Kilometertabelle:
Fraga - N II - Bujaraloz - Alfajarin - Zaragoza 135 km
Zaragoza - Canal Imperial de Aragón - Figueruelas - Pedrola - Pozuelo de Aragón - Borja - Tarazona 97 km
Tarazona - Sierra de Moncayo - Ágreda - Puerto del Madero - Soria 90 km
Teilstrecke auf nächster Seite beschrieben (Ágreda - Soria)
Fraga - N II
Das Städtchen Fraga an der Grenze Aragóns ist schon deswegen bei Radlern unbekannt, weil es eigentlich nur über die Autobahn gut zu erreichen ist. Ich habe es als Abkürzung Richtung Zaragoza besucht.
Die Stadt ist sehr lebendig und bevölkert. Es fehlt eine stringente Wegweisung. Fraga zerfällt in eine Neustadt jenseits des Flusses Cinca und eine schwer navigierbare Altstadt, über der eine merkwürdige Betonschachtel thront, die man für eine verunglückte Kirche aus der Franco-Zeit halten könnte. Ist es aber nicht, sondern der Klotz ist ganz neu gebaut 2007, um die darunter befindliche mittelalterliche Burgruine (nicht mehr sichtbar) einzuhausen. Zweck: Da in der dachlosen Burgruine gerne Veranstaltungen abgehalten wurden, kann man nun auch in den wenigen Monaten mit Regen trocken feiern. So ist Spanien. Armut auf hohem Niveau.
Fraga verfügt über einen durchaus schönen Zeltplatz mit gutem Service. Er liegt auf einem Berg über der Altstadt, unterhalb umgeben von einem Steinbruch. Schwierig zu finden. - Digitalkarte benutzen. Den trockenen Böden Zentralspaniens geschuldet, ist der Untergrund nicht so luxuriös, aber es gibt Schatten und sogar einen nutzbaren Pool. Preiswert.
Aus der Stadt heraus nach Westen auf die hier wieder aus der Autobahn ausgeleitete N II geht es lange mit 8% den Hang auf eine Tafelebene herauf. Dort gibt es auf sehr lange Strecke nichts. Die reizlose N II habe ich dabei nur zur Zeitersparnis genommen. Die ursprüngliche Absicht war, kleine Straßen am Stausee des Ebro entlang zu fahren, was aber mindestens einen Tag mehr erfordert hätte - ich war zu stark hinter der Zeit. Obwohl auf der Kombispur gut und sicher zu befahren, empfehle ich allen statt der geraden Nationalstraße den bergigen Ausflug am Ebro.
Zaragoza - Canal Imperial de Aragón
Wenn die Nationalstraße dem Ebro beischwenkt, werden die Ortschaften wieder dichter. Kurz vor Einleitung in die Autobahn im Osten Zaragozas wird die N II zur Schnellstraße und ihr müsst rechtzeitig abfahren (keine Wegweisung). Digitalkarte verwenden, ebenso zur Navigation in den Ortskern Zaragozas.
Während auf den National- und Landstraßen Spaniens der Verkehr sehr gesittet und vor allem auch ohne Raserei abläuft, ist in der Großstadt Zaragoza eine höhere Dynamik spürbar. Es gibt ein ausgebautes Radwegenetz entlang der Straßen, jedoch keine Signalisation für Velo.
Zaragoza ist eine überaus reichhaltige, schnelle Stadt, es lohnt sich etwas zu bleiben. Ich war jedoch noch schneller und flog nur durch. Keine Zeit. Da sich am späten Samstagabend mit viel Rummel kein schnelles Hotel für mich ergab, zog ich auf dem Stadtcamping im Westen ein, wo auch viel Rummel war, aber auch ein gutes Service. Das Camping ist riesig mit gigantomanischen Anlagen. Dabei war es doch recht preisgünstig. Aufgrund der parkplatzartigen Anlage hat es mir nicht gut gefallen.
Der Startpunkt am nächsten Tag war ideal, da das Camping unmittelbar in der Nähe des Canal Imperial de Aragón liegt, an dem ich das Ebro-Tal ein Stück herauf fahren wollte. Der Kanal verfügt über eine begleitende Radpiste (unbefestigt). Sie ist ein für unsere Ansprüche rauher Betriebsweg, mit MTB-Reifen aber zu fahren.
Da Sonntag war, begegnete ich einigen Ausflugs- und Kampfradlern. Die Piste ist über weite Strecken schattenlos, bei Zaragoza gibt es noch Bäume. Man berührt nur wenige Orte.
Eine originelle und praktische Kreuzung hat der Kanal bei Figueruelas, wo Wasser (früher auch zu Transporten genutzt), Schnellbahnstrecke und Autobahn sich übereinander schneiden. Die Autobahn verfügt über einen Rasthof, den man vom Kanal aus erreichen kann, Eindruck bei die Kraftfahrern schinden und sich verpflegen.
Ich folgte dem Kanal noch eine Ortschaft, dann bog ich in die Berge Richtung Castilla ab. Das Kanalradeln war extrem heiß.
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Aufstieg nach Tarazona
Wie schon am Vortag, gebar die Hitze Mittags die schönsten Gewitter. Man sah sie von weitem. Es waren Wölkchen. Die Gegend an den westlichen Hängen des Ebro ist ganz kahl bis auf die Hundertschaften von Windmühlen, die hier überall angebaut werden. Da haut jedes Gewitter ordentlich rein.
Schon kurz nach meinem Aufstieg in die Hänge erwischte es mich auf freier Strecke. Es gab überhaupt keinen Unterstand, allerdings habe ich auch kaum etwas an. Ich ließ mich im Sitzen durchregnen und wechselte nach dem raschen Aufbessern meine Sachen und weiter. Ringsherum funkten die nächsten Gewitter. Es ist irgendwie typisch für das Ebro-Tal im Mai.
