder kräftige Sonne.
Ano Viannos ist das erste größere Dorf seit den Vororten von Ierapetra. Hier kann man Trinken nachfassen.
Folgend geht es weit bergab in die Olivenpflanzungen der Messara-Ebene hinein. Eben ist es noch lange nicht.
Am seeseitigen Rand der Messara stehen nochmal Berge an der Küste, das Asteroussia-Gebirge. Um zu meinem Tagesziel zu kommen, der Ort Pirgos mit Übernachtungsmöglichkeit, musste ich den Fuß des Asteroussia wieder hochradeln.
In Pirgos lachte mir ein schon unterwegs angeschriebenes Zimmer bei der Bäckerin. Wie ich befürchtete, ist es nichts für Langschläfer, neben der Backstube zu wohnen. Radeln ist Schlaflosigkeit.
Obwohl ich nur mit knapper Not kurz vor Torschluß ins Ziel kam, wollte ich ein Essen im Ort wagen.
Wie fast überall, lagen sich mehrere Wirtschaften in harter Konkurrenz, obwohl dort keinerlei Touristen zu sehen waren. Ich entschied mich für das leicht abgewetzte Etablissement einer Alten in Schwarz. Erstaunlicherweise konnte die etwas Englisch und die Topfdeckel flogen nur so, während sie mich, ihren ersten und einzigen Gast diese Woche mit irgendeinem tantigen Standardessen bediente. Es schmeckte schlecht, wie so oft in Kreta, aber es gab Bier. Zum Schluß war ich pappsatt. Die handgekritzelte Rechnung auf einem gebrauchten Zettel wies dann den Betrag von 2 Essen aus - Mahlzeit. Ich händelte nicht lang rum, da ich fertig war, sondern zahlte der Alten ein Geld - es war so viel wie für ein Essen in Deutschland.
Sowas hat man öfter auf Kreta.
Leider hatte ich keine Kamera dabei, und das Handy war abgeschmiert.
Als ich am nächsten Tag wiederkam, um das Foto der Taverne im original griechischen Stiel der 70er Jahre nachzuholen, war sie verbarrikadiert bis zum nächsten Opfer.
Asteroussia
Ich wollte nach Diskos / Lendas zu einem berühmten, abgelegenen Hippie-Strand jenseits der Berge.
Man muss erst die Berge über der Küste ganz rauffahren, dann geht es über 400 Meter runter. Zurück dito. Das sollte ungestörten FKK-Genuß garantieren.
Beim Erstürmen des an und für sich sehr netten Asteroussia-Gebirges ereilte mich aus dem Nichts ein Unwetter in den Felshängen. Bevor der große Guß evident wurde, erreichte ich gerade noch eine der überall verstreuten Kirchen, welche für mannigfache Notlagen Schutz gewähren.
Das seegewitterartige Unwetter drückte Unmengen von Wasser gegen die Betongkirche, durch eine winzige Öffnung für den Weihrauch sprühte es naß ins Innere. Es waren keine Blitze, sondern eine unablässige Disko krachte vom Himmel. Innerhalb von Minuten fiel die Temperatur um 15 Grad. Noch im heißen Koutsounari war mir gesagt worden, daß es im September nie regnet.
Draußen floh eine Schafherde über die spitzen Felszacken nach unten in die Sicherheit.
Ich hatte mein Gefährt gerade noch unter die Betonveranda des Heiligtums evakuieren können, während Sturzbäche den Berg runterkamen. Nach einer halben Stunde, konnte ich trocken an wärmere Klamotten heran.
Das Wetter wollte sich im weiteren nicht recht bessern.
Ich schaffte es noch auf den Hochpunkt Krotos und sah mir das übelst kochende Lybische Meer an (Liviko Pelagos). Nein, das wollte ich nicht. Insbesondere, da ich gefangen wäre in Lendas, bis ich bei evtl. wiederkehrendem Sommer den Berg raufkrauchen könnte.
Diskos gab ich allen Verlockungen zum Trotze auf.
Von Schauern umwölkt und Donner gejagt fuhr ich ab auf die Messara und nun sollte es eben Matala sein.
Ich erreichte Matala, den berühmten Hippie-Cämping-Ort auf überschwemmten Straßen und baute am Zeltplatz unter den Steinzeithöhlen, der offen, aber unbemannt war, in einer Regenpause mein Zelt in den nassen Sand.
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