Kilometertabelle:
Agios Ioannis - Kastri - Vatsiana - Tripiti - Kastri - Agios Ioannis 30 km
Agios Ioannis - Sarakinikou - (Fähre / ferry) - Paleiochora 14 km
Gavdos Inselinneres
Selbstverständlich musste mein Aufenthalt auch dazu genutzt werden, zum angeblich südlichsten Punkt Europas zu gelangen. Es ist schon sehr konstruiert, aber die Südspitze von Gavdos liegt tatsächlich südlicher als die spanischen Enklaven bei Marokko.
Ich startete von Agios Ioannis direkt in Richtung Kastri.
Die befestigte Straße von Sarakinikou geht direkt nach dem Abzweig zum Strand in eine unbefestigte Piste über, die zunächst noch recht weit ist. Sie führt steil hinauf zum Heliport, dem Flugplatz der Insel über Agios Ioannis. Es waren überall noch frische Bauarbeiten an der Straße zu sehen. Angeblich sollen diese in Verbindung mit der geplanten Umwandlung von Gavdos in eine Industrie-Insel stehen. Die Straßenvergrößerung soll nun wohl den Heliport schneller erschließen. Dort ist übrigens nichts und niemand.
Die eigentliche Fortsetzung der Straße geht im Neubaufieber etwas unter, sie liegt in einer unscheinbaren Kurve. Danach verengt sie sich zusehends. Man fährt an einer Stichstraße zu Lavrakas vorbei, wobei der Strand aber nicht mit Fahrzeugen erreicht werden kann und zu Fuß ist es wohl auch weit.
Nachdem der Fuß des zentralen Berg der Insel, der Pefkias, erklommen wurde, kommt das an seinem Hang gelegene Kastri, die alte Inselhauptstadt in Sicht. Das Dorf besteht aus teils 2-stöckigen sehr einfachen Bauten, teils aus Baracken.
Kastri verfügt über eine Bäckerei, die gleichzeitig Wirtschaft und Mini-Market ist und wohl auch über einige winzige weitere Tavernen, die aber nur zur geheimen Zeit offen halten.
Die Bäckerin ist sehr tüchtig und das Backwerk schmeckte köstlich. Wer sagt, man müsse darben auf der ehemaligen Gefängnisinsel Gavdos?
Unser Weg führt uns dann direkt an die südliche Steilküste. Man reduziere den Schwung, es gibt keinerlei Sicherungsbleche. Das Gavdos-Plateau bricht direkt ab in die Tiefe.
Starker Wind. Herrliche Aussicht auf das in der Sonne tausendfach glitzernde Lybische Meer. Ebenfalls zu sehen Kreta im Norden mit dem Dikti-Gebirge und den Weißen Bergen.
Bald ist der Wind-exponierte südöstliche Inselort Vatsiana erreicht. Hier soll es zum Cap Tripiti runtergehen.
Vatsiana ist nichts. Eine Kirche, größer als die von Kastri. Die Kirchen sind ohnehin die einzigen richtigen Gebäude hier, außer den neuen Hafen-Bauten von Karafe.
2 Häuser scheinen noch bewohnt. Die allseits angekündigte Taverne hat geschlossen - kein Wasser zu kriegen!
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Tripiti
Der Weg von Vatsiana hinunter zum Cap ist beschildert. Erst unbefestigt fahrbahr, bald sehr grob durch eine hitzedurchglühte brache Landschaft. Bald erkennt man von oben den strandartigen See Aliki am Cap Tripiti.
Autos trauen sich hier nicht mehr runter. Irgendwann ist auch mit dem Radeln Schluß. Über einem zerfallenen Hof (wie viele Ruinen auf der früher stärker bewohnten Insel) verliert sich der Weg, den bis zu dieser Stelle auch nur echte Geländefahrzeuge passieren können.
Es folgen Felsstufen und an der aufgelassenen Siedlung der Übergang in einen Wanderweg, der über enge Stufen das Kliff herab führt. Es gibt dort etwas Schatten und eine Bank.