Und alles alles voller sprießender Windmühlen.
Weiter oben in den Bergen wird es grüner, aber auch noch regnerischer. Historische, unverbaute Orte. Ab Borja nutze ich die Nationalstraße 122. Dichter Verkehr, aber wie überall im Land großenteils mit ausgezeichnet nutzbarer Kombispur oder mindestens befahrbarem Bankett.
Tarazona erreichte ich in Wolkenbrüchen.
Ich fand sofort eine sehr schöne, gepflegte Pension. Der ältere Inhaber sprach tadellos Englisch und surfte anscheinend ganztags Internet. Mäßiger Preis.
Tarazona ist eine wenig bekannte, aber historisch reichhaltige, freundliche kleine Stadt. Unverbaut. Wer den Aufstieg auf die kastilische Hochebene (Meseta) von Zaragoza aus unternimmt, wird es besuchen und zu schätzen wissen.
Sierra del Moncayo
Das miese Wetter ist Kennzeichen des Traufs der Meseta. Es blieb mir treu, als ich Tarazona auf einer Nebenstrecke Richtung St Martín del Moncayo verließ. Die als Fernverkehrsstraße gestelzt ausgebaute Hauptstraße Richtung Soria ist für Fahrrad gar nicht empfehlenswert.
So kam ich nochmal in den Genuß einer echten Rennrad-Bergwertung. Daneben erfreut dort eine waldreiche, angenehme Gebirgslandschaft. Auch die Sonne stellte sich wieder ein.
Verkehr und Straßenausbau / Radfahren alle bereisten Regionen Spaniens
Wie bereits auf den vorgehenden Seite ausgeführt, traf ich von der Grenze an auf ein hervorragend und neu ausgebautes Fern- und Landstraßennetz. Auf den breiten Fahrbahnen mit exzellentem Belags- und Markierungszustand ließ sich hervorragend auf einem mitasphaltierten Bankettstreifen oder auf einer Kombispur, die schmaler ist, als ein voller Fahrtstreifen, radfahren. Hiervon ausgenommen sind innerörtliche Straßen, die oft in schlechterem Wartungszustand sind.
Die neu angelegten Nationalstraßentrassen sind allerdings oft kilometerlang geradeaus in die Berge gesprengt und mit Höchststeigungen ausgestattet, die auf 40-Tonner aktueller Leistungsklassen zugeschnitten sind, in der Regel 5-7%, gelegentlich bis 8%. Dabei ist ein ständiges Steigen und Fallen, generell ohne Schatten in Kauf zu nehmen.
Auf Steigungsstrecken wird die Kombispur in der Regel durch eine Kriechspur aufgezehrt, die allerdings nicht dem Kriechverkehr vorbehalten bleibt, sondern alle Teilnehmer, egal in welchem Tempo, scheren auf die Kriechspur. Wenn der Radfahrer durch auffällige Farben erkannt wird, ist meist ein Spurwechsel auf die Hauptspur die Regel. Knappes Überholen findet man eigentlich gar nicht.
Die Kriechspuren scheren jeweils kurz nach Ende der Steigung in die Hauptspur ein und der Kombistreifen beginnt wieder. Ein Prinzip, das in ganz Spanien gilt.
Auch manche mehrspurigen Straßen, sogar die Autobahn, sind mitunter auf der Kombispur (bei Mehrspurigkeit eine volle Spurbreite) mit Rad befahrbar. Ein Hinweis darauf ist das Fehlen eines Radfahrverbotsschilds (gleiches Zeichen wie in D, oft auf einer Kombinationstafel) an der jeweiligen Auffahrt.
Das soll aber nicht freie Fahrt auf allen Schnellstraßen bedeuten. Oft hat eine Schnellstraße die vorhergehende Landstraße ersatzlos geschluckt und nun muss auch der niederrangige Verkehr die Schnellstraße ein Stück mitbenutzen.
Das Tempo über Land, auch auf allen Schnellstraßen, ist niedrig und reizt im Gegensatz zu anderen bekannten europäischen Ländern die Höchstgeschwindigkeiten nicht aus.
Der Fahrstil des Schwerverkehrs ist meist zurückhaltend und der Radfahrer wird nicht bedrängt.
Gute Voraussetzungen, um in Spanien flott über Land zu kommen.
Die niederrangigen alten Straßen mögen recht nett sein, aufgrund der gebirgigen Topografie sind sie für das Vorwärtskommen meist wenig ideal (gilt weniger für flache Landstriche). Man muss erheblich längere Strecken dafür einkalkulieren.
Voraussetzung für die Nutzung der größeren Nationalstraßen ist die Fähigkeit, lange Steigungen durchzuhalten, Hitze zu vertragen (in den heißen, niederen Regionen), Verkehrskompetenz, leistungsfähige Bremsen und auffällige Farben, sowie das zeitige Auftanken von literweise Wasser, weil es oft nur wenige Ortschaften mit Läden an der Strecke gibt. Auch ist die lange Mittagspause (von ca. 13.00 Uhr, manchmal früher! - 16.00 Uhr) einzurechnen. Einige wenige Betriebe, z.B. Schnellstraßenraststätten / -tankstellen bieten durchgehende Öffnung.
Das hervorragende, an vielen Stellen in den letzten 2 Jahrzehnten gleich 2x neu trassierte Straßennetz Spaniens ist nichts für Genußradler oder Radeln mit Kindern.
Diese fahren aber gerne auf den als Jakobsweg (Camino de Santiago) beschilderten Wanderwegen spazieren, die das ganze Land durchziehen. Ich habe nirgendwo dort Radfahrverbote gesehen.
Signalisierte Fernradwege gibt es im Landesinneren nicht.
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