Kilometertabelle:
Paleiochora - Grammeno (2x) 19 km
Grammeno - Gialiskari Beach - Grammeno - Paleiochora 32 km
Paleiochora
Der Touristenschwall auf der Fähre von Agia Roumeli macht deutlich: wir sind wieder im Zivilisationsbereich angekommen.
In Sougia fährt der Dampfer am total ausgebuchten FKK-Camping des dortigen Ortsstrands direkt neben der Straße vorbei. Es wurde mir als idyllisch angepriesen.
Gut, daß ich Sougia auslassen musste.
Massen drängelten sich von der Fähre in die Busse, doch es blieb noch eine gute Restladung für Paleiochora, wohin das Schiff im letzten Abendlicht die Felsküste entlang glitt.
An der Mole Geschrei und Schlepper.
Ich warf den Motor an und heizte Richtung Camping Paleiochora östlich vor der Stadt. Es war schon dunkel. Der Platz war geöffnet, aber niemand mehr im Empfang.
Ich baute mich nach längerer Suche im Dunkeln irgendwo hin, es waren etliche Leute da. Na ja !
Leider wurde die Nacht länger als gedacht, da gegenüber ein Sangesetablissement untergebracht ist ('Night Club') das die gesamte Nacht bis zum Morgengrauen für griechische Schlager mit voll aufgedrehtem Regler sorgte. Live!
An diesem schrecklichen Ort würde ich nicht weiter verweilen. Früh um 8 baute ich zusammen und verschwand, ohne die Nichtleistung einer Nächtigung zu zahlen.
Auch einige andere Zelte fehlten bereits.
Der Empfang war aus verständlichen Gründen immer noch unbesetzt. Wahrscheinlich mitgefeiert!
Nie mehr Camping Paleiochora!
In dem quirligen kleinen Ferienort gibt es viele Rooms. Hunderte.
Ich wollte jedoch mein Glück nochmal beim Zelten versuchen und zog nach einigen Erledigungen im Ort auf den Zeltplatz im westlich gelegenen Grammeno um.
Die Stadt Paleiochora selbst ist freundlich und rappelvoll mit Touristen. Man bekommt alles, preislich hinnehmbar. Vor allem kann man sich nach der Durststrecke auf der einsamen Insel auch mit Barem eindecken.
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Grammeno
Der Empfang des schrottigen, aber recht großen Platzes war morgens zur besten Abfahrtszeit wieder unbesetzt. Ich schaute mich um und fand eine Strandbar, mit einem Fuzzi. Und ein großes Schild: CAMPING.
Der Fuzzi erklärte sich als absolut unzuständig fürs Campen, auf renitentes Insistieren allerdings nahm er das bereitliegende Strändhendi zur Hand und smartete.
Es würde jemand kommen. Ich solle wieder zurücklaufen (und niemals wieder kommen).
Im Büro traf ich neben den obligatorischen Zierhunden bald einen jungen Mann, der mir sagte, er könne das nicht machen, ich soll woanders hinfahren oder mich einfach irgendwie hinstellen in den ganzen Schrott. Ich hatte allerdings schon Reste anderer Kunden erspäht.
Über der Theke befand sich ein Aushang des Finanzamts:
'Zahlen Sie bares Geld nur gegen Sofortaushändigung einer Quittung. Zahlungen ohne Beleg werden unbarmherzig geahndet.'
Nachdem ich meinen Wunsch nach 2 Übernachtungen durchdrückte, kamen wir an die Preiskalkulation (es gab keinen Aushang), die dem Lehrling große Schwierigkeiten machte.
Wie ich später feststellte, zahlte ich mit 1 Person Fahrrad mehr pro Nacht als parallele Touristen 2 mit Wohnmobil. Deshalb kam es mir auch wieder teuer vor.
Dann auch noch mein Zahlungswunsch!
Das Kerlchen nahm umständlich das Geld, gab etwas heraus und ich fragte nach der Quittung fürs Finanzamt. Das verneinte er und ein lautstarker Streit entspann sich um das Ausstellen der Quittung. Ich sah genau das dicke Belegbuch und erklärte, wie man es ausfüllt. Die meisten Durchschreibsätze frei, völlig unregelmäßig da und dort mal ein Durchschlag über kleinste Summen. Ich schrie solange, bis das Miststück eine Quittung über 26,- EUR (2 Nächte 1 Pers.) ausfüllte Zeile für Zeile, widerstrebend 'ich kann das nicht - ich darf das nicht', irgendwo in den Stapel des Formularbuchs reingehauen. Aber dann hatte ichs und ging mir einen schönen Strandplatz suchen. Der Zeltplatz liegt abseits der Straße ruhig - dachte ich.
Den Tag verbrachte ich am örtlichen FKK in Grammeno - sehr klein auf einer schmalen Landzunge, aber landschaftlich nett. Baden ist nicht so gut wegen vielen großen Steinen.
Abends Stadt. Es gab Essen, gar nicht mal so übel. Ich wählte ein Institut etwas im Abseits und bekam für wenig Geld das erste wirklich gut gemachte Essen auf Kreta direkt vom Koch kredenzt (Fischsuppe mit Zubehör).
Zudem Internet, was auf Gavdos entbehrt werden muss ohne Funktelefon.
Zurück in Grammeno stellte ich fest, daß ich mein Zelt neben einen Hundezwinger gestellt hatte, der untertags als solcher nicht erkennbar war. Nun aber waren die Viecherln erwacht und bellten lustig zu mir rüber.
Die ganze Nacht bellten die Wauzi aus voller Seele und ich konnte wieder eine Schlafeinheit abschreiben. Sofort würde ich mich morgen beschweren. Zum Umstellen war ich aber noch nicht motiviert.
Gialiskari
Anderntags wollte ich den östlich von Paleiochora gelegenen Nacktbadestrand Gialiskari Beach erproben.
Eine staubige Piste führt dorthin, die von zahlreichen herumbrausenden Autos gründlich zerwühlt wird. Dazwischen Fußgänger.
Der Strand, etwa 3 km östlich von Paleiochora, ist ein zweigeteiltes, streng reglementiertes Ensemble einmal mit und einmal ohne Höschen. Parkplätze, Taverna, Liegen, Spielgelegenheit.
Der FKK-Abschnitt besitzt nur kostenpflichtig beschattete Plätze. Exakt nach der Sonne ausgepeilte kinderlose Schweizer, Österreicher und Preußen grillieren nach mitteleuropäischem Reglement. Man liest A&W oder Schöner Wohnen und berät sich erschrocken über die Meldung, 1/3 aller modernen Künste sei gefälscht. Unser Giacometti etwa auch?
Ein gewisser Gegentrend zu den wilden Hippie-Küsten, die wir bereits besuchten, aber sehr gepflegt.
Ich nacktwandelte ein wenig auf dem direkt vorbeiführenden Pilgerpfad E6. Das Gelände lohnt es.
Die folgende Nacht am Hundezwinger war eine der schrecklichsten.
Wie ich herausfand, bellte sich die eingezwingerte Bluthundrotte mit der Rotte nicht eingezwingerter Schoßhunde gegenseitig nieder. Die Zwergwauzerln fingen immer wieder neu an.
Es wurde mir dann zu bunt und ich jagte das Elendsgevieche quer durch die Landschaft ins Meer.
Zwar beschwerte ich mich wortreich bei der am nächsten Tag angeeilten Pächterin (Hundesammlerin, Tierretterin), die meinte aber nur lachend, ich solle erstmal noch 1 Woche bleiben.
Zeltplätze bei Paleiochora: Ungenießbar!!
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