Kilometertabelle:
Alcántara - Brozas - Navas del Madroño - Arroyo de la Luz - Cáceres 94 km
Römische Brücke von Alcántara
In sengender Abendhitze erreichte ich die Stadt (ein Dorf), Hauptziel meiner Radrunde.
Erwartungsvoll stürzte ich mich die gut ausgebaute Straße zur Brücke herab, wo ich wenige Augenblicke später ankam.
Das knapp 2000-jährige Bauwerk ist mitsamt der Uferrampen und dem weiteren Zubehör in dem hervorragenden Zustand, in dem man es von Bildern kennt. Man kann mit dem Auto drüber fahren, freigegeben bis 20 Tonnen.
Über die Brücke, die im weiteren Verlauf der Straße noch ein kleineres Schwestermodell über einen weiteren Fluss besitzt, das ich allerdings nicht besuchte, führt eine Straße mittleren Rangs zu einem Übergang nach Portugal.
Die 6-bögige mörtellos gefügte römische Brücke von Alcántara (von arabisch 'die Brücke') wurde nach ihrer Errichtung im Jahr 106 ein wichtiges strategisches Ziel insbesondere in der Zeit der maurischen Kolonisation.
Um sie zu bewachen, legten die Römer bereits ein Kastell (überbaut) an, später wurde der Ort von den Arabern weiter befestigt. Ein spanisches Schutzkloster (erhalten) und ein Fort (Reste) folgten nach der Reconquista. Insgesamt 3 der 6 Brückenbögen wurden zu verschiedenen Zeiten mit unterschiedlicher Gewalt zerstört, um den Transit zu verhindern. Sie wurden jedesmal nach einiger Zeit wieder weitgehend original instandgesetzt. Eine Generalsanierung der Brücke Mitte des 19. Jhd. brachte die Höhenbegradigung der Fahrbahn durch Auffüttern der Seitenbögen und Auffahrrampen sowie einen sanierten Fahrbahnbelag im originalen Stil und eine neue Brüstung. Sie ist nach wie vor für den Verkehr ausreichend statisch stabil.
Der zur Schneeschmelze stark steigende Fluss Tajo wurde durch die direkt oberhalb der römischen Brücke gelegene, 130 Meter hohe Staumauer von Alcántara mit fast 100 km langem Flussstau in den 70er Jahren reguliert.
Alcántara
Die idyllisch über der Schlucht des Tajo gelegene Stadt weist ein geschlossen historisches Ortsbild mit einer teilweise erhaltenen maurischen Befestigung, ertüchtigt im Mittelalter, auf. Viele Gebäude sind allerdings (gepflegte) Ruinen. Ein Streifzug durch die Stadt ist voll schöner Motive. Majestätisch nisten überall Störche, noch mehr als in den zuvor schon befahrenen Gemeinden der Extremadura.
Die Last durch Touristen ist mäßig.
Leider war der gegenüber der Tajo-Brücke mit schönem Ausblick liegende Zeltplatz geschlossen. Die Schließung sah längerfristig aus. Im Ort gibt es nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten, von denen die größte, die Hospeteria (staatliches Hotel ähnlich Parador) im Kloster Conventual de San Bartolomé überaus empfehlenswert ist. Das Gebäude aus dem 15. Jhd. ist hervorragend saniert und im spanischen Design-Schick dekoriert. Riesige Zimmer mit allem Komfort und schöne Gesellschaftsräume mit Gastronomie.
Preislich war das Logis mit EUR 56,- für ein Einzel mit gehobenem Frühstücksbuffet geschenkt.
Im Palais lustwandelte die bessere spanische Gesellschaft, die tief in den Bankkrediten verwurzelt ist, zum Wochenende. Es störte wenig. Guter Geschmack verbindet.
Alcántara - Cacéres
Nach Cacéres auf dem Weg nach Mérida, welches ich unbedingt noch besuchen wollte, muß man nun wieder Richtung Osten zurückfahren. Ansonsten kann man gleich hinter Alcántara verkehrsarm in den Alentejo (Portugal) überwechseln. Ihr solltet, so ihr in der Extremadura am Radeln seid, auf gar keinen Fall Mérida auslassen!
Ich wählte zurück eine andere Strecke, mit der ich direkter nach Cacéres gelangen konnte. Auch sie ist eine niederrangige Nebenstrecke.
