Kilometertabelle:
San Vincenzo / la Torraccia - (Piombino - Portoferraio - Portoferraio - Piombino - ) San Vincenzo / la Torraccia 112,5 km
Fährhafen, Überfahrt
Von la Torraccia, einer Gegend zwischen San Vincenzo und der Hafenstadt Piombino radelte ich recht früh los, in weiser Voraussicht mit kleinem Gepäck.
Die Straße nach Piombino ist breit, schnell und wellig. Der Radfahrer wird mit dem rasenden Verkehr nicht mithalten können. Er rette sich in den stellenweise zur Kombispur erweiterten Seitenstreifen.
Vor Piombino wird eine mehrspurige Schnellstraße daraus. Angesichts stärkerer Steigungen kurz vor der Stadt bleibt dem Radler nur der Gehsteig als sicheres Terrain.
Alternativ gibt es jedoch eine Strecke auf einer kleineren älteren Straße (natürlich auch wellig) über Pogetto. Rechtzeitig den Abzweig suchen!
In Piombino findet man recht unkompliziert zum Fährterminal und hat dort im Buchungscontainer die Wahl des rechten Fährmanns auszuüben.
Hierzu wird auf Webseiten zu Elba viel geworben und gestritten.
Ich gab mal dem etwas rückständigeren Etablissement den Vorzug, ich habe mehr Freude am Schiffefahren, wenns so alte scheppernde sind, wo der Rost schon raustrielt :-)
Kosten der Überfahrt nach Portoferraio (1 Fahrrad + Pilot) : 22,50 € inkl. zurück!
Fahrplan: nach Portoferraio dicht, bis 21.00 Uhr (Rückfahrt - Angabe UNVERBINDLICH, das ändert sich immer mal), andere Fährhäfen werden erheblich lückenhafter bedient.
Freie Wahl der Verbindung, die Tickets sind aber nicht unter den Gesellschaften konvertierbar; bis unmittelbar vor Abfahrt buchbar.
Die Fähre war im September bei bestem Hochsommerwetter nur teilweise belegt, das Laden flott und man stand sich nicht auf den Füßen.
Das Fahrrad war im Pkw-Deck auf Restflächen vor der Bugbrücke abzustellen.
Mangels schiffseigener Halterung hab ichs an Prallstangen der Bordwand angeschlossen, damits nicht umfliegt.
Elba
.. war mir ohnehin unwägbar, denn meine schlechte Karte sprach kein eindeutiges Wort über die Beradelbarkeit der Insel.
Doch hört man: frisch gewagt sei halb gewonnen, und so verließ ich Portoferraio, ein geschäftiges kleines Kaff, nach gründlichem Einkauf im Supermercado, um für jeden Eventualfall Stärkung mitzuführen.
Ich hatte beschlossen, eine Inselumrundung zu wagen, und zwar nach Westen um den Monte Capanne, und wenn zur vorletzten Fähre noch Zeit blieb, wär Porto Azzuro und Rio nell Elba auch noch dran, aber da war ich mir nicht so ganz sicher, da ich dort einen 500 Meter hohen Berg im Weg fand, welchen ich auch schon zu Wasser sorgenvoll erblickte.
Zunächst geht es auf dem Insel-Highway aus der Stadt raus, dann wirds gleich bergig und die Straße etwas kleinräumiger, allerdings quält sich schon ein ziemlicher Verkehr hier in der Gluthitze den Berg rauf, ohne Schatten.
Mit hängender Zunge erreichen wir den Abzweig nach Biodola, wo man wieder Wasser sieht und in der gewünschten Richtung auch etwas Bäume.
Weiter der Hauptstraße entlang nach Procchio, ein Strandbad mit allerhand Versorgungsmöglichkeit und teilweiser Autobeschränkung.
Ein Erfrischungsaufenthalt am kostenfreien Strand ist aber nicht drin, denn es ist einfach zu voll da, und das kostet uns zuviel Zeit.
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Die Küstenstraße fängt dann ab Procchio höllisch an zu steigen, dafür bietet sie allerhand Schatten, tolle Aussichten, und läßt uns mit allzuviel Autoverkehr in Ruhe. Im Westen der Insel sind hauptsächlich Touris auf der Piste, und die fahren alle sehr gesittet und sehr langsam, denn die wollen ja was zum Gucken sehn.