Ich ließ mein Rad stehen und ging dann, auch wegen der Großen Hitze direkt zum Nacktwandern über.
Leute waren zunächst gar keine unterwegs.
Am Fuß des Kliff wird der Weg dann bequemer, und, um die Unsicherheit zu dämpfen, in kurzen Abständen mit Meterangaben beschildert.
Nun kann es ja nicht mehr weit sein!
Der trockene See Aliki direkt vor dem Cap ist doch matschig-schlickig und nicht ganz einfach zu queren. Die Strandputzete hat hier Müll zwischengelagert.
Der kiesig-steinige Strand selbst ist höchst sauber, das Meer ist aber viel unruhiger als an der geschützten Nordküste.
Als schöner Dekor liegt ein lybisches Flüchtlingsboot am Strand. Man scheint es also geschafft zu haben. Lybien liegt noch über 200 km weiter drüben.
Das felsbogige Cap mit dem bekannten Stuhl von unbekanntem Künstler ist nun schnell erreicht. Ich war allerdings nicht oben, muss ich zu meiner Schande gestehen. Ich aß Kuchen und trank mein Wasser an einem improvisierten Strandlokal.
Auf dem Rückweg kamen mir mehrere ebenfalls erwartungsfrohe Leute entgegen gewandert.
Wegen meiner Kleidung gab es keine Diskussionen.
Bergauf schob ich dann wieder eine lange Strecke in der Hitze. Kurz vor Vatsiana war ich stark zerflossen und führte erstmal eine Flaschendusche durch.
Dann konnte es per Pedal weiter gehen nach Karafe über Kastri. Korfos schenkte ich mir. Ich kaufte noch ein paar Sachen, denn in Sarakinikou war der Laden wieder geschlossen, wie ich mir schon dachte.
Abends Agios Ioannis, von dem ich mich mit 2 Bier betrübt verabschiedete.
Wir kommen wieder!
Sarakinikou - Überfahrt Agia Roumeli
Am nächsten Tag wollte ich mir die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre mit einem Besuch von Sarakinikou vertreiben. Der Strand ist zwar schön, aber die Atmo ist irgendwie verzwungen und nicht locker. In einer der mehreren Wirtschaften saßen Leute mit bissigen Hunden, die sie Richtung Strand herumspringen ließen, in anderen Etablissements wurde still gesoffen.
Ich brach zeitig nach Karafe auf und reihte mich in das bunte Treiben der zahlreichen Heimfahrer. Saisonende! Die neuen Hinweistafeln überall auf der Insel waren schon zugeklebt mit Tüten, die sie vor der garstigen Winterwitterung schützen sollten.
Noch aber war es heiß mit strahlendem Himmel - jeden Tag Sonne Sonne Sonne.
Während zur gleichen Zeit auf Kreta teils übles Wetter herrschte - man konnte es auch übers Meer sehen.
Das kleine Gavdos liegt noch vor dem Bergstau des großen Kreta und beglückt mit stabil gutem Wetter bestimmt noch den ganzen Oktober.
Die Rückfahrt bei bestem Himmelblau und beschwingter See war nun deutlich lebendiger durch zahlreiche Reisende. Bunte Hippies verschiedener Couleur und einige neugierige Touristen und Spanner.
Die Fähre war schwer hinter der Zeit und gab Gas, um in Agia Roumeli den Anschluß nach Paleiochora zu kriegen. Es half nichts - die Verspätung war zu groß. Man stimmte sich aber ab und die große Fähre von Agia Roumeli nach Paleiochora, die die gebrauchten Touristen aus der Samaria-Schlucht schaufelt, wartete auf den Anschluß.
Am Pier drückte fast die gesamte Besatzung auf einmal raus, um das Schiff zu kriegen. Gleichzeitig drängten dutzende von Touristen und Autos auf die Fähre aus Gavdos, die nach Chora Sfakion weiterfuhr.
Ich spurtete glücklich durch das Chaos und vertäute mein Rad auf der bis zum Anschlag mit lärmigen Pauschaltouristen vollgeladenen Fähre nach Paleiochora.
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