Durch eine ähnlich spektakuläre Findlings- und Granitplattenlandschaft wie bei der Hinfahrt (vorige Seite) geht es nun über 3 weit auseinanderliegende Ortschaften zurück auf die Nord-Südachse der Extremadura. Der Verkehr ist geringfügig höher, da es sich dabei um die Hauptverbindung nach Alcántara handelt.
Die Ortschaften, insbesondere Brozas, haben alle ihren Charme und lohnen einen Stopp. Gnadenlos heiß ist es auch, da ist ein Moment Schatten willkommen.
Nach Arroyo de la Luz gleiten wir von viel Verkehr begleitet in das städtischen Umfeld von Cacéres.
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Cacéres
Die Stadt wird von keinem holländischen Womo ausgelassen und ist in allen Spanien-Reiseführern präsent.
Beim Einrollen in das auf Hügeln errichtete Cacéres nehmen wir außer den schnellen Verkehrsanlagen sich in der Höhe rasch zu 16-Geschossern steigernde Blocks mehrerer Baujahrzehnte wahr, die die Stadtsilhouette formen. Diese halten sich bis ins Zentrum der Stadt.
Im allerinnersten Zentrum ein paar Gebäude des 19. Jhd., auf der Plaza Mayor der Zugang zur winzigen eigentlichen Altstadt, die den touristischen Ruhm von Cacéres ausmacht. Der Hauptplatz ist abends um 7 gnadenlos von lärmenden Touristenhorden geflutet, die auch die letzten der tausenden Gastronomiestühle im Freien besetzen.
Die mittelalterliche Altstadt von Cacéres besitzt durch die recht großen hohen Gebäude mit etlichen Prunktürmen monumentalen Charakter. Die Gassen sind eng, man kann nur zu Fuß durch. Bevor die Hybris konkurrierender Provinzgrafen die überdimensionierten Paläste, die förmlich aneinander kleben, hinein zwang, standen hier wohl kleine Häuser, von den einige ganz wenige die Bauwut überdauerten. Die das Ganze begrenzenden Mauern sind deutlich sichtbar aus arabischer Zeit - die Anlage hat etwas von einer Kasbah mit Renaissance-Ausstattung. Das also hat Cacéres so bekannt gemacht. Schmählich wenige der 1000en Touristen sind zwischen den immerhin angenehmen Schatten vermittelnden Mauern unterwegs. Diese sitzen lieber draußen vor dem Tor bei Pommes mit Weinschorle und Pizza. Dafür erscheint ein Pfau auf den Mauern im Inneren zur Werbung für ein unterbesetztes kleines Restaurant im Altbereich.
Ich versuchte nach einem doch 1-stündigem Rundgang auch mein Glück in der Gastronomie, wurde aber als Einzelteilnehmer ignoriert.
Ansonsten logierte ich auf dem weit außerhalb der Stadt an einer Schnellstraße gelegenen Campingplatz von Cacéres. Dieser ist ein Großplatz mit viel Rummel. Die Besonderheit ist die Parzellierung mit eigenem Sanitärhäuschen (alle Bereiche dezidiert), was mich in die Lage versetzte, mal meine Sachen gründlich zu waschen. Wenig Schatten. Ansonsten sehr sehr unruhig und nicht ganz billig. Mit dem Rad ist die Innenstadt mangels Radanbindung nur über umständliche Kletterpartien zu erreichen wegen der bergigen Topografie.
Cacéres verfügt überraschenderweise über ein neu gebautes Radwegenetz. Es nützt allerdings wenig zum Erreichen der Innenstadt und wird entsprechend kaum frequentiert. Es ist auch extrem steil stellenweise - sollen da nur Sportler rollen? Die nutzen wie ich die Hauptstraßen.
Was mich an Cacéres dann doch faszinierte, war die moderne Baukunst mit ihren zahlreichen Ausformungen von Menschenlagerplätzen. Ich fuhr am Tag nach der Altstadtmisere noch stundenlang umher und besichtigte Wolkenkratzer. Im Parterre finden sich zudem die originellsten Geschäfte, die die Kauflust wecken. Es wird ungebrochen weitergebaut.
Verdikt Cacéres:
Es lohnt weit weniger, als die begeisterten Womo-Touristen glauben machen wollen. Das Eigentliche ist winzig und die Wirtschaften drumherum sind überlaufen. Von außen ist die ganze Stadt eine gewaltige Ansammlung von Wohntürmen (wie im Mittelalter, nur größer).
Den heißen und lauten Zeltplatz außerhalb evtl. meiden und ein Hostal in der Stadt suchen (erleichtert auch die Besichtigungen).
Oder gleich nach Mérida durchrauschen.
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