Dessen ungeachtet gibt der Radler hier sein letztes, und er entsinnt sich angenehm der allfällig erleichterten Alpenüberquerung, denn hier geht es, kaum ist man mal unten angelangt, gleich wieder in die Höhe, und das in einem fort - bei mittlerweile weit über 30 Grad im Schatten. Bloß weg mit den Klamotten !
Das schönste Stück Steigung ist zweifelsohne der Monte-Capanne-Hang von Marciana Marina bei 0 nach Poggio und Marciana auf nahezu 700 Meter.
Man kriecht tausenderlei Serpentinenwerk empor, während ausladende Wohnmobile auch nicht viel schneller als wir an uns vorbeiheulen.
Na, da lohnt sich, daß wir das Paßfahren schon 1000 Kilometer zuvor eingeübt haben.
An den diversen Verschnaufpunkten ungläubige Blicke, denn die Automobilisten finden, daß sie sich hier schon motorisiert völlig verausgabt hätten.
Mit frisch erholtem Schwung gehts auf herrlich angelegter Steilküstentrasse um den Westbogen der Insel, der ist baumlos und gnadenlos, und auf der ganzen Tour wars noch nicht so herb, aber auch so großartig wie dort.
Die Straße ist im übrigen 1a gepflegt, der gemeine Tourist führt so Motorräder oder auch Sportautos darüber hinweg, dies allerdings dermaßen ergriffen und verhalten, daß man als Radler nichts Schlimmes zu befürchten hat.
Dem Italienskeptiker sei auch hier nochmal kundgetan, daß es an der Küste überall picobello sauber und rein ist, lediglich im Inneren der Insel beim Urinieren erblickte mein Auge in den Schluchten hin und wieder die sterblichen Überreste von Fahrzeugen, die es nicht geschafft hatten.
Nach diversen An- und Abstiegen über dem Meer geht es dann nach Marina di Campo noch mal ordentlich ins Gebirge, und wenn man die bereits absolvierten 55 Insel-Kilometer in den Beinen hat, ist das nicht mehr lustig und nur noch in kleinen Schritten zu schaffen.
Der blaue Osten (Porto Azurro) wurde an dieser Stelle aus meinem Tageskalender gestrichen, denn der war weder mit der letzten Fähre, noch mit den restlichen Möglichkeiten meines Kreislaufs zu bewältigen.
Da die Zeit ohnehin knapp wurde, auch der Tag zog sich schon zur Ruhe, sah ich mich genötigt, ab Lacona den direkten Weg nach Portoferraio zu nehmen über den Monte Orello drüber, und nicht auf der Hauptstraße außen herum.
Der kleine Nebenweg ist zwar fast autofrei, aber man bekommt keine Serpentinen zur Erleichterung serviert, sondern steigt senkrecht in den Hang hinein, und da heißt es für einen schon reichlich überstrapazierten Radler: absteigen und schieben :(
Mit letztem Schwung und letztem Licht erreichte ich Portoferraio, und suchte im Dunkeln erstmal mein Schiff, welches weder da noch irgendwo angeschrieben war.
Nachdem der vermutete Anlandungspunkt ausgemacht war, aß ich erstmal zu Mittag, denn vor lauter Bergen war ich den ganzen Tag nicht dazu gekommen !
Nach angenehm kühler Überfahrt fuhr sich das letzte Stück an Land von Piombino nach la Torracia auf zappendunkler Schnellstraße ziemlich übel.
So geschafft war ich die 2 Wochen bisher noch nicht.
Elba: Schön - doch auch schaurig!
Karten Elba
Die in der vorigen Etappe vorgestellte Kümmerly & Frey 'Regionalkarte 7 Toscana' 1 : 200.000, die das wahre Unglück auf Elba verschleiert (ist auch keine Rad- sondern eine Autokarte).
Ich empfehle, sich einen eigenen Elba-Schnitt zu kaufen, z.B. eine Wanderkarte. Für einen Tagesblindflug reicht aber die 1:200.000er auch, verirren kann man sich auf der Insel kaum.